Sternschnuppe
By n.e.s.s.y@… (Nessy)
<RPG>
# Zeit: MD 23.1800
# Ort: Planetenoberfläche von Xarantine
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Ein gälischer Fluch blieb im Raum hängen während die Reibung der Atmosphäre die Schiffshüllen in rotes Glühen tauchte. Das war eindeutig nicht der Plan gewesen!
„LaGroille!“ rief Shay zu Fabi der versuchte mit allem was ihm so einfiel den Absturz zu bremsen und die Olymp so zu lenken das sie sich nicht einfach in den Boden des Planeten bohren würden.
„Ajur! Das Atak darf nicht in klingonische Hände fallen!“ wandte sich Shay nun doch zu dem Klingonen an der taktischen Konsole um. Ihre Blicke trafen sich kurz und der Klingone bestätigte mit einem knappen Nicken. Er würde sich etwas einfallen lassen.
Sam und Ettore handelten ähnlich. Wenn die Selbstzerstörung nicht funktionierte dann wollten sie zumindest soviele Leute retten wie möglich. Für das ATAK würde sich eine andere Lösung finden müssen – wenn sie unten waren und noch lebten.
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Die drei Schiffsteile kamen einander gefährlich nahe, während der Planet unter ihnen größer und größer wurde. Wirkte es anfangs noch wie ein harmloses Rendezvouzmanöver, so wurde bald sichtbar, mit welcher Geschwindigkeit sie in Wahrheit dahinrasten. Die ersten roten Schlieren zeichneten sich auf dem Hauptschirm ab, als sie in die obersten, hauchzarten Schichten der Planetenatmosphäre eindrangen.
„Können wir die Tarnung aktivieren?“ fragte Shay eindringlich. Das geheime Tarnsystem war weitgehend autark und von den Computerproblemen vielleicht nicht betroffen. Unter Tarnung zu landen, würde ihre Chancen erheblich erhöhen, die Absturz-, ähm Landestelle vor den Klingonen zu verbergen.
„Negativ, Sir“, verneinte Ajur. „Nicht, wenn das Schiff geteilt ist.“
So viel dazu. Es wurde allmählich lauter und holpriger. Die zunehmend dichter werdende Luft fauchte um sie herum und erhitzte sich schnell.
Shay entschied blitzschnell. „Dann machen Sie etwas Feuerwerk. Phaser und Photonentorpedos abfeuern. Verwischen Sie unsere Spur so gut es geht. Sam, Ettore, ihr auch“, funkte er den Befehl an die anderen Schiffsteile.
„Aye, ..r“ kam die Bestätigung, von starken Störungen überlagert.
„Kommunikation setzt aus, Sir“, meldete Temba von der COMM. Die heißen, ionisierten Wolken um sie herum blockten alles ab.
„Festhalten, es wird holprig“, rief Fabi vom Pilotenpult, ohne den Blick vom Hauptschirm zu wenden. Er korrigierte ein letztes Mal den Anflugwinkel. Beim Eintritt in eine Planetenatmosphäre war es von entscheidender Bedeutung, den richtigen Winkel zu treffen. War er zu klein, so prallte das Schiff ab wie ein Stein von einer Wasseroberfläche. War der Winkel hingegen zu steil, nun, dann würde es sein wie mit Überschallgeschwindigkeit gegen eine Wand zu fliegen.
Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass Geos und Hades die Manöver nachvollzogen und versuchten, in der Nähe zu bleiben. Phaserstrahlen schossen hier-und dorthin gemäß Shays Befehl, und schlugen irgendwo in der Ferne in den Planeten ein. Zum Glück war er dünn besiedelt, so dass die Wahrscheinlichkeit äußerst gering war, irgendwas wichtiges zu treffen.
Als sie tiefer gingen, stieg die Dichte der Atmosphäre exponentiell, und nun traf es die drei Schiffsteile wie ein Hammerschlag. Brutal wurden sie von kosmischer Geschwindigkeit herunter abgebremst. Es fauchte, als ob ein Sandsturm direkt durch die Brücke fegte. Teile von Wandverkleidungen machten sich selbstständig und sausten als gefährliche Geschosse durch die Luft. Alle sahen zu, sich irgendwie festzuhalten und in Deckung zu gehen. //Passend//, schoss es Fabièn durch den Kopf, //wir sind auf der USS Hephaistos, und es klingt, als ob der griechische Gott uns mit dem Schmiedehammer bearbeitet…//
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch in Wahrheit waren es nur einige dramatische Sekunden. Schon ließ die Kakophonie allmählich nach. Der Feuerball, in dessen Kern sie gesteckt hatten, verblasste und machte Platz für Himmelsblau. Es wurde fast trügerisch still.
„Ist es überstanden?“ fragte jemand naiverweise.
„Mitnichten“, knurrte Ajur, der sich ganz unklingonenhaft hinter seine Station geduckt hatte und sich nun erhob.
„Status?“ fragte Shay.
„Atmosphäreneintritt vollzogen, wir sind im Gleitflug“, meldete LaGroille. „Bei derzeitiger Sinkrate haben wir noch etwa fünf Minuten. Manövriertriebwerke zu 80% ausgefallen.“
Er sprach lieber nicht laut aus, was am Ende dieser dreihundert Sekunden geschehen würde, es war auch so klar. Noch lag der Horizont friedlich tief unter ihnen, aber das würde nicht lange so bleiben.
„Tun Sie Ihr Bestes“, forderte Shay ihn auf. „Geos und Hades?“
Ajur schüttelte den Kopf. „Sensoren ausgefallen.“ Sie konnten nur hoffen, dass die anderen beiden Teile noch irgendwo neben oder hinter ihnen waren. Je näher zueinander sie landeten, um so besser.
Der Horizont auf dem Hauptschirm bewegte sich bedenklich aufwärts, was bedeutete, dass die Nase des Schiffes nach unten kippte. Der Gleitflug ging allmählich in einen Sturzflug über.
„Lieutenant LaGroille!!“ zischte Shay nervös.
„Ich tu‘ was ich kann – bei der Konstruktion dieser Kiste haben sie irgendwie das Leitwerk vergessen“, erwiderte er angespannt. „Ohne die hinteren Manövrierdüsen ist es echt schwierig!“
Gestresst hantierte er an seiner Konsole herum. Das Schiff vollführte einige erratische Drehungen, jedoch ohne dass sich die Tendenz Richtung freier Fall merklich verbesserte. Die Planetenoberfläche tief unter ihnen wurde in erschreckender Geschwindigkeit größer. Alle starrten wie gebannt auf die schnell kleiner werdende Zahl auf dem Bildschirm, die ihre Flughöhe angab. Egal was der Pilot versuchte, es gelang im nicht, das Schiff wieder in die Horizontale zu bringen.
„Versuchen Sie es rückwärts“, meldete sich Kidah von der Wissenschaftsstation. Die Vulkanierin klang so emotionslos und distanziert, als stünde sie irgendwo in einem Klassenzimmer, und nicht in einem menschengemachten Blechhaufen, der unaufhaltsam seinem unrühmlichen und gewaltsamen Ende entgegenraste.
„Hä?“ rief der FLG wenig intelligent zurück.
„Drehen Sie das Schiff. Anders herum wird die Aerodynamik deutlich besser sein, und die noch funktionsfähigen Manövrierdüsen sehr viel effektiver.“
„Schlimmer kanns ja nicht werden“, murmelte der Franzose und zündete die nötigen Triebwerke. Das Bild auf dem Hauptschirm sauste seitwärts weg und in ihren Mägen zog es plötzlich übelkeiterregend. Mit einem Mal war auf dem Bild nur noch blauer Himmel zu sehen. Eines der anderen beiden Schiffsteile schoss wie eine Sternschnuppe über den Bildausschnitt und verschwand wieder. Es ging so schnell, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob es die Geos oder die Hades war. Es mochte vielleicht einen Kilometer entfernt gewesen sein.
„Schalte auf Heckansicht“, sagte Estefania an der OPS-Station. Das Bild wechselte. Der Horizont schaukelte wie ein Schiff auf hoher See, während Fabi versuchte, die Fluglage zu stabilisieren. Dennoch sah es schon gut aus, der unkontrollierte Absturz verwandelte sich allmählich wieder in einen Gleitflug. Alle Mann auf der Brücke gestatteten sich ein vorsichtiges Aufatmen. Dennoch hatten sie merklich an Höhe und damit an Zeit verloren.
„Auf eins-sechs-null punkt eins null acht ist ein großer See“, bemerkte Kidah hilfreich.
„Im Wasser landen?“ fragte Shay zweifelnd. „Ich halte das nicht für eine gute Idee…“
Fabi suchte die Stelle im Bildausschnitt. Es war verwirrend, weil er rückwärts hinaussah und die Koordinatenangaben im Kopf erst drehen musste. Die Landschaft zog immer schneller unter ihnen vorbei, während sich die Flughöhe ihrer fliegenden Untertasse weiter verringerte.
„Dort rechts?“ Da war eine größere Wasserfläche zu erkennen, dahinter dichter Wald. Die Ufergebiete waren nur dünn bewachsen.
„Positiv“, bestätigte Kidah.
„Das Schiff wird versinken!“ befürchtete Shay.
„Nicht, wenn wir erst am Ufer zum Halten kommen“, widersprach Fabi. „Wir benutzen die Seeoberfläche, um uns abzubremsen, und schliddern aufs Ufer!“
Ohne aufs OK des Captains zu warten, änderte Fabi bereits denn Kurs in Richtung des Wassers. Noch während sie redeten, sank die Olymp weiter herab. Ihre Optionen verflüchtigten sich schneller als eine Schulklasse beim Pausenklingeln.
„Machen Sie’s“, befahl Shay darum – die Landung würde so oder so kein Zuckerschlecken. „Captain an alle. Bereitmachen für Aufschlag!“, er hoffte, dass wenigstens das interne COMM noch funktionierte.
„Boah, das ist als ob man schielt beim Fliegen“, fluchte Fabi; es war eine anspruchsvolle Aufgabe, die Kontrollen spiegelverkehrt zu bedienen. Konzentriert wie nie zuvor ein seinem Leben, lenkte er das improvisierte Fluggerät auf die imaginäre Einflugschneise.
**
Entenähnliche Wasservögel standen am Ufer, stelzten durch das Wasser auf der Suche nach Abendbrot oder wärmten sich an den letzten Sonnenstrahlen. Sie plusterten ihre Federn auf und schüttelten nach dem Bad die Wassertropfen ab.
Keiner störte sich an dem Brausen und Heulen, das immer näher kam. Die Klingonen flogen regelmäßig irgendwelche Manöver in der Atmosphäre, und die Tiere hatten sich daran gewöhnt. Es wurde lauter, es wurde leiser, die Vögel fühlten sich nicht angesprochen dadurch.
Diesmal nicht. Es wurde lauter, kam näher, dann noch näher… Dann ein apokalyptisches Platschen, als hätte der weltgrößte Schwan auf dem Wasser aufgesetzt. In täuschender Langsamkeit stoben Wasserwände links und rechts gen Himmel, ehe sie in einer anmutigen Parabel der Wirkung der Schwerkraft folgten. Wie die Sintflut stürzte das Wasser wieder herab.
Etwas riesiges, metallenes pflügte zwischen den Wasserwänden durch die Wasseroberfläche und raste aufs Ufer zu. Von einer riesigen, selbsterzeugten Welle getragen, war das Etwas schon zur Hälfte aus dem Wasser heraus, bevor der Bodenkontakt eintrat. Als der Rumpf des Raumschiffes auf die Böschung prallte, hatten die Vögel schon längst panisch die Flucht ergriffen.
Das metallene Ungetüm planierte das Ufer auf zweihundert Metern Breite und ließ nur nackten, abgeschliffenen Erdboden zurück. Seine Massenträgheit trieb es noch etwa zweihundert Meter weiter in den Wald hinein, wobei es Bäume abknickte wie Streichhölzer.
Schließlich endete die Bewegung der Olymp. Wie ein riesiger grauer Felsen lag sie inmitten der Bäume. Wasserrinnsale, Erde, Steine und Äste polterten die schräge Oberfläche hinab oder blieben auf dem rußverschmierten Metall liegen. Empörte Vogelschwärme kreisten über dem ungebetenen Eindringling. Eine kleine Dampfwolke quoll aus einer Öffnung hervor, während das Geräusch abtourender Maschinen immer weiter verstummte.
<NRPG: Ball hochwerf. Habe mal offengelassen, wie es drinnen aussieht.>
</RPG>
<SUM>
# Zeit: MD 23.1800
# Ort: Planetenoberfläche von Xarantine
# Ball: Freiball
– Der Olymp-Besatzung gelingt es, unter Zuhilfenahme eines Sees vergleichsweise sanft zu landen. Das Schicksal der anderen beiden Schiffsteile ist größtenteils unklar.
</SUM>
**submitted by
Johannes aka Lt. Fabièn LaGroille, FLG Hephaistos