[USS-Hephaistos] SFG Joint Venture – Das Ende einer Reise
By @…
So, wie angekündigt, hier ein Zug von mir. Für die Außenstehenden
passiert nicht allzu viel, doch ich fürchte, dass ich beim Schreiben ein
wenig eskaliert bin. Für alle, die sich jetzt nicht durch das Epos
kämpfen wollen: Es ändert sich eigentlich nichts 😉 Auf die e-Mails,
die es außerdem noch gab, antworte ich dann später.
<RPG>
# Zeit: MD 23.2150
# Ort: Hauptbrücke USS Hephaistos, Olymp
Fabi schaffte es endlich, den Verschluss zu öffnen. Er stand langsam
auf, wobei sich seine Beine wie Pudding anfühlten, und sah sich um.
Die meisten saßen oder lagen, aber waren dabei, sich aufzurappeln.
Nazira stand beim Captain und öffnete gerade ein Medkit. Alle, außer…So schnell er es wagte, schwankte er zur Wissenschaftsstation. Kidah
lag zusammengesunken am Fuß der Konsole. Eine große Prellung war auf
ihrer Stirn zu sehen. Fabi ließ sich auf die Knie nieder.„Kidah! Ensign Kidah! Wachen Sie auf!“
Er schüttelte sie behutsam, dann erst kam er auf die Idee, Puls und
Atem zu kontrollieren. Sein letzter Erste-Hilfe-Kurs war schon wieder
viel zu lange her. Es dauerte bange Sekunden, ehe er das Pulsieren am
Handgelenk fühlte. Nur bewusstlos.
Kidah öffnete die Augen. Es war dunkel, nicht eine Schattierung, ein
Funken Licht war zu sehen. Sie versuchte sich zu orientieren und erhob
sich, doch es gab nichts. So blieb sie zunächst, wo sie war und stellte
fest, dass sie keinen Schmerz verspürte. Es sollte doch welcher da sein.
Sollte er? Sie wusste nicht, warum, aber sie war davon überzeugt. Als
Kidah sich erneut umsah, erkannte sie einzelne Schemen, Strukuren, die
sich aus der Dunkelheit schälten. Das Licht kehrte zurück. Zögerlich
zunächst, wurde es bald immer heller und sie konnte erkennen, was sich
um sie herum befand. Felsformationen, Sand, knorrige Bäume, karge
Büsche. Eine Sandwüste. Kidah erkannte den Ort nicht, aber er wirkte
vertraut. Auf einem Felsen erblickte sie jemanden. Ein alter Mann saß
dort, hatte die Augen geschlossen und regte sich nicht. Wind zerrte an
seiner schlichten Robe und zauste das graue Haar. Kidah trat einige
Schritte auf ihn zu. Er blieb bewegungslos sitzen, doch jetzt öffnete er
die Augen und sah sie an.
„Sieh dich um. Du kennst diesen Ort. Wo bist du?“, fragte er und Kidah
wurde bewusst, dass sie seine Stimme zwar vernommen hatte, seine Lippen
sich jedoch nicht bewegt hatten. Sie waren direkt in ihrem Kopf
erklungen, ohne den Umweg über ihr Ohr zu nehmen.
Sie blickte sich um. Der Mann kam von derselben Welt wie sie, das
offenbarten ihr die spitz zulaufenden Ohren und der olivfarbene Teint
seiner Haut. Waren sie also in ihrer Heimat?
„Das weiß ich nicht.“, war ihre schlichte Antwort und auch diese Worte
hatte sie nicht gesprochen, lediglich gedacht. Dennoch hatte ihr
Gegenüber sie ebenso gehört wie sie selbst. Er beugte sich in ihre
Richtung, musterte sie und sagte dann:
„Du weißt es. Vielleicht ist das Wissen verborgen, aber du weißt es. Wo
bist du?“
Felsen, Sand, eine gleißende Sonne, bizarr geformte Zweige, ein alter
Mann auf einem Felsen. Nach einem langen Moment des Schweigens
antwortete Kidah:
„Wer bin ich? Wo bin ich? Wie komme ich hierher? Diese Fragen kann ich
nicht beantworten.“
„Es gibt einen Weg, zu den Antworten zu gelangen. Du kennst ihn. Du
kanntest ihn, ich habe ihn dich gelehrt. Wo beginnst du?“
Erneut herrschte zunächst Stille, das Pfeifen des Windes zwischen den
Felsen war das einzige Geräusch.
„Wenn ich nicht weiß, wo ich bin, begebe ich mich auf die Suche nach
einem vertrauten Ort. Wenn ich nicht weiß, wer ich bin, muss ich mich
auf die Suche nach meiner Identität machen und damit wird sich auch
erschließen, woher ich komme. Ich muss meinen Ursprung ergründen.“
„Das ist ein guter Beginn. Wo ist dein Ursprung? Auf welchem Weg bist du
schließlich hergekommen? Suche einen dir vertrauten Ort, von dort aus
wirst du weitergehen können.“
Kidah sah zu Boden. Wo fand man einen vertrauten Ort, wenn man nicht
wusste, wo man sich befand? Mit welchem ersten Schritt hatte ihr Weg
begonnen? Der Wind wehte den Sand in Wellenlinien fort, trieb ihn vor
sich her. Plötzlich fiel Kidah auf, dass es gar kein Sand war. Ein
Teppich mit wellenfömigen Mustern war es stattdessen. Als sie wieder
aufblickte, war der alte Mann verschwunden, mit ihm die
Wüstenlandschaft. Sie kniete auf einem Kissen an einem niedrigen Tisch.
Wände umgaben sie, Möbel und verschiedene Gegenstände, die sich auf
Regalen und einem weiteren Tisch verteilten. Leiser Gesang erfüllte die
Luft und Kidah erblickte eine Gestalt. Eine Frau kam auf sie zu, ein
Tablett mit zwei Teetassen in der Hand. Von ihr war der Gesang gekommen,
denn in diesem Moment hörte sie damit auf. Mit einer anmutigen Bewegung
kniete sie sich auf ein zweites Kissen, stellte das Tablett auf dem
Tisch ab und reichte Kidah eine der Tassen. Während sie selbst die
zweite Tasse aufnahm, sagte sie:
„Trink deinen Tee.“
Kidah tat es ihr gleich und nahm ihre Tasse in die Hände. Erst jetzt
bemerkte sie, dass ihre Wahrnehmung voll zurückgekehrt war. Sie fühlte
das Kissen unter sich, die Hitze des Tees, der die Tasse durchdrang,
roch und schmeckte das herbe Aroma. Die Stimme der Frau hatte sie
gehört, es war nicht direkt in ihren Kopf gedrungen. Sie nahm die andere
Frau in Augenschein. Das dunkle Haar war sorgfältig aufgesteckt, das
Kleid in hellen Farben umspielte die schlanke Figur. An den Fingern
glänzten einige silberne Ringe. Kidah kam sie vertraut vor, doch sie
konnte sie ihr weder einen Namen geben, noch erinnerte sie sich an
gemeinsame Begebenheiten. Und doch, dieses Haus, dieser Ort. Er war
vertraut, sie fühlte sich an diesem Ort und dieser Frau. Es war wie das
Ankommen nach einem langen Tag und das Wissen, die Welt für einen Moment
loslassen zu kön
„Wer bin ich? Wo liegt mein Ursprung?“, fragte Kidah.
„Du bist, wo du schon immer warst. Ich bewahre diesen Ort für dich,
damit du immer zurückkehren kannst.“
„Gibt es diesen Ort? Ist dies wirklich?“
„Natürlich gibt es ihn. Du kannst ihn fühlen, riechen, schmecken, sehen
und hören. Er ist so wirklich, wie du es bist.“
„Aber ich zweifle daran, dass ich wirklich bin und dass dieser Ort
wirklich ist.“
Für einen Moment streckte die Frau ihren Arm aus, als wolle sie Kidah
berühren, doch sie zog ihn wieder zurück.
„Was ist wirklich? Wenn dieser Ort, den du in dir selbst trägst und
bewahrst, wirklich ist, dann bist du es auch.“
„Und doch ist es nicht der Ort, von dem ich gekommen bin. Ich muss ihn
finden.“
Sie sah auf ihre Hände, doch die Tasse Tee war verschwunden. So wie der
Tisch, das Haus, die Frau. Stattdessen stand sie einer jungen Frau
gegenüber. Diese hatte die Hände in die Ärmel ihrer Robe geschoben, das
Haar wehte im Wind. Auch sie wirkte vertraut auf Kidah, doch auch an sie
konnte sie sich nicht erinnern.
„Warum bist du hier?“, fragte die junge Frau und in ihrer Stimme lag
Ablehnung und Kälte.
Kidah fühlte sich unwohl, von den Blicken der Frau durchbohrt, seziert.
Dennoch erkannte sie, dass diese Frau Teil ihres Lebens gewesen war,
doch nun verband sie nichts mehr.
„Hier liegt nicht der Ort meines Ursprungs. Ich werde weiter auf die
Suche gehen.“
Damit schloss Kidah die Augen. Sie wollte die andere nicht mehr sehen,
nicht länger der Feindseligkeit ausgesetzt sein.
„Mädchen, was tust du hier? Du solltest doch längst schon weg sein!“,
erklang eine Stimme und Kidah öffnete die Augen. Wieder ein Mann, doch
diesmal war es ein anderer. Auch war er nicht von ihrer Art, sein
Aussehen unterschied sich von ihr. Er lachte und winkte sie zu sich.
„So wirst du nie ankommen. Dein Weg wird nicht kürzer, wenn du hier
verweilst.“
Kidah spürte, wie sich ihre eigenen Mundwinkel zu einem Lächeln hoben.
Auch, wer dies war, wusste sie nicht, doch hier fühlte sie sich
angenommen, akzeptiert. Ihre Unterschiede waren für ihn unwichtig, das
wusste sie plötzlich.
„Ich zeige dir den Weg, dann wird es leichter. Du musst mit dem ersten
Schritt beginnen. Und lass dich nicht ablenken. Mach einen Schritt nach
dem anderen.“
Sie trat einige Schritte auf ihn zu, streckte den Arm aus und er nahm
ihre Hand.
„Du hast dich ablenken lassen, Mädchen, dabei hast du den ersten Schritt
schon gemacht. Mach ihn noch einmal, sieh her.“
Er deutete mit der freien Hand auf den Boden. Kidah sah auf ihre Füße,
spürte noch immer ihre Hand in der seinen. Sie machte einen Schritt…
… doch der Boden war nicht mehr der dunkelgraue, glatte Boden, der er
gewesen war. Wellenstrukturen wie Sand. Sie wusste, wo sie war, noch
bevor sie aufblickte. Der Tisch, das Haus hatten sich nicht geändert.
Auch die Frau war wieder da, doch auf der anderen Seite des Tisches saß
ebenfalls ein Mann. Ihn hatte sie bisher nicht gesehen. Auf dem Tisch
standen drei Tassen Tee.
„Wo bist du gewesen?“, fragte der Mann.
„Nein.“, antwortete Kidah, „Das ist nicht die richtige Frage. Wo komme
ich her?“
„Ist das nicht dasselbe?“
„Nein. Wo ich gewesen bin, ist ein Ort. Wo ich herkomme, ist mehr. Es
ist ein Ort, es ist Zeit, es ist alles, was gewesen ist und es ist der
Ursprung. Mein Ursprung. Ich bin von ihm getrennt worden und ich weiß
nicht, wie ich dorthin zurückkehren kann.“
Sie spürte, dass dem Mann die Ruhe und der Frieden fehlte, die der Frau
zueigen war. Er schien sich im Zaum halten zu müssen, um weiter dort
sitzen zu können.
„Du willst doch nicht wissen, woher du kommst. Du fürchtest die
Erkenntnis.“, sagte er nun und setzte seine Tasse nicht sehr sanft auf
den Tisch.
„Wie kann ich etwas fürchten, wenn ich nicht weiß, wo dies ist?“
„Doch du bist schon dort, Kidah. Der Ursprung, der Ort, an dem deine
Reise begann, ist in dir, er war immer in dir. Dort kehrst du zurück, wo
auch immer du bist, weil du hier sicher bist. Trink deinen Tee, Kidah.“
Kidah nahm die Tasse auf, spürte die Hitze und in den Duft und den
Geschmack des Tees mischte sich etwas anderes. Wohlbehagen, Geborgenheit
und etwas, das sie nicht direkt identifizieren konnte. Es war…
‚Trink deinen Tee.‘ hatte es geheißen und sie hatte getan, wie es ihr
gesagt worden war. Es war nicht das, was gesagt worden war, sondern wie.
Selbstverständlich würde sie den Tee trinken, wenn sie aufgefordert
wurde. Aber warum? Forschend blickte sie in das Gesicht der Frau. Sie
war älter als Kidah, feine Linien zeichneten sich um Mund und Augen ab,
doch in diesen Zügen lag eine tiefe Ruhe und Vertrautheit. Sie blickte
zur anderen Seite des Tisches und musterte auch das Gesicht des Mannes.
Die Ruhe fehlte hier, eher war Ungeduld in diesen Zügen zu lesen. Und
dann, dann endlich sprach sie aus, was ihr die ganze Zeit auf den Lippen
gelegen hatte.
„M’aih. A’nirih.“
Die Worte für Mutter und Vater kamen ihr über die Lippen, bevor sie auch
nur realisiert hatte, was sie bedeuteten.
„Ihr seid mein Ursprung. Euch verdanke ich mein Leben. Und ein Teil von
euch ist in mir vereint.“
Noch einmal blickte sie in die Gesichter. Ja. So war es richtig, aus
vage Vertrautem war ihr Gewissheit geworden. Die Frau – ihre Mutter –
erhob sich von ihrem Platz, nahm Kidahs Teetasse vom Tisch und reichte
sie ihr.
„Trink deinen Tee. Deine Reise muss nun ein Ende finden.“
Sie nahm die Tasse an und sah hinein. Etwas spiegelte sich darin, doch
noch konnte sie es nicht erkennen. Vorsichtig stellte sie die Tasse auf
den Tisch, bis sich der Tee beruhigte und das Bild klarer wurde. Ein
länglicher, grauer Schatten. Ein… Schiff. Ein Raumschiff! Kidah lag
der Name des Schiffes auf der Spitze ihrer Zunge. Sie musste es nur noch
zu einem Wort formen…
„Hier werde ich immer sein, über Raum und Zeit hinweg. Doch ich kann
hier nicht verweilen, denn ich weiß jetzt, wo das Ziel meiner Reise ist.
Ich werde dorthin zurückkehren.“
„Das wirst du. Schlaf nun, du kannst jetzt ruhen.“
Ihre Mutter hob die Hand, strich Kidah sanft über die Stirn.
Das Licht schwand. Es lag nicht daran, dass die Nacht hereinbrach, die
Sonne stand noch hoch am Himmel. Doch immer dunkler wurde es und Kidah
fühlte sich in dieser Dunkelheit geborgen.
Noch immer lag Kidah auf der Brücke, wo sie unsanft gelandet war,
nachdem sie erfolglos versucht hatte, sich festzuhalten. Noch immer war
sie nicht bei Bewusstsein, doch ein aufmerksamer Beobachter konnte
sehen, wie ein kurzer Schauer durch ihren Körper lief. Leise, fast nicht
zu verstehen, kam ihr ein einzelnes Wort über die Lippen: „Hephaistos.“
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<SUM>
Kidah ist zwar äußerlich bewusstlos, ihr Kopf jedoch ist höchst
beschäftigt. Auf ihrer mentalen Reise begleiten sie einige Vertraute,
doch wo geht die Reise hin?
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submitted by Tanja / Kidah
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