Taktische Annäherungen
By efferdan@… (Christian)
Die Taktik der Hephaistos und der Artemis lernen sich kennen – daher ein CoPo von Tom & Effi.
</NRPG>
<RPG>
#Ort: Artemis, Brücke
#Zeit: MD 20.1520 vor dem JV
„Danke, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen“, begann Reece das Gespräch mit dem ehemaligen TAK. „Die Versetzung kam für mich sehr überraschend. Ich hoffe, von Ihnen trotz vertauschter Rollen lernen zu können.“
Der Acamaraianer lächelte und schüttelte leicht den Kopf.
„Keine Sorge, Ensign. Ich habe vollstes Vertrauen in den Captain und stehe ganz hinter seinen Entscheidungen. Der Rang steht dabei an zweiter Stelle. Ich freue mich tatsächlich, für die kommenden Aufgaben entlastet zu werden.“
Reece nickte und dachte ähnlich. Der Rang war tatsächlich nebensächlich, solange die Abläufe funktionierten, auch wenn dies bedeutete, dass er einem Ranghöheren Befehle erteilen müsse.
„Ferner tragen Sie demnächst die Verantwortung für die taktischen Entscheidungen“, fügte Amun mit einem Lächeln hinzu.
„Das heißt jedoch nicht, dass ich Sie nicht brauche. Sie kennen das Schiff und ich habe Ihrer Akte entnommen, dass Sie eine besondere Belobigung erhalten haben.“
Amun nickte, ging jedoch nicht weiter darauf ein.
„Was wollen Sie wissen? Haben Sie spezielle Fragen?“
„Der blaue Alarm“, antwortete Reece, wie aus der Pistole geschossen. „Bisher habe ich nur darüber gelesen und weiß, dass er die elektromagnetische Signatur des Schiffes minimiert, ähnlich den antiquierten U-Booten im 21. Jahrhundert.“
„Selbstverständlich. Wir brechen demnächst zu unserer nächsten Mission auf. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen jetzt einige grundlegende Informationen gebe und wir die weiteren Details unterwegs besprechen?“
„Das klingt gut. Dann habe ich in der Zwischenzeit auch Gelegenheit, mich damit vertraut zu machen.“
-=/=-
#Ort: Artemis, Brücke
#Zeit: MD 1.0720
#Crew: Artemis
Nachdem die Artemis neben der Hephaistos angedockt hatte, erteilte Samsaan an fast alle Anwesenden der Brücke Befehle. Reece stand an seiner Konsole, hörte dem riesigen Caitianer zu. Die taktische Station hatte keinen direkten Auftrag erhalten, doch er hatte eine Idee.
„Sir“, wandte er sich anschließend an ihn.
„Mrr. Azuma?“
„Wenn Sie einverstanden sind, setze ich mich ebenfalls mit der taktischen Station der Hephaistos in Verbindung.“
„Tun Sie das. Haben Sie etwas Spezielles im Sinn?“
Der Ensign stand aufrecht und deutete auf Amun und seine Station, während er sprach.
„Ich denke, es wäre gut, wenn auch unsere Verbündeten den Blauen Alarm und die für uns damit einhergehenden Gefahren verstehen.“
Der Trillmischling bestätigte und bedankte sich beim EO.
Amun der Acamaraianer stand neben ihm und für einen Augenblick sahen sie sich kurz in die Augen. Die Situation war für beide mindestens ungewohnt. Der Ranghöhere nickte unmerklich mit einem leichten Lächeln und Reece wandte sich an die COMM.
Via war zwar ebenfalls Caitianerin, weckte in ihm jedoch keinerlei ähnliche Assoziationen wie der erste Offizier. Sie tippte bereits hektisch auf ihrer Konsole herum, um die angeforderten Informationen zu sammeln. Daher sprach Reece ihren Stellvertreter Solva an.
„Ensign, können Sie mir eine Verbindung zur taktischen Station der Hephaistos herstellen?“
Der Vulkanier nickte und wenige Augenblicke später bestand eine Audioverbindung, an deren anderem Ende sich eine leise Baritonstimme meldete.
„Sir, Ensign Reece Azuma, TAK der Artemis, hier. Hätten Sie Zeit für einen gemeinsamen Austausch? Dann könnten wir Ihnen auch gleich ein Briefing über die Schleichfahrt geben.“
[„Das ist ein sehr vernünftiger Vorschlag“], erhielt Reece eine Antwort. [„Ich werde mit dem Captain sprechen, inwieweit Sie auch Freigaben haben, die Besonderheiten der USS Hephaistos zu erfahren.“]
Dass Ajur als Mitglied von TASK zumindest rudimentäre Kenntnisse über Missionsprofil, Aufgaben und technische Fähigkeiten der Artemis hatte, musste er seinem Gegenüber weder auf die Nase binden noch wollte er sich darauf verlassen, dass die Wissenslücken nicht doch größer waren als gedacht.
[„Wenn nichts dagegen spricht würde ich zudem Commander Careen mitbringen – Sie hat eine Verbindungsrolle zwischen der taktischen Station zu der Schiffsführung und der OPS inne, daher ist es vermutlich sinnvoll, wenn Sie sich ebenfalls kennenlernen, da ich davon ausgehe, dass Commander Careen in einem taktischen Verband eine koordinierende Funktion einnehmen wird.“]
„Ähm … ok?“
Es gab Verbindungsoffiziere zur Taktik? Im Rang eines Commanders? Ja, vermutlich ergab das für eine Mission im Flottenverband Sinn. Es war nur … überraschend.
„Beamen Sie rüber, wenn Sie bereit sind.“
-=/=-
#Zeit: MD 1.1428
#Ort: USS Artemis, Teleporterraum 1
#Crew: Artemis, Hephaistos
„Ich habe Sie bisher nur flüchtig gesehen. Wir kennen uns noch nicht. Zumindest sind Sie nicht über meinen Teleporter an Bord gekommen“, begann die Transporterchefin nach einer knappen Begrüßung.
„Das ist richtig“, antworte der TAK. „Reece Azuma.“
„Emil Tribil. Was verschafft mir die Ehre?“
„Ich erwarte zwei Gäste, sie müssten jeden Moment eintreffen.“
„Über den Teleporter?“ Emil hob fragend beide Augenbrauen. „Warum kommen die nicht über die Gangway? Immerhin haben wir an K7 angedockt.“
Reece zuckte mit den Schultern.
„Der TAK der Hephaistos bestand darauf.“
In dem Moment summte bereits das Energiefeld und auf den beiden vordersten runden Plattformen materialisierten sich zwei Personen in roten Sternenflottenuniformen.
„Moment mal, ist das …“, stutzte Reece. „… ein Klingone?“
„Das ist korrekt“, antwortete der vordere der beiden. „Lieutenant junior grade Ajur, Sohn des Nedek, Haus Kular, TAK USS Hephaistos, Angehöriger von TASK“, stellte er sich vor. „Außerdem Commander Elisa Careen, taktische Beraterin und Verbindungsoffizierin zwischen Taktik und Operations“, stellte er eine menschliche Frau in den 40ern vor.
Sowohl dem Ensign als auch dem Warrant Officer fehlten die Worte.
„Jetzt verstehe ich, warum Sie unbedingt den Transporter nutzen wollten.“
„Ich meide die Station, soweit möglich“, antwortete Ajur.
„Ja … vermutlich sind einige Personen _irritiert_.“
Der Halbtrill trat auf den Klingonen zu und ein Geruch nach feuchtem Moos und Erde stieg ihm in die Nase. Er streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen.
„Reece Azuma. Schön, Sie kennenzulernen. Kommen Sie, wir gehen auf die Brücke.“
Ajur lächelte leicht, ergriff aber nicht die Hand, sondern trat zur Seite.
„Ich denke, Sie wollen zuerst Commander Careen begrüßen, Ensign.“
Tatsächlich war das Protokoll hier nicht ganz einfach. Fachlich führte Ajur die taktische Abteilung auf der Hephaistos und konnte der Commander somit Weisungen geben. Andererseits hatte diese eine beigesetzte Position und als Senioroffizierin zudem besondere Privilegien. Und da es hier nicht um taktische Entscheidungen ging, folgte Ajur den Regeln der Höflichkeit und ließ der Commander den Vortritt. Außerdem erlaubte es dies dem Ensign, sich noch einen Moment zu sammeln und an Vertrautem festzuhalten.
„Ja, natürlich. Willkommen an Bord, Ma’am.“
„Danke“, antwortete Elisa und ergriff die Hand. Eine weniger kontaktintensive Form der Begrüßung wäre ihr zwar lieber gewesen, aber sie wollte die Situation nicht verkomplizieren. Und auf der anderen Seite diente eine frühe Verständigung der Zusammenarbeit.
„Schön, dass es hier keine Probleme gibt.“ In den letzten Wochen hatten sie auch anderes erlebt – wenn sie nur an diesen Auditor dachte …
Reece registrierte den Nebensatz und wollte die genannten Probleme ansprechen, da ergriff nun auch Ajur die Hand seines Pendants auf der Artemis.
„Freut mich, sie kennenzulernen, Ensign.“
Der Händedruck des Klingonen war kräftig, aber nicht zerquetschend. Er musste hier nichts beweisen – sie standen alle auf der gleichen Seite.
Nachdem die drei den Transporterraum verlassen hatten, stellte Reece die erste Frage, die ihm in den Sinn kam.
„Was macht ein Klingone bei der Sternenflotte, in Zeiten wie diesen?“
„Dienen. Vor allem den Idealen der Föderation. Also nichts anderes als wie vor dem Krieg“, entgegnete Ajur trocken.
„Verstehe. Ich frage mich trotzdem. Sie kämpfen gegen ihr eigenes Volk. Was macht das mit Ihnen? Stellt Sie das nicht vor einen Gewissenskonflikt?“
Ajur seufzte. Nicht weil der Konflikt zu groß war – sondern weil diese Frage jedes Mal angesprochen wurde. Zum Glück wusste Reece – vermutlich – noch nicht, dass Ajurs Bruder einen Flottenverband des klingonischen Reichs befehligte und man auch schon mehrfach aneinander geraten war.
„Sie betrachten dies durch die Linse ihrer eigenen kulturellen Prägung, Ensign“, antwortete Ajur. „Ich kämpfe. Das ist für viele Klingonen tatsächlich schon ein Grund in sich. Und vielleicht wird es Sie überraschen zu hören, dass ich in meinem ersten Gefecht an Bord der Hephaistos meinen eigenen Onkel getötet habe, der ein Schiff kommandierte, das uns angriff. Sauber und ehrenvoll – nichts, was man bereuen müsste. Was in ihrer Frage mitschwingt, ist die Frage, ob ich mein eigenes Volk verrate – oder warum. Und damit sind Sie schon in die Falle getappt, dies als Krieg zwischen Völkern zu werten, womit Sie dem Graben des Hasses mehr Tiefe geben. Wenn überhaupt, dann geht es in diesem Kampf um politische Agenden, um Ideologien … und vielleicht auch um verletzten Stolz. Es mag Sie verblüffen – aber obwohl ich auf Qonos geboren und aufgewachsen und Mitglied eines Hauses mit Sitz im Rat bin, schätze ich den Frieden mehr als den Krieg. Schon die Tatsache, dass ich der Sternenflotte beigetreten bin, stellt einen Bruch mit meinen Wurzeln dar, wie Ihnen viele andere Klingonen sagen würden. Doch ich glaube daran, dass der Frieden und die Zusammenarbeit mit der Föderation auch für mein Volk sinnvoll sind. Ich glaube, dass das Khitomer-Abkommen kein Fehler war. Und ich weigere mich zuzulassen, dass fehlgeleiteter Nationalstolz den Frieden des Fortschritts in eine Zeit des wilden, ungezügelten Blutvergießens zurückwirft. Das klingonische Volk hatte nicht immer eine auf Krieg ausgerichtete Kultur – und muss dies auch nicht fortsetzen.“
„Lieutenant Ajur kann in solchen Dingen für uns überraschend sehr philosophisch werden“, warf Elisa ein und fügte dann, als Ajur sie mit einem Stirnrunzeln ansah, hinzu: „… und ich finde, man sollte gut über seine Worte nachdenken.“
Azuma nickte nachdenklich. Die Worte des Klingonen zeugten von Ehre und Stolz. Interessant fand er die Aussage des Kriegers, Frieden und Ruhe zu bevorzugen. Auf den ersten Blick klang dies widersprüchlich, doch war der Frieden nicht das universelle Gut, nach dem sich alle sehnten?
