Weißes Fell, weiße Federn und die Frage nach dem Sinn des Seins
By malinali@… (Debora Jarosch)
Hallo zusammen,
ein kleines Copo von Sven und Debora. Enjoy 😊
<RPG>
#Zeit: MD02.1810
#Ort: USS Hephaistos – Bar Elysium
Sharika hatte mit Elisa geredet, bis sich diese verabschiedete. Sie hatte noch Aufgaben, hatte sie gemeint. Zum Abschied hatten sie sich kurz umarmt, Oma und Enkelin. Beide hatten andere Bilder der Personen zu Anfang vor Augen gehabt. Elisa ein kleines, weißbefelltes Mädchen, Shari eine ältere Dame, aber sie hatten sich schnell gut verstanden. Shari kam klar. Das war das Wichtigste, und sie hatte ausgesprochen gute Laune, es war toll gewesen, mit jemandem völlig frei reden zu können, ohne sich hüten zu müssen, irgendetwas zu sagen, das niemand wissen durfte.
Shari hatte überlegt, ob sie auch gehen sollte, zurück auf die Station, ein wenig bummeln, oder auf die Artemis zurück, vielleicht nach Via schauen, ihrer besten Freundin. Gaspar war sicher noch auf diesem Kennenlerntreffen. Andererseits: Wenn sie nun schon hier war, konnte sie auch noch zumindest einen Schluck trinken und die Bar genießen. Die Zeit hatte sie sicher noch, und so ging sie zur Theke und setzte sich auf einen Barhocker.
„Darf ich bitte einen Milchkaffee?“, bat sie freundlich den Mann hinter der Bar, der sie von oben bis unten mit einem schiefen Lächeln gemustert hatte. Das war normal, sie war nun einmal ein Einzelstück, was es in ähnlicher Form nur noch ein einziges Mal gab, in ferner Zukunft, in der ihre Zwillingsschwester noch immer lebte.
Ein weiteres Einzelstück hatte die Frau ebenfalls gemustert. Das silberne, wuschelige Kopfhaar und das weiße Fell fand ein ebenso weißer Rabe sehr interessant.
Der gutaussehende junge Barkeeper hatte das bestellte bald gebracht und ihr einmal freundlich geblinzelt. Seit er an Bord war, hatte er schon viel Seltsameres gesehen, als eine große weiße Katze in einer Sternenflottenuniform.
“Nick, krah, wer isn’ die da?” fragte Caraxes, der weiße Rabe, den Barkeeper und neuerdings seinen Freund, Nicolas St.John, genannt Nick, etwas zu laut und nicht gerade sensibel, wie es die Art des Raben war. Er hockte auf einem recht großen Stück krummen Wurzelholzes, das Nick extra für ihn auf die Bar gestellt hatte, seit Caraxes begonnen hatte, die Bar fast täglich heimzusuchen. Nick störte das nicht, im Gegenteil. Der Rabe hatte Abwechslung, die Gäste fanden es interessant bis amüsant, und Nick hatte in Flauten einen amüsanten und intelligenten Gesprächspartner. Also eine win-win Situation für alle Beteiligten.
“Warum fragst Du sie nicht selbst, hm?” brummelte Nick gut gelaunt zurück, während er Geschirr wegräumte. Carxes krächzte leise ein wenig vor sich hin, was wie ein Grummeln klang, und hüpfte dann kurzentschlossen mit einem leichten Flattern seiner Flügel auf die Bar selbst, um langsam auf Sharika zuzutrippeln, während er den Kopf von links nach rechts wandte, um sie stets mit einem Auge anzusehen. Sein großer Schnabel glänzte leicht im gedimmten Licht der Bar.
Als er endlich vor ihr angekommen war, wiederholte er seine Frage auf die übliche, ihm eigene sensible Weise: “Wer oder was bist’n Du? Krah!”
Die FLG der Artemis blickte auf das Wesen auf der Theke. So klein und konnte reden? War das auch ein Offizier?
„Hallo! Sharika Reen, Navigationsoffizierin, USS Artemis, aber alle nennen mich Shari, ich bin nur zu Besuch hier.“ Sicher hatte der, die, das geflügelte Etwas sie schon vorhin gesehen. Sie hätte sich eine Tarngeschichte ausdenken und mit ihrer Oma absprechen sollen, aber das war nun etwas spät: „Ich musste etwas mit Commander Careen klären. Und wer bist Du?“, fragte sie freundlich lächelnd, ohne zu viel des Raubtiergebisses freizulegen.
“Caraxes.” sagte der Rabe, und neigte leicht den Kopf wie zum Gruße. Sharika konnte nicht sicher sein – war das nun ein Krächzen gewesen, oder hätte das ein Name sein sollen?
„Ist das ein Name? Oder…“
„So heiße ich“, krächzte das Schnabelwesen.
„Bist Du auch ein Offizier?“, fragte Shari und legte den Kopf ein wenig schief, abschätzend. Wahrscheinlich gab es einfach keine Uniform in der passenden Größe. Aber unmöglich war gar nichts. „Oder Mannschaftsdienstgrad?“
Caraxes sah sie kurz verdutzt an, und dann brach er in etwas aus, das nur die Raben-Variante eines Gelächters sein konnte. “Kra-ah-ah-ahh!” Tatsächlich spreizte er sogar eine Schwinge und berührte mit deren Spitze seinen Bauch, das Äquivalent eines Menschen, der sich den Bauch vor Lachen hält. “Der war gut, Krah!” Dann, als er sich wieder beruhigt hatte, sah er sie wieder seitlich an. “Seh ich etwa so aus?”
Die weiße Katze griff zu ihrer Tasse mit Milchkaffee, die Nick ihr hingestellt hatte, nippte daran. Machte der sich gerade über sie lustig?
„Weiß ich nicht, ich bin noch keinem… was bist Du eigentlich? Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht unfreundlich sein, aber… ich hab noch nie jemanden wie Dich getroffen. Aber mir geht das selbst ja auch oft so, ich weiß wie das ist, wenn man so angeschaut wird und das ist schon manchmal komisch, aber ich hoffe ich hab Dich nicht verärgert und Du bist mir nicht böse, ich war nur neugierig“, kam es von der weißen Katze, die zuletzt immer hektischer wurde im Bestreben, höflich zu bleiben.
“Krah, beruhig Dich mal wieder!” Der weiße Rabe hob beide Flügelspitzen nach oben, als würde er beruhigend die Hände heben. In der Tat schien Caraxes, wenn er nicht gerade flog, seine Flügel, ähnlich wie Zweibeiner, zum Gestikulieren zu verwenden wenn er sprach, als wären es Hände. “Hast mich nicht beleidigt.” Er schien fast zu grinsen, wenn das auch mit Schnabel ziemlich unmöglich war. “Um deine Frage zu beantworten, Krah… hast Du noch nie nen Raben gesehen?” Er warf sich förmlich in Pose, Kopf stolz gereckt, Brust vorgewölbt, Gefieder leicht aufgeplustert, um sich von seiner besten Seite zu zeigen.
Shari musterte ihren Gesprächspartner. Der wollte sie ganz sicher veräppeln.
„Natürlich kenne ich Raben, ich hab ja auf der Erde studiert und auch die Akademie besucht, aber Raben sind schwarz und die reden nicht, sondern… ja, keine Ahnung, was Raben so tun, herumfliegen, aber nicht reden und nicht weiß sein!“
Nee, das ist völlig unmöglich. Sie schüttelte den Kopf, dass die silbernen Wuschelhaare nur so flogen. Die Tasse in der Hand, beäugte sie das Wesen weiter.
Caraxes auf sie gerichtetes Auge wurde etwas enger, und er reckte seinen Kopf noch weiter zu ihr, als er nachlegte: “…sagt die weiße, zweibeinige Katze in Uniform. Krah.” Und bevor sie sich’s versah, war sein Schnabel nach vorne geschnellt und hatte kurz und leicht, ohne ihr weh zu tun und somit sehr genau dosiert, an ein wenig ihres Fells auf der Hand gezupft.
„Katze?“, fragte Shari. Wie kam das Wesen auf Katze?
„Also, mein Papa kommt von Trr’gchk, in der Föderationsdatenbank Olbia zwei. Er ist ein Iskyra. Meine Mama kommt von Asgon, also Arcturus drei. Ich bin doch keine Katze! Ich bin… Asgon-Iskyra… mit ein bisschen Mensch in den Vorfahren…“
Fast wirkte es, als würde Caraxes mit den Schultern zucken. “‘Tschuldige. Wollte Dich auch nicht beleidigen. Erinnerst mich aber an Katzen. Lästige Dinger. Krah.” sagte er. Währenddessen hatte Nick ein kleines Glas mit einem rötlichen Saft vor den Raben gestellt, und dieser steckte seinen Schnabel ins Glas und begann offensichtlich mit Genuß, davon zu trinken.
„Is‘ schon ok, ich zähl’ ja irgendwie so halb zu den Felinoiden.“
Zumindest hieß ja auch der Channel im Intergalaktischen Relais Chat so, in dem sie sich mit verschiedenen Iskyra, Caitianern und einmal sogar einem Kzinti ab und an austauschte.
Shari nahm noch einen Schluck von ihrem Milchkaffee: „Wieso sind Katzen denn lästig? Die sind doch kuschelig und flauschig.“ Sie zupfte nun selbst an ihrem Fell auf der Hand und grinste… wie eine Katze.
“Ham’ immer versucht, mich zu fangen oder zu verjagen. Mich!” entrüstet sich der Rabe, nachdem er zuende getrunken hatte. “Waren ganz nützlich zum Mäusefangen in der Mühle, immerhin.” sinnierte er dann weiter. Dann sah er Sharika wieder direkt an. “Um Deine Frage zu beantworten: Hab keinen offiziellen Titel auf dem Schiff. Ich bin der beste und einzige Freund der Nachtmüllerin….Krah, ich meine die Counselor. Nazira halt. Nun gut…nicht mehr der einzige. Das war… alles anders.” Er steckte kurz den Kopf unter den Flügel, als würde er sich schämen, dass er zu viel verraten hatte.
Mäuse fangen… viel zu anstrengend. Ein Steak vom Grill war da viel einfacher. Oder ein leckeres Fischeis aus dem Replikator. Mühle? Nachtmüllerin?
„Was hast Du da gerade getrunken? Ist da Alkohol drin? Schmeckt das?“
Das war alles anders? Ja wie nun. Dieses Wesen war wirklich verwirrend. „Caraxes? Was meinst Du genau? Ich versteh grad so gar nix.“
Shari zu verwirren war allerdings auch nicht besonders schwierig. Andererseits verwirrte sie ab und an auch andere ganz gut.
“Natürlich ist da kein Alkohol drin.” mischte sich Nick nun kurz ein und zwinkerte Shari zu, seine weißen, ebenmäßigen Zähne zeigend.
“Ist ja noch zu früh am Tag, krah.” ergänzte Caraxes und schien wieder ein Raben-Grinsen zu grinsen.
“Aber weißt Du – vergiss das alles am besten wieder, krah, was ich grad gesagt hab. Ist ne lange Geschichte und vorbei. Wichtig war nur: Ich gehöre zur Counselor des Schiffs. Ja, so wird sie hier genannt, Krah. Und sie zu mir.” wieder plusterte er sich etwas auf, als wäre er stolz oder wolle angeben.
Okay, das erklärte es: „Ahh, Du bist Therapeut!“
Nick musste sich umwenden. Es fiel ihm nicht gerade leicht, das Lachen zu unterdrücken.
Caraxes Augen wurden groß. Dann warf er sich plötzlich rücklings auf die Theke, flatterte mit den Flügeln und strampelte mit den Beinen in der Luft, während ihn das Lachen nur so schüttelte. “Kraaaahhh-ah-ah-ah, Therapeut! Der ist gut! Das muss ich Nazira erzä-hä-hälen, Kraaaah!”
Shari sah sich um. Vielleicht fand sie ja noch ein weiteres Fettnäpfchen. Irgendwie verstand sie das Wesen nicht so richtig.
„Also doch Zivilist?“, fragte sie vorsichtig, das war alles schon komisch. Also, ein angeblicher Rabe, der sprechen konnte und weiß war, kein Offizier, kein Mannschaftsdienstgrad, kein Therapeut, aber irgendwas mit einer müllernden Counselor zu tun hatte.
Der Rabe hatte sich wieder aufgerappelt, und sah bei dieser Frage nun kurz zu Nick, der einfach nur bekräftigend nickte, dabei immer noch breit grinsend. Daraufhin wandte sich Caraxes wieder Shari zu und nickte einmal mit dem Kopf. “Ja, Zivilist passt. Krah.” Dann hüpfte er kurzentschlossen auf Sharis Arm und sah zu ihr auf. Rabe oder nicht Rabe, sie konnte seine scharfen Krallen ein wenig durch ihre Uniform pieksen fühlen. “Du bist lustig, Du gefällst mir.” wieder schien er sie anzugrinsen. “Aber…warum brauch’ ich nen Titel? Ich bin einfach nur.”
„Na, jeder macht doch irgendwas. Der gutaussehende Herr da zum Beispiel ist der Barmann“, sie blinzelte Nick aus blauen Augen zu, sah sich um, aber da war niemand in direkter Nähe: „Und ich bin ja auch nicht einfach nur, ich bin die Flugoffizierin der Artemis. Ich fliege das Schiff und Shuttles. Meine beste Freundin ist die Kommunikationsoffizierin Via. Irgendwas macht doch jeder.“ Einfach nur sein? Wie sollte das denn funktionieren? Man musste doch einen Beruf haben, etwas tun, damit die Gemeinschaft auch etwas davon hatte.
Caraxes legte den Kopf etwas schief, um sie direkt anzusehen. Shari konnte aus dieser Nähe erkennen, dass seine Augen tiefschwarz waren. “Naja, früher, da habe ich auf…. gepasst.” Sie hatte das Gefühl, da fehlte was, etwas, das er gerade noch unterdrückt hatte, zu sagen. “Beschützt. Bewacht. Gesellschaft geleistet. Seit wir hier sind… nicht mehr. Braucht sie nicht mehr so.” Er schien tief zu seufzen. “Aber das ist mir schon früher aufgefallen bei Euch.” Er erklärte nicht, wen er mit ‘Euch’ meinte, aber es wirkte, als würde er alle außer sich selbst meinen. “Versucht immer, Euch über das zu definieren, was Ihr tut. Als wärt ihr nichts, ohne was zu tun. Krah. Irritierend.” Sanft zupfte er mit seinem Schnabel ein weißes kurzes Haar von ihrer Uniform und sah sie fragend an.
Shari überlegte. Hatte der Typ recht? Irgendwie ja. Aber sie hatte ja immer irgendwie verschiedene Rollen gehabt. Tochter, Schülerin, Studentin, Schwester, Offizierin, Freundin, all das war sie doch auch und ja, natürlich definierte sie sich darüber. In der jeweils passenden Situation. „Ich glaube das tun wirklich alle. Ich weiß nicht… warum auch nicht? Ist das denn falsch?“, überlegte Sharika laut und äugte zu ihrem Milchkaffee, den sie nun wohl mit der anderen Hand nehmen musste. Na dann. Sie griff zur Tasse und sah, wie Nick lächelnd die Diskussion der beiden gespannt verfolgte.
“Hmm. Krrchh. Wenn Du alleine bist, und grad nix zu tun hast, wer bist Du dann, Hrrrr?” fragte Caraxes nun, beinahe schon philosophisch.
„Shari. Einfach Shari. Aber auch dann mach ich ja was. Entweder ich spiele auf meiner Gitarre, oder ich lese, oder ich schlafe, oder was auch immer. Und dann bin ich trotzdem noch Offizierin, oder Freundin, oder… ja, alles…“ Hach, das war einfach kompliziert. Und verwirrend.
„Aber erzähl mal, die Counselor, da bist Du also der beste Freund? Dann bist Du doch auch was. Was macht ihr so zusammen? Mit meiner besten Freundin mache ich ganz viel, wir machen Musik, spielen Spiele, wir haben uns ein Shuttle gekauft und das reparieren wir zusammen, also, sobald wir es endlich haben. Aber ich hab schon ganz viele Teile zusammengesucht… aber Du machst doch sicher auch irgendwas und bist nicht einfach nur.“
Mit einem Mal sah Caraxes irgendwie verstimmt aus, fast schon ein bisschen… traurig? “Krrchh. Früher waren wir immer zusammen. Immer. Egal bei was. Seit wir hier sind… Krah.” Er breitete die Flügel aus, und schien das Gespräch beenden zu wollen, denn er begann, mit den wunderschönen weißen Flügeln zu schlagen. “Pass auf Dich auf, übergroße Katze.” krächzte er und startete von der Theke aus in die Luft. Mit ein paar weiteren Flügelschlägen ging er in Gleitflug auf die Tür des Elysion zu, welche sich für ihn öffnete. Dann war er weg.
Shari sah ihm hinterher und bemerkte, dass Nick, der Barkeeper, ihm ebenfalls mit einem leisen Seufzen hinterher sah, um dann mit leichtem Kopfschütteln das halbleere Saftglas wegräumte. “Frischen Milchkaffee? Oder was zu Essen?” fragte er sie dann mit einem spitzbübischen Lächeln.
Die Frau mit dem weißen Fell sah dem weißen Raben nach. „Hab ich… irgendwas falsches gesagt? Ich wollte…“
Sie seufzte.
„Gibt es hier Tribbleeistorte? Oder Fisch-Vanilleeis?“, fragte sie dann vorsichtig.
Nick verzog kurz das Gesicht bei ihrer Frage. “Uh.. nein, das hab ich nicht da. Aber… Sie mögen Fisch?”
Shari nickte.
“Dann hätte ich eventuell was für Sie… was halten Sie von Lachs-Kaviar und Frischkäse auf kleinen Cräckern?”
Die tief blauen Augen der Katzenfrau blitzten auf: „Das hört sich fantastisch an! Danke!“
Dankbar blickte sie den Barmann an, mit einem freundlichen Katzenlächeln.
Nick lächelte sein blendendes Sunnyboy-Lächeln zurück. “Kommt sofort!” Während er sich an Sharis Snack zu schaffen machte, beantwortete er ihre erste Frage: “Sie haben nichts Falsches gesagt, keine Sorge. Caraxes fühlt sich gerade nur ein wenig…vernachlässigt. Das ist er nicht gewöhnt. Ich meine… Ich war nicht dabei, aber er hat mir viel erzählt, von der Zeit der Crew in der Anomalie. Und als er beschloss, uns, bzw. unserer geschätzten Counselor hierher zu folgen, hatte er wohl nicht bedacht, dass sie hier sehr viel weniger Zeit für ihn haben würde und hier auch irgendwie anders ist, als er sie kannte. Naja, deshalb hängt er viel hier bei mir im Elysion ab”, erklärte er ihr kurz. Dann stellte er einen Teller vor sie, auf dem ein Dutzend kleiner runder Cracker angerichtet waren, auf denen wiederum appetitliche kleine Häufchen von schwarzen, glänzenden runden Kügelchen in einem weiß-cremigen Bett aus Frischkäse lockten. “Bitteschön. Ich hoffe, es mundet.”
„Perfekt!“
Das roch schon sehr gut, schon beim Anrichten hatte Shari den Duft in die Nase bekommen. Genüßlich biss sie in einen der Cracker und schloß genießerisch die Augen. Fast so gut wie Fisch-Vanilleeis. Und prickelte ein bisschen so auf der Zunge, wie Vias Fischaugentopping.
„Danke, das ist echt gut!“
“Das freut mich.” Wieder schenkte er ihr dieses charmante Lächeln, und es schien nicht nur eine Floskel zu sein. Offenbar zog er Befriedigung daraus, wenn er seinen Gästen eine kulinarische Freude bereiten konnte.
Shari nahm einen zweiten Cracker in die Hand, dann wurde sie ein wenig nachdenklich: „Vielleicht sollte er sich doch einen Job suchen. Oder zur Akademie gehen oder so. Er kam mir sehr klug vor, bestimmt kann er doch…“ Sie winkte ab. „Egal. Ich denk schon wieder viel zu viel nach. Danke.“
Sie schob sich den Cracker in den Mund. Spitze Raubtierzähne funkelten kurz auf.
„Ich glaub ich frag Via. Oder Gaspar. Die haben immer gute Ideen.“ Ja, sie nickte bekräftigend, das war eine gute Idee. Sie würde beiden von ihrer Begegnung erzählen und dann nochmal mit dem weißen Raben reden.
Nick verzog kurz das Gesicht. “Das sind Leute von Ihrem Schiff, richtig? Caraxes wird, so wie ich das verstanden habe, auf keinen Fall von hier weg wollen”, gab er zu bedenken. Dann riss er sich zusammen und begann wieder, irgendwas hinter der Theke zu putzen. “Aber was weiß ich schon. Ich bin hier der Barkeeper.” Sein Grinsen war wieder so ansteckend, wie zuvor.
„Oh, nein, ich wollte ihn nicht… ich dachte nur, die beiden haben immer gute Ideen, wie man anderen helfen kann. Ich hab zwar auch immer Ideen, aber manchmal…“, sie zuckte mit den Ohren, dann mit den Schultern: „Manche kommen da nicht so gut an, glaub ich.“
Shari seufzte. Immerhin war das Grillen im Hangar der Artemis halbwegs gut verlaufen. Zumindest bis die Plasmaleitung ein paar Decks tiefer platzte. Aber das war ja nicht ihre Schuld gewesen. Also nicht wirklich. Hatte Jynah gesagt. Und Fiona auch. Und Via. Das war die Schuld von diesem Montgomery Scott.
„Mit einer Verkäuferin hatte ich zum Beispiel richtig Ärger heute“, überlegte sie und schüttete ein wenig Milchkaffee dem Cracker hinterher.
“Hm, verstehe.” Er zuckte leicht mit den Schultern. “Schaden kann’s bestimmt nicht.”
Shari wurde jedoch kurz abgelenkt, als sie einen Crewman aus einer mit Stellwänden abgetrennten, etwas abgelegenen Ecke des Elysion kommen sah. Am Eingang hing eine digitale Tafel, die dicht beschrieben zu sein schien. Sofort war ihre Neugier geweckt. “Was ist das?” fragte sie Nick, dabei mit einer Hand auf den Bereich deutend.
Nick hörte auf zu wischen, und folgte mit dem Blick ihrer Hand. “Das? Oh, das ist unsere Trauer- und Besinnungsecke. War ne Idee von Sureya, als sie noch an Bord war.” Er nickte leicht.
Trauerecke? Nein, es gab schon genug traurige Dinge. Da wollte Shari bestimmt nicht hin.
„Ich glaub‘ das mag ich nicht so, ich kenn zu viele, die bei Missionen gestorben sind. Das war so traurig, als unsere Bassitin beerdigt wurde. Also eigentlich die Nachtschichtärztin, aber die hat cardassianischen Bass in unserer Band gespielt. Und jetzt fehlt sie uns da…“
Shari stopfte sich direkt drei Cracker in den Mund und kaute. Der Geschmack half, um den Gedanken zu vertreiben: „Ich glaub‘ die sind alle heute auf der Station hier, wie bei uns ja auch, ist echt wenig los“, lenkte sie schnell das Thema weg von traurigen Dingen. Hoffte sie.
Nick führte die Erklärung zunächst jedoch zu Ende: “Darum geht’s ja. Da drin sind Holoemitter. Und die Ecke ist schalldicht. Die Tafel außen dran zeigt stets die aktuellste Liste der Gefallenen und Vermissten. Wenn jemand einen Ort braucht, um allein oder zusammen zu trauern oder sich eben von der Trauer zu erholen, dann kann er oder sie da reingehen, und sich ein schönes, beruhigendes Szenario aussuchen, um seine Gefühle zu bewältigen. Sureya und Ettore fanden das damals eine echt gute Idee, und es wird auch gut angenommen. Ist ja aber natürlich kein Muss.” Er zuckte gelassen mit den Schultern und ging dann auf ihren letzten Kommentar ein. “Wer ist auf der Station?” fragte er leicht verwirrt, weil er ihren Worten nicht ganz folgen konnte.
„Alle, also das Offizierstreffen. Ich bin da eher weg, weil ich was hier zu besprechen hatte, aber da waren noch ganz viele… und wenn ich traurig bin, dann spiel ich Gitarre und dann geht es mir danach wieder besser“, fand Shari.
„Wer sind denn Sureya und Ettore?“, hakte sie dann nach.
Nick zwinkerte erneut und schenkte ihr ein schiefes, spitzbübisches Grinsen. “Die dürften auch beide noch auf dem schicken Offizierstreffen sein”, erklärte er. “Sureya Bateh, sie war früher hier auf der Hephaistos EO und ist jetzt Captain der Nemesis. Und Ettore Ludovico della Scala, unser zweiter Offizier, damals war er noch Counselor.”
Die hatte Sharika kurz gesehen, glaubte sie, aber alle Namen zu merken war ja auch nicht einfach. Doch, Captain Bateh, Captain Ruthven und Gaspar hatten zusammengestanden, ja. Wobei das schon irgendwie lustig war. Der Mann ihrer Oma zusammen mit ihrem Freund… sie vertiefte den Gedankengang dann aber doch lieber nicht. Und dann war Gaspar mit der anderen Captain irgendwohin verschwunden, zum Qualm fabrizieren. Sie hatte das auch probiert, war mal ganz lustig gewesen, aber nicht wirklich ihr Fall. Gaspar brauchte das zum Nachdenken.
„Ja, ich glaub, die waren beide da. Mein ich.“
Sie schob sich noch ein paar Cracker in den Mund, spülte mit dem Rest des Milchkaffee nach.
„Ist echt schön hier, aber ich glaub ich sollte langsam zurück, Via vermisst mich sicher schon, danke, Mister…“
“Nick, einfach nur Nick. Eigentlich Nicolas St.John, aber so nennt mich hier keiner.” Erneut lächelte er sie breit und einnehmend an. “Freut mich, wenn’s Ihnen hier gefällt. Und wenn es Sie mal wieder auf die Hephaistos verschlägt, schauen Sie gerne wieder vorbei, ja?”
„Das mache ich sehr gern. Nennen Sie mich Shari, das tun alle“, lächelte die weiße Katzenfrau zurück und blinzelte ein wenig scheu, wie ein kleines Mädchen.
Sie erhob sich langsam vom Tresen und der nette junge Barkeeper winkte ihr noch kurz nach, ihr nachsehend, als sie das Elysion verließ. So sehr er seine ‘Stammkundschaft’ an Bord auch mochte – es war doch immer wieder schön, mal neue Gesichter zu sehen. Besonders, wenn sie so ..apart und interessant waren, wie diese Katzenfrau. Nachdenklich räumte er das leere Geschirr von ihrem Platz.
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<SUM>
#Zeit: MD02.1810
#Ort: USS Hephaistos – Bar Elysium
Shari lernt Caraxes, den weißen Raben und Nick, den Barkeeper der Hephaistos, kennen und unterhält sich mit beiden ein wenig tiefsinniger.
</SUM>
submitted by
Lt. jg. Sharika Reen Caraxes Nick St. John
FLG USS Artemis USS Hephaistos Bar USS Hephaistos
aka aka aka
Sven Debora Debora