Mio Angelo, tuo diavolo
By Jetsun.Pema@… (Jetsun Pema)
#Zeit: MD 05.1830
#Ort: Quartier Jetsun Pema
„Mio Angelo, wir haben morgen noch einen Termin. Das Musikstudio möchte noch ein paar Aufnahmen und wir sollen einen weiteren Song aufnehmen. Hast Du eine Idee, was wir noch singen könnten? Bis morgen etwas neues komponieren, das schaffen wir glaube ich nicht mehr, oder?“
Jetsun, auf dem Sofa sitzend, sah den Italiener mit aufgerissenen Augen an, Sissi maunzte und stupste mit ihrem Köpfchen an die Finger der Frau, weil diese aufgehört hatte zu kraulen: „Noch ein Lied? Selbst komponieren?“, fragte sie erstaunt nach.
Massimo war erst vor ein paar Minuten zu Jetsun gekommen, er hatte kaum Zeit gehabt in den letzten Tagen, aber es würde auch noch zwei oder drei Tage Ruhephase geben, bevor sie in die neue Mission flogen, so hoffte er zumindest und morgen standen – bisher – keine Übungen für die Marines an.
„Hast Du die Nachricht nicht bekommen?“
Massimo hatte die Nachricht zumindest schon am Nachmittag erreicht.
Jetsun hatte keine Nachricht erhalten. Anscheinend gingen die davon aus, dass Massimo es weitergeben würde. „Gut, aber was können wir denn noch einüben bis morgen? Und Bilder von uns wollen die auch machen, laut der Nachricht, für das Cover.“
Irgendwie arbeitete das schon bald in Arbeit aus.
„Können wir vielleicht doch dieses Kompositionsprogramm nutzen? Das, was wir in dem HD-Store auf K7 gesehen haben? Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, kann man da ein paar Titel hochladen und dann kann das Programm auf Basis dieser Titel Melodien erstellen, die in dasselbe Genre fallen. Und Texte, wenn man ihm die richtigen Stichworte gibt. Nur dürfte das eher… naja, eben generisch sein.“
Massimo nickte. Kreativ war das eben gar nicht. Nur was für mal so eben schnell.
„Ich weiß nicht. Wir können das schon versuchen, aber dennoch… wir müssten das auch einüben.“ Der italiener war nicht wirklich begeistert. Vielleicht lag es ja auch daran, dass er nach den ganzen Übungen und Trainings etwas ausgelaugt war und eigentlich viel lieber mit Jetsun etwas ausspannen wollte. Sicher, singen war auch sehr schön, aber bitte nicht nach einem derart eng getakteten Zeitplan.
„Andere Künstler haben auch mehrere Wochen Zeit zum komponieren.“ meinte er ein wenig missmutig.
„Dann sollten wir denen das sagen.“ meinte Jetsun. „Wir können die Fotos machen. Und Lieder, die wir können, auch vortragen.“
Sie seufzte leicht. „Das wird ja eh noch zurechtgemixt.“
Ein feines Lächeln. „Manchmal erkenne ich unsere Stimmen da gar nicht mehr wieder.“
„So schlimm?“ fragte Massimo.
„Nein. Das war nur Jammern auf hohem Niveau. Auf sehr hohem Niveau.“ lächelt die Bhutanerin.
„Dann… schauen wir mal, was wir noch so haben.“ erwiderte der Italiener und nahm sein PADD vom Tisch hoch, was er da abgelegt hatte.
Jetsun war nicht bei der Sache. „Hab ich Dir schon erzählt, dass ich gestern Abend fliegen war?“
Massimo sah sie an. „Oh? Ich habe etwas von einem Spaziergang gehört. Mit Emily. Ein gemeinsames Essen habe ich da dann schon antizipiert. Aber Fliegen?“
„Ja.“ Jetsun lächelte besonders lieb. „Es war sehr schön gewesen, wenn auch nur kurz.“
Dass es dabei auch eine kleine Auseinandersetzung mit anderen Gästen gegeben hatte, verschwieg sie. Sie wollte die Stimmung jetzt nicht verderben.
Massimo lächelte und dachte an einen Flug auf ein Kirchendach. Das war wirklich faszinierend gewesen. Und völlig verrückt, aber was war in dieser merkwürdigen Welt nicht verrückt gewesen?