Noch während er über die Antwort sinnierte, öffneten sich zischend die Türen des Turbolifts und gaben den Blick auf die Brücke frei.
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#Zeit: MD 1.1455 (Samstag, 20. August 2416)
#Ort: USS Artemis, Brücke
#Crew: Artemis, Hephaistos
„Darf ich vorstellen: Commander Careen und Lieutenant Ajur von der Hephaistos“, stellte Reece die Offiziere untereinander vor. „Lieutenant Amun aus dem acamarischen hohen Haus Thalrasil.“
„Sehr erfreut! Lassen Sie uns anfangen“, sagte Amun und öffnete das Menü der Schleichfahrt auf dem Bildschirm der Taktik-Konsole. Zu sehen war eine schematische Darstellung auf der einen Seite sowie eine Ablaufcheckliste daneben.
„Der Blaue Alarm ist eine Besonderheit der Artemis. Wir sind das einzige Schiff mit dieser Technik, die dementsprechend strengster Geheimhaltung unterliegt.“
„Sie meinen ‚die Schleichfahrt'“ korrigierte Ajur, trocken – und blickte für einen Moment in verblüffte Gesichter.
„Einen ‚Blauen Alarm‘ haben wir an Bord der USS Hephaistos auch“, sprang Elli Ajur bei. „Blauer Alarm ist ja ein Zustand, der die Verwendung besonderer Schiffssysteme oder das Andauern besonderer Vorgänge kennzeichnet.“
Tatsächlich löste auch die Mehrphasenteilung der Prometheusklasse oder die Landung eines Sternenflottenschiffs auf einem Planeten einen solchen aus.
„Vielleicht sollte die Flotte wieder anfangen, auch den ‚Schwarzen Alarm‘ als Zustand zu verwenden – dann wird es nicht ganz so unübersichtlich.“ fügte Ajur an.
„Aber ja, mir ist bewusst, dass die USS Artemis über einen besonderen ‚Schleichfahrt‘-Modus verfügt und die Details der Geheimhaltungsstufe 5 unterliegen.“
Ajur selbst hatte eine allgemeine Stufe-4-Freigabe und wusste daher über mehr Bescheid, als die beiden Offiziere vor ihm vielleicht ahnten. Nichts, was er jedoch hier preisgeben musste.
Reece sah zuerst zu Ajur, dann zurück zu Amun und schüttelte leicht den Kopf.
„Sir?“, fragte der Acamarianer.
„Ach nichts, ich hatte nur eben einen merkwürdigen Gedankengang. Entschuldigen Sie vielmals“, wandte er sich an Ajur. „Es ist trotzdem eine ziemlich ungewöhnliche Situation. Wir befinden uns im Krieg mit den Klingonen, benutzen eine neue hochgeheime Technik, deren Funktionsweise nicht in feindliche Hände fallen sollte und erklären gerade einem Klingonen, wie sie funktioniert.“ Er hob abwehrend die Hände. „Nichts für ungut. Ich weiß, Sie haben die entsprechende Freigabe und sind dementsprechend vertrauenswürdig. Es fühlt sich trotzdem …“
„Wie Verrat an?“, führte Ajur den Satz zu Ende. Reece nickte.
„Es ist sogar noch ironischer, Ensign“, sprach der Klingone weiter. „Denn dieser ‚Klingone‘ wird Ihnen im Anschluss etwas über weitere hochgeheime Technik erzählen, von der wiederum Sie vermutlich allenfalls das Akronym kennen. Können wir also bitte den Spezisismus aus dem Spiel lassen und uns darauf konzentrieren, dass wir alle Sternenflottenoffiziere mit hohen Sicherheitsfreigaben sind? Oder möchten Sie das vorher noch einmal mit Commodore Kovac oder Commodore Tauric klären?“
Amun und Reece sahen sich an, dann zuckte der TAK der Artemis mit den Achseln und nickte Amun zu. „Okay, dann fassen wir noch einmal zusammen“, brachte Amun das Gespräch zurück zur Schleichfahrt. „Mithilfe des Schleichfahrt-Systems minimieren wir die elektromagnetischen Signaturen der Artemis, wodurch wir auf den Scannern unsichtbar werden. Natürlich sind wir optisch weiterhin zu erkennen, doch wenn man uns sieht, ist es bereits zu spät.“
Die beiden TAK nickten.
„Zusätzlich gibt es noch spezifische Systeme zur Sensorenabwehr. Sehen Sie hier.“
Amun rief eine Übersicht der Funktionen auf das Display und erklärte Reece und Ajur die Funktionsweise dieser. In einer Simulation zeigte er, wie sie aktiviert und deaktiviert werden konnten.
„Der Prozess sollte nach Möglichkeit innerhalb von zwanzig Sekunden abgeschlossen sein. Wichtig ist, dass wir anschließend angreifbar sind. Sowohl die Schilde als auch die meisten Sensoren sind deaktiviert. Das Gleiche gilt für unsere Primärwaffen.“
Reece schluckte. Er wusste genau, was dies bedeutete.
„Im Falle eines Angriffs reichen Minimalwaffen, Meteoriten oder Weltraumschrott aus, um im schlimmsten Fall die Außenhülle zu beschädigen. In dem Vakuum da draußen könnte es unser Schiff zerfetzen.“
„Wir sind den Kräften allerdings nicht vollkommen hilflos ausgeliefert. Sehen Sie hier!“
Amun öffnete eine weitere Oberfläche.
„Dafür haben wir die Punkt-Verteidigungs-Matrix, kurz PVM. Unsere Nahbereichssensoren bleiben aktiv. Somit können wir eintreffende Elemente lokalisieren und mittels kurzer Phaserimpulse im Niedrigenergiebereich abfangen.“
„Gut, das beruhigt zumindest etwas. Was passiert, wenn die PVM nicht feuern kann oder zu viele Projektile auf einmal eintreffen?“
Wieder lächelte der Acamarianer.
„Dafür haben wir die ablative Panzerung.“
„Moment“, unterbrach in Reece. „Ich habe mich bereits über die ungewöhnliche Hülle gewundert. Sie kam mir _verändert_ vor, ohne dass ich sagen könnte, wie. Wie funktioniert sie?“
„Hier!“ Amun deutete auf das Handbuch. „Da stehen alle wichtigen Informationen, die Sie wissen müssen. Falls eine der Panzerungen zerstört wird, setzen sie ionisierte Gase frei, die sich an einer darunterliegenden Tritaniumfolie anheften.“
„Okay, das heißt, das Schiff fällt zumindest nicht sofort auseinander. Wie beruhigend!“
Der Ensign blätterte einen Moment durch die Daten und runzelte die Stirn.
„Wie oft wurde der Blaue Alarm schon eingesetzt?“
„Nun ja, sagen wir mal, wir sind alle noch nicht äußerst erfahren darin.“
„Verstehe. Was ist mit energetischem Beschuss? Phasern?“
„Die sind in der Tat ein Problem. Die PVM kann nur physische Elemente abfangen. Wenn wir unter Phaserbeschuss geraten, hat die Tarnung nicht funktioniert. Da hilft es nur, schnellstmöglich in den Normalbetrieb zurückzukehren. Es wäre also besser, während der Schleichfahrt nicht aufzufallen.“
„Definitiv. Was ist wenn …“
Amun hob die Augenbrauen.
„Wenn was?“
„Nun. Ich dachte eben an ein zweites getarntes Schiff, das uns aufspürt. Vermutlich würden wir es gar nicht erkennen. Traumhaft!“
„Da kommen dann wohl die FLG Shari und wir ins Spiel“, zwinkerte Amun.
„Das könnten wir ja in einem Manöver ausprobieren“, warf Elisa ein.
„Verzeihen Sie Ma’am – aber wo bekommen wir ein getarntes Schiff her, das uns nicht gleich abschießt, wenn es uns findet?“, wollte Reece wissen.
Amun hingegen blickte Elli ernst an. „_Sie_ sind das Schiff, welches … oder?“
Als er den Blick von Reece auffing, führte der Acamarianer dies näher aus:
„Es gibt … Gerüchte darüber, dass ein Schiff der Sternenflotte angeblich ein Tarnsystem an Bord haben soll, was durch eine Sondervereinbarung des Vertrags von Algeron gedeckt ist, welche wiederum auf den Dominion-Krieg zurückgeht, bei dem die USS Defiant eine solche an Bord hatte.“ Er sah wieder zu den Offizieren der Hephaistos. „Kein Wunder, dass Sie so gut über den Blauen Alarm Bescheid wissen.“
„Normalerweise würde ich die Existenz eines solchen Systems auf der USS Hephaistos weder bestätigen noch verneinen. Aber in diesem Fall: Ja, das System befindet sich auf der USS Hephaistos.“
„Das ergibt ja viele Möglichkeiten!“
Reece war aufgeregt. „Darüber wollten Sie uns also berichten, Lieutenant Ajur?“
Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf.
„Nein – das, was ich Ihnen erklären wollte, folgt jetzt. Würden Sie sich bitte von der Konsole abmelden und mir einen Gastzugang lassen?“
Er nahm Kästchen aus der Tasche, das er beiseite legte. Dann, nachdem Amun ihm Platz gemacht hatte, meldete er sich mit dem Gastaccount an, öffnete eine Systemsandbox und legte den Datenchip in das vorgesehene Laufwerk. Verschiedene Nachrichten über eine abgeschottete Systemumgebung, zusätzliche Sicherheitszertifikate und aktivierte Verschlüsselungen wurden bestätigt, ehe Ajur seinen Zeigefinger auf eine matte Stelle auf dem Kästchen drückte, was durch einen grünen Lichtstreifen quittiert wurde. Im Anschluss schob er das Kästchen zu Elisa hinüber, die ebenfalls mit ihrem Fingerabdruck bestätigte. Erst jetzt öffnete sich auf dem Terminal ein Fenster mit dem Logo des Taktische Analyse Spezial-Kommandos (TASK), welches Teil des FKOM war – genauer gesagt der dort angesiedelten militärischen Aufklärung.
„Stimmautorisation Lieutenant junior grade Ajur, Sohn des Nedek, TAK USS Hephaistos, TASK-Freigabe 43 Alpha Alpah 71 11 Einhornkekse Priscilla 3.“
Ajur ignorierte die hochgezogenen Augenbrauen und irritierten Blicke, wie auch das leichte Grinsen von Elisa, die mit ‚Einhornkeksen‘ und ‚Priscilla‘ deutlich mehr anfangen konnte als die beiden Offiziere der Artemis.
Auf dem Bildschirm konnte man nun eine Liste von Schemazeichnungen, Screenshots und Papers sehen, die Ajur zusammengestellt hatte. Er öffnete eine Datei, die schematisch eine Erweiterung des Bordcomputers der Prometheus-Klasse zeigte.
„Tatsächlich kann ich Ihnen nicht so viele hübsche Bilder zeigen, wie Sie uns, aber ich denke, eine kurze Erklärung ist auch alles, was Sie brauchen. Sie sehen hier die Autonome Taktische Analyse Komponente, kurz ATAK, der Hephaistos, welche aus mehreren Hard- und Softwaremodulen besteht.“
„Moment … ATAK? Stand da nicht was in der Prawda, dass dieses Projekt eingestellt wurde“, fragte Reece.
„Ja, stand es“, bestätigte Ajur. „Und?“
„Man sollte nicht immer alles glauben, was in der Zeitung steht, Ensign“, lächelte Amun und nickte Ajur zu.
Der Klingone fuhr fort.
„Die im Bordcomputer integrierten Komponenten stellen dem Schiff zusätzliche Rechenleistung zur taktischen Analyse sowie umfangreiche Datenbanken zur Analyse und Bewertung taktischer Situationen zur Verfügung. Dazu gehören auch Daten bekannter Schiffsklassen und Funktionen, um Fähigkeiten unbekannter oder neuerer Schiffsklassen aus diesen abzuleiten. Das System ist selbstlernend und fügt seinen Datenbanken und Entscheidungsalgorithmen Erkenntnisse aus vorangegangenen Begegnungen hinzu.
Ziel des Systems ist es, taktische Situationen zu bewerten und Manöver vorzuschlagen, die bei Auswahl möglichst automatisiert ausgeführt werden sollen. Dadurch soll die Flexibilität der humanoiden Entscheidungsfindung mit computerisierter Effizienz verbunden werden. Zudem ist es möglich, bereits vorgefertigte Manöverdatenbanken für spezielle Situationen hinzuzuladen, die dann Vorrang genießen. Das System selbst verfügt über mehrere Betriebsmodi, die unterschiedlich stark in die Schiffssysteme eingreifen – wichtig ist hier, dass das ATAK im Falle eines Raumkampfs die Ausführung kritischer Manöver deutlich beschleunigt und weiterführende Informationen zur Entscheidungsfindung bereitstellt. Dabei kann das System sowohl eigenen Sensorinput als auch eingehende Signale befreundeter Einheiten verarbeiten, um möglichst optimale Manöver vorzuschlagen. Was optimal und welche Schäden und Verluste dabei akzeptabel sind, ist eine Frage der vorab definierten Missionsparameter.“
„Also ist es eine Art Künstliche Intelligenz?“, wollte Amun nun wissen.
„Nein – ATAK ist ein selbstlernendes, regelbasiertes Expertensystem. Es ersetzt keinen taktischen Offizier, sondern stellt nur Daten und Analysen zur Verfügung und erlaubt die vereinfachte Ausführung auch komplexer Manöver.“
„Das ATAK an sich ist auch für unerfahrene Offiziere ein großer Gewinn. In den Händen eines taktischen Offiziers mit hervorragenden strategischen Fähigkeiten kann es jedoch sehr viel mehr bewirken“, fügte Elisa an. Kein Wort darüber, dass Ajur solche Fähigkeiten besaß – die taktische Abteilung der USS Hephaistos neigte nicht zu Lobhudelei oder dazu, die Muskeln spielen zu lassen.
„Und Sie sind TAK auf der Hephaistos, weil Sie ein solcher Offizier sind?“, stellte Reece nun doch eine entsprechende Frage.
„Das müssen andere beurteilen“, antwortete Ajur. „Ich bin primär an Bord, weil ich das System mitentwickelt habe.“
Reece öffnete den Mund, sagte aber nichts und schloss ihn wieder.
„Verstehe“, sprach stattdessen Amun. „Die Hephaistos ist im Flottenverband also potentiell die taktische Zentrale? Und Sie wollen, dass wir Ihnen unseren Sensorinput schicken?“
Es ergab durchaus Sinn, dass das Schiff mit der Tarnvorrichtung auch koordinative Aufgaben übernahm. Oftmals oblag eine solche Funktion entweder einem schwer gepanzertem Großschiff (demnach die USS Royal Pioneer dafür qualifiziert wäre), welche aber oftmals erste Ziele und meist auch vergleichsweise schwerfällig waren, oder einem Schiff mit starken Sensoren und Kommunikationssystemen, dass von deutlich weiter hinten operierte, dann aber meist anfällig für Plänkler war – oder eben eine Eskorte brauchte, was die Schlagkraft an der eigentlich Front minderte. Eine Nebula-Klasse mit Sensormodul könnte eine solche Funktion übernehmen – aber eben auch die Funktion eines Aufklärers. Und mit einem Waffenmodul war eine Nebula eher eine Atillerie, die dann aber auf Koordination angewiesen war. Einer Prometheus-Klasse zu ermöglichen, eine solche Funktion zu übernehmen, brachte ganz neue taktische Optionen – zumal die Hephaistos alles andere als wehrlos war.
„Letzteres wäre hilfreich – zumindest, wenn sich die Artemis nicht auf Schleichfahrt befindet. Unabhängig davon, ob die Hephaistos gerade eine Verbandskoordination vornimmt oder nicht“, antwortete der TAK der Hephaistos.
Tatsächlich hatte sich Ajur, nachdem ihm die ersten Informationen zum geplanten Flottenverband bekannt geworden waren, bereits mit Elisa und seinen Stellvertretern zusammengesetzt und verschiedene Konfigurationen des Verbands ausgearbeitet. Immerhin hatten sie den Vorteil, dass sie die Nemesis und deren besondere Fähigkeiten ebenfalls kannten. Es wurde immer offensichtlicher, dass man hier einen Verband zusammengestellt hatte, bei dem wichtige Rollen von verschiedenen Schiffen übernommen werden konnten. So waren durch ihre spezifischen Ausstattungen sowohl die USS Royal Pioneer als auch die USS Hephaistos eine gute Wahl, um als taktische Koordinationsstelle und Kommandoschiffe zu dienen. Die USS Royal Pioneer konnte aber, als Dreadnought, ebenfalls in den Angriff gehen und größere Mengen Schaden absorbieren und austeilen – während die USS Hephaistos dank Tarnung entweder als Aufklärer oder, durch die Möglichkeit sich aufzuteilen, als hart zuschlagender Plänkler verwendet werden.
Die Artemis eignete sich ebenfalls als Aufklärer hinter feindlichen Linien sowie als Vorstoßschiff, um Marines an feindlichen Einrichtungen abzusetzen. Die USS Royal Pioneer würde in einem direkten Raumkampf von der USS Nemesis begleitet werden, die Schaden aushalten und zurückwerfen konnte und für das dichteste Gefechtsgetümmel konzipiert worden war. Die USS Badger, als Schiff der Defiant-Klasse, wiederum war als Aufklärer oder Plänkler gut geeignet oder konnte als Eskortschiff die wunden Punkte zum Beispiel der Royal Pioneer oder Nemesis abdecken – oder eben die USS Lykaon beschützen. Die Nebula-Klasse war in diesen Überlegungen Joker und Unsicherheitsfaktor zugleich: Da Ajur noch nicht wusste, welche Konfiguration sie haben würde, war das Einsatzgebiet noch nicht ganz klar: Mit einem Antriebsmodul würde die USS Lykaon wohl eher als Evakuierungsschiff dienen, um wichtiges Personal und Ausrüstung hinter feindlichen Linien zu bergen. In der Konfiguration mit einem Sensormodul war die Nebula-Klasse gut für die Rolle als Koordinator und Kommandoschiff geeignet – oder dazu, militärische Aufklärung von feindlichen Verbänden hinter den Linien zu betreiben. Mit dem Waffenmodul wiederum wäre die Lykaon eher eine schwere Artillerie für eine Angriffsmission, bei der die Royal Pioneer und Nemesis die Hauptlinie bilden und Hephaistos sowie Artemis entweder wichtige Ziele ausschalten oder Missionsziele erfüllen würden, für die man sehr nahe an eine gegnerische Einrichtung musste.
Von all diesen Überlegungen sagte Ajur jedoch hier noch nichts – immerhin waren seine Gegenüber selbst gut ausgebildete Offiziere, die würden sich selbst schon Gedanken gemacht haben. Und falls nicht, war es nicht an ihm, diese darauf zu stoßen – zumal das hier kein Wettkampf werden sollte. Stattdessen rief er also eine andere Datei auf.
„Darum habe ich hier einige Vorschläge für Verschlüsselungs- und Kommunikationsprotokolle zwischen den Schiffen mitgebracht, inklusive regelmäßigem Wechsel der zugrundeliegenden kryptographischen Schlüsseln. Wenn Sie einmal einen Blick darauf werfen würden …“
</RPG>
<NRPG>
Die Informationen zum Schleichfahrtmodus der Artemis sind unter https://sf-germany.org/einheiten/uss-artemis/schiffstechnik/schiffstechnik/#Schleichi-Anker aufrubar,
Auf https://sf-germany.com/jv/die-einheiten/ findet ihr Links zu allen Einheiten im Flottenverband während dieses Joint Ventures.
</NRPG>
<SUM>
#Ort: Artemis, Brücke
#Zeit: MD 20.1520 vor dem JV
Amun gibt Reece eine erste Einführung zur Schleichfahrt.
#Ort: Artemis, Brücke
#Zeit: MD 1.0720
#Crew: Artemis
Reece nimmt Kontakt zu Ajur, dem TAK der Hephaistos, auf.
#Zeit: MD 1.1435
#Ort: USS Artemis, Teleporterraum
#Crew: Artemis, Hephaistos
Vom Besuch eines Klingonen überrascht, teilt Ajur seine philosophische Ansicht darüber.
#Zeit: MD 1.1455
#Ort: USS Artemis, Brücke
#Crew: Artemis, Hephaistos
Amun erklärt Reece, Ajur und Elisa den Blauen Alarm sowie die zugehörigen Funktionen. Diese revanchieren sich mit ersten Informationen zum ATAK-System der Hephaistos.
</SUM>
übermittelt von
Tom & Effi
aka
Ens. Reece Azuma
TAK USS Artemis
&
Lt. jg Ajur, Sohn des Nedek
TAK USS Hephaistos
zurückhaltend