Tagträume
By Jetsun.Pema@… (Jetsun Pema)
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#Ort: K7 Taskforce Lounge
#Zeit: MD2.1320
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„Lieutenant, ich werde Ihnen gewiss nicht befehlen, sich mit mir zu unterhalten. Jedoch würde ich sehr gern den Grund Ihrer… Mißstimmung erfahren.“
„Ja, Captain.“ erwiderte Jetsun und nickte dem Stabsoffizier zu. „Ein Andermal, bitte!“
„Natürlich!“ Gaspar nahm sich vor, die Akte dieser Frau noch einmal genauer durchzulesen. Irgendetwas musste er überlesen haben. Er hatte nur überhaupt keine Vorstellung, worum es da gehen könnte.
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Jetsun entfernte sich langsam von dem CO der Artemis.
Eine Sekunde verging… zwei… dann drei Sekunden. Und noch immer war sie weder in Flammen aufgegangen noch hatte sich ein Loch unter ihr aufgetan und sie verschlungen.
Was… welcher Teufel hatte sie bloß geritten, das eben laut auszusprechen. War es verletzter Stolz, ein Rachegedanke oder einfach nur schiere Dummheit? Auf jeden Fall fühlte sie sich jetzt kein bisschen besser – eher im Gegenteil. In ihrem Magen spürte sie jetzt eine gewisse nagende Angst. Warum hatte sie ihr dummes Mundwerk nicht halten können!?
Sie war mit einer so guten Stimmung in diese Runde gekommen. Alles war so schön. Massimo und sie. Und Nenii! Alle Puzzleteile fielen so, wie man sich es nur wünschen konnte. Und dann, zack… ja was eigentlich?
Jetsun umrundete andere, sich unterhaltende Grüppchen und Paare. Niemand aber schien ihr seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wahrscheinlich war das auch gut so. Oder beabsichtigt. Sollte das Strafgewitter über sie hereinbrechen, wollte sicherlich niemand anders da mit hineingezogen werden. Die Ärztin sah sich um. Massimo war nicht zu sehen. Aber er wollte sich ja auch mit seinen Counterparts der anderen Schiffe besprechen. Er hatte das erwähnt, als sie gemeinsam hierher gegangen waren und Jetsun wollte ihm das nun auch nicht verderben. Vielleicht sollte sie besser einfach verschwinden.
Stattdessen fand sie sich an der Bar der Lounge wieder.
„Hallo, Ma’am!“ begrüßte sie der Crewman dort. „Was darf ich Ihnen servieren?“
Jetsun sah sich um. Die Bar war ausgezeichnet bestückt. Kurz dachte sie über Wein nach, doch dann deutete sie auf eine rotgoldene Flasche mit weißem Label. „Das da. Tullamore Dew bitte.“
„Sehr gern. Das ist ein 14 Jahre alter irischer Whisky. Single Malt. Intensiv im Geschmack, aber zugleich sehr weich.“ Der Crewman nahm ein Glas und schenkte Jetsun einen Fingerbreit ein.
„Wohl bekomm’s!“
„Dankeschön.“ Die Bhutanerin schenkte ihm ein Lächeln und probierte.
Sie kannte Whisky. Ihr Mann hatte Bourbon geliebt, der allerdings sehr viel schärfer schmeckte. Das hier war wirklich schön weich. Man konnte ihn schlucken, ohne das Gesicht verziehen zu müssen. Sie kippte das Glas und hielt es dem Crewman wieder hin. „Bitte, noch einen, ja?“
Der allerdings verzog das Gesicht. „Sicher, Ma’am. Nur, bitte, dies muss man genießen. Gönnen Sie sich kleine Schlückchen, dann haben sie so viel mehr davon.“
„Oh!“ machte Jetsun. „Verzeihung, ja. Ich… werde daran denken.“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. Und spürte schon, wie ihr der Alkohol – echter Alkohol, wie es aussah – zu Kopfe stieg. Das war wahrscheinlich ebenso dumm, wie eben die eigenen Empfindungen ausgesprochen zu haben. Aber Jetsun war nicht in Stimmung zu logischen Handlungen. Sie schenkte dem netten Crewman noch ein liebes Lächeln, dann drehte sie sich weg. Ja, sie spürte den Alkohol, aber sie war noch weit davon entfernt, dass dieser echte Wirkung zeigte. Sie ging ein paar Schrittchen zu einem leeren Bistrotisch, stellte das Glas ab und knabberte ein paar Salzstangen.
[„…weitgehend diensttauglich sein…“] erinnerte sie sich. Die Ärzteschaft des FÄD waren wirklich nett gewesen.
[„Möchten Sie denn gern wieder zurück auf die Hephaistos?“] hatten sie sie gefragt. [„Oder vielleicht lieber einen Dienstposten auf einem Planeten? Auf dem Schiff werden sie ihre Flügel sicherlich nie einsetzen können. Dazu gibt es dort einfach nicht genug Raum. Auf einem Planeten… vielleicht in einem Krankenhaus… können Sie einfach auf den Balkon treten und sich gewissermaßen in die Luft erheben.“]
Jetsun seufzte tief. Und schloss die Augen. Sie erinnerte sich, als sie während der Behandlung hier auf K7 einmal in das große Arboretum gegangen war. Sie hatte ihre Flügel voll ausgebreitet und dann ein paarmal kräftig geschlagen. Und sofort den Boden unter den Füßen verloren. Es war… wie in Arcadia. Natürlich war sie nicht geflogen. Das ging im Arboretum auch nicht wirklich. Aber dennoch…
„Hey!“ hörte sie plötzlich eine Stimme, gefolgt von einem Niesen.
Jetsun riss ihre Augen wieder auf. Hatte sie etwa aus Versehen wirklich ihre Schwingen geschlagen? Sie sah sich hektisch um. Nein, alle Tische standen noch, aber einige der anderen Leute sahen sie seltsam an.
„Verzeihung!“ sagte sie leise. „Ich… gehe wohl besser.“
„Das wäre mal eine gute Idee!“ hörte sie von links. Ana, also Lieutenant Lwaxana Ivoin sah sie böse an. Und schniefte betonend.
„Ich würde es angenehmer finen, wenn Sie noch etwas bleiben würden!“ erklang da hinter Ana eine Stimme, die Jetsun nicht kannte. Sie schaute genauer hin. Das war ein Gesicht, welches sie aus den Unterlagen, die sie bei der ersten Besprechung erhalten hatten, wiedererkannte: Doktor Liyun Corapara, der leitende medizinische Offizier der Artemis.
<und hepp: Ball an Dannimax. Oder wer immer Lust hat darauf einzugehen.>
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#Ort: K7 Taskforce Lounge
#Zeit: MD2.1320
Nach ihrem etwas desaströsen Auftritt gegenüber dem CO der Artemis sucht Jetsun etwas Abstand. Dabei überdenkt sie ihre Optionen und sinniert über die wochenlange Untersuchung auf K7 nach, die sie über sich hatte erdulden lassen müssen. Und erinnerte sich an Arcadia. Bis Ana sie aus ihren Träumen riss.
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submitted by Isi Fox