Hoffentlich hatten die in dem Studio genug Platz! Auf das Cover gehörte Jetsun – mit ausgebreiteten Flügeln! Sie war wunderschön und er hatte dort maximal am Rande etwas zu suchen auf diesem Bild. Er schmunzelte. „Ich wäre gern dabei gewesen. Sehr schade, dass ich das nicht erlebt habe.“ Der Italiener trat näher: „Ich liebe Dich, mio angelo“, umarmte er sie kurz, um dann einen Schritt zurückzutreten.
„Du siehst einfach wundervoll aus, aber irgendwie…“, er schüttelte mit dem Kopf.
„Was?“, fragte Jetsun und blickte an sich hinab, da war nichts besonderes, oder anders als sonst.
„Da fehlt was.“
Jetsun sah den Mann an, völlig entgeistert: „Was? Was soll…“
„Warte, dreh Dich mal bitte um. Ich muss mir das genau ansehen.“
Skeptisch drehte sich Jetsun um. Was hatte Massimo vor? Sie spürte seine Hände, wie sie ihr am Hals entlang fuhren, etwas baumelte nun daran und Massimos Finger machten sich in ihrem Nacken an etwas zu schaffen. „Okay…“
Jetsun machte große Augen. Was hatte er… sie trat an den Spiegel im Eingangsbereich und entdeckte eine Kette aus Weißgold, an dieser hing ein Anhänger. Ein Herz aus einem schwarzen Diamanten gefertigt mit stilisierten Engelsflügeln und einer Fassung aus Weißgold.
„Ja, genau das fehlte“, sagte Massimo bestimmt und grinste breit.
<nrpg: https://www.glamira.de/glamira-anhanger-brigadier.html?alloy=white-585&stone1=blackdiamond >
„Oooh!“ machte Jetsun. Dann beugte sie sich vor und schaute den Anhänger noch einmal genau an.
„Das… ist wunderschön!“ flüsterte sie. Dann flog sie ihm (beinahe) in die Arme, drückte sich an ihn und schloss ihn zusätzlich noch mit ihren Flügeln ein.
„Dankeschön! Oh, dankeschön. Wie… wann..?“ Zu mehr kam sie nicht, weil sie sich selbst unterbrach, um ihn lang, tief und innig zu küssen. Massimo erwiderte den Kuss und strich zärtlich durch ihr Haar.
„Ich habe das zufällig auf der Station gefunden und dachte, das ist genau das, was ich meinem Engel schenken möchte“, flüsterte der Italiener, als der Kuss endete. Fest drückte sich Jetsun an ihn und er schloss die Augen. Er hatte ein wenig länger gesucht, nach einem passenden Geschenk, das von Herzen kam und zu ihr passte. Und er hatte eines gefunden.
Jetsun war… berührt. Gerührt. Plötzlich musste sie an ihren verstorbenen Mann denken. Arjun. Und ihren kleinen Sohn. Oh, der Verlust ihres Kindes tat immer noch weg, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die beiden, Mann und Kind, ihr jetzt zulächelten. So, als ob sie damit ausdrücken wollten, dass sie es – endlich – richtig gemacht hatte. Dabei musste sie selber lächeln. Sie hatte ja gar nichts gemacht. Sie hatte es nur… zugelassen.
Glücklich seufzte sie in Massimos Armen, drückte ihr Gesicht in seine Halsbeuge und verwischte somit auch die Tränchen, die ihr gekommen waren. „Ich liebe Dich!“ murmelte sie leise, war sich aber sicher, dass er es hören konnte. Und sollte. Leise hörte sie seine gehauchte Antwort: „Ti amo, mio angelo.“
Einige Augenblicke lang verharrten sie so, eng umschlungen. Dann meinte Massimo leise: „Wollen wir?“
Jetsun lächelte geistesabwesend. „Oh ja, gerne!“
Massimo machte sich los von ihr, sah sie an und meinte. „Wir müssen uns auch nicht groß umziehen. Oder möchtest Du lieber doch eines Deiner Arcadia-Kleider anziehen?“
Jetsun sah ihren Geliebten verwirrt an. „Was? Wieso?“
Dieser sah sie lächelnd zurück an. „Fotos? Musikstudio?“
Jetsun wurde knallrot. „Oh! Ich… ja, klar!“
„Was hattest Du denn… oh… Ähm… vielleicht später? Danach?“ Jetzt begriff auch der Italiener. Und lächelte breit.
Jetsun nickte deutlich. „Ja. Ja, das, äh, wollen wir. Ich… glaube, ich ziehe doch eines der Kleider an. Das tiefblaue?“
„Ja, das. Das sieht heiß aus!“ erinnerte er sich. Sie hatte das bei der Weihnachtsfeier getragen. Eigentlich erstaunlich. Immerhin war da ja Winter gewesen. Wobei… so erstaunlich war es dann auch wieder nicht.
#Zeit: MD 05.1900
#Ort: K7-Musikstudio „Beriola“
Irgendwie hatte sich das alles ziemlich verselbständigt. Sie waren kaum angekommen, als einer der jungen Männer sich breit lächelnd vorstellte. „Hi! Ich bin Phillipp. Ich bin euer Manager. Also, das heißt, euer Ansprechpartner.“
Er drückte Massimo einen Datenstick in die Hand. „Hier! Eine Auswahl an Titeln, die was für euch wäre. Wär toll, wenn wir morgen das eine oder andere davon aufnehmen könnten. Heute wird das nichts mehr. Wir spielen grad ein Update der Aufnahmesoftware ein. Aber ab zehn sind wir morgen bereit. Okay?“
Er sah Jetsun an. „Schickes Kleid. Passt gut. Noch etwas geschlossen, aber das kriegen wir schon noch hin.“ Er streckte die Hände aus, um etwas an ihrem Dekolletee herumzuzupfen, wurde aber von einer Hand Massimos gebremst, der eine seiner Hände wie in einem Schraubstock gepackt hatte. „Nicht jetzt! Nicht hier! Und vor allem: Nicht Du!“ erklärte Massimo ausgesprochen deutlich.
Phillipp guckte Massimo an, als ob der nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, nickte dann aber. „Okay. Klar. Sorry, ich wollte Deiner… Partnerin nicht zu nahe kommen.
Äh… wollen wir dann rübergehen ins Fotostudio, ja?“
Massimo ließ Phillipp wieder los und sah Jetsun an, die etwas überfahren wirkte. So, wie er sich auch grad fühlte. Diese nickte, leicht und etwas weniger enthusiastisch, als sie eben noch gewirkt hatte. „Gut!“ sagte er dann. „Gehen wir.“
Das Fotostudio war deutlich mehr als nur ein einfaches Fotostudio. Vielmehr war es ein gut ausgebautes Holostudio. Hier wurden offenbar auch die Holos aufgezeichnet, die man zu vielen Musiktiteln bekommen konnte. Es war, wie Massimo feststellte, auch groß genug, dass Jetsun ihre Schwingen voll entfalten konnte. Was bedeutete, dass, sofern das Holostudio richtig gut programmierbar war, sie auch richtig fliegen könnte. Wenn sie das denn hier wollte. Irgendwie war seine eigene Begeisterung für die Aufnahmen gerade ein wenig unter die Räder des Marketings geraten.
„Entschuldige“, raunte Massimo seiner Freundin leise zu, „aber das war etwas viel für mich.“
Ein anderer Kerl, der Jetsun anfasste? Auf diese Art? Ganz sicher nicht. Und schon gar nicht, ohne zu fragen.
Die Ärztin legte eine Hand auf den Arm des Mannes, dann lächelte sie mild. Worte waren nicht notwendig.
„Stell Dich bitte hier hin“, bat Philipp Jetsun freundlich, er änderte das Szenario im Holostudio und plötzlich war alles Himmel um sie herum. Wolkenfetzen trieben an ihr vorbei, ein Sommertag mit leichter Bewölkung, Schäfchenwolken und blauem Himmel. Es war tatsächlich genug Platz da, um die Schwingen auszubreiten. Phillipp war am Stativ mit der Kamera und begann direkt Bilder zu machen.
*Klick*
„Den linken Flügel ein wenig höher, ja, perfekt“
*klick*
„und nun ein bisschen rechts drehen, ja, nein, weiter nach rechts. Perfekt!“
*klick*
„Zeig uns Deine Flügel in ganzer Pracht! Herrlich!“
*klick*
„Ja, auch diese wunderschöne Kette, ja“
*klick*
„Den rechten Arm etwas tiefer, das Kinn ein wenig hö… ja, super!“
*klick*
Auch nach Massimos Meinung war Jetsun ein Naturtalent. Sie sang wie ein Engel, hatte Flügel wie ein Engel, sie half den Wesenheiten aller Spezies, wie ein Engel, sie war sein Engel.
„Dreh Dich einmal langsam ganz herum“
*klick* *klick* *klick* *klick*
Der Himmel wurde nun langsam dunkler, die Wolken wechselten von weiß zu grau und dann zu schwarze, während der Fotograf mit seiner Kamera hantierte, dann schoss ein Blitz durch den Himmel, geradewegs in das *klick* der nächsten Aufnahme und noch einige weitere folgten abgestimmt.
„Die Kamera liebt Dich“, rief Philipp lachend und machte noch ein paar Fotos.
Der Himmel verblasste, zurück blieben Studiowände.
„Ja, davon sollten ein paar gehen.“
Philipp trat zu Jetsun und zeigte auf einem Monitor die Bilder, während Massimo über ihre Schultern hinweg zusah. Die Bilder waren wirklich gelungen und jedes davon käme für ein Cover in Frage, wobei Massimo den blauen Himmel der Bedrohlichkeit des Unwetters vorzog.
„Sehr gut“, lobte Massimo und wusste selbst nicht, meinte er nun Jetsun, oder die Fotografien?
Die Ärztin blickte auf die Bilder. Ja, das dritte und dann das dunkle, die sahen sehr gut aus.
„Und was ist mit Massimo?“, fragte Jetsun, zwischen dem Fotografen und ihrem Freund hin und her blickend.
„Der kommt als nächstes dran, die Bilder sind Holoaufnahmen, ich stelle sie passend zusammen“, erklärte Philipp und bat den Marine in zivil an den Platz, an dem Jetsun vorhin gestanden hatte.
Erneut änderte sich die Szene, aber wo vorher bei Jetsun blauer Himmel war, war es nun ein Geröllfeld, grauer Stein, der als Felswand hinter Massimo in die Höhe ragte. Der Mann wunderte sich ein wenig, aber er spielte mit.
„Ja, ein bisschen drehen, nein, ein wenig zurück, okay“
*klick*
„Jetzt etwas grimmiger schauen, ja, so wie vorhin… nein das mit den Fäusten ist übertrieb.., ja, ok“
*klick*
„Einmal drehen, ja“
*klick* *klick* *klick*
„Ein halber Schritt zurück, ja, gut!“
*Klick*
Auch jetzt änderte sich die Szenerie im Hintergrund, die Steine fingen Feuer, ein Thron aus Knochen erschien hinter Massimo.
„Ja, so bleiben!“
*klick* *klick*
„Ein wenig nach vorn beug… sehr gut!“
*Klick*
Und wieder änderte sich die Umgebung. Zurück ins Studio.
„Einen Moment, bitte!“
Phillipp machte sich an einer Konsole zu schaffen. Dann lächelte er.
„Ja, das ist perfekt!“
Jetsun und Massimo traten näher. Das Bild war zweigeteilt, oben links am Himmel Jetsun, die Engelsflügel ausgebreitet, das blaue Kleid im Wind flatternd, lächelnd, darunter und rechts Fels, der Thron, Flammen und ein leicht rot eingefärbter Massimo, aus dessen blankem Schädel Hörner sprießten, stand er dort in einem langen schwarzen Gewand.
Künstlerisch sicherlich wertvoll, aber… Jetsun sah zu Massimo, der plötzlich laut lachte.
„Mio Angelo, tuo diavolo“, deutete er auf das Bild.
„Dante Alighieri wäre stolz, solch ein Bühnenbild zu haben. La divina comedia.“
Trotz des finsteren Aussehens, irgendwie war es passend, es spiegelte ihre Berufe wider. Denn auch wenn Massimo Sanitäter war: Er war ebenfalls Experte für schwere Waffen und ein Marine. Ausgebildet, um mit allem möglichen, notfalls bloßen Händen, zu verletzen, zu töten, Leben zu nehmen, während Jetsun Ärztin war, Leben und Gesundheit ihrer Patienten schützte und bewahrte. Leben rettete.
Jetsun schmunzelte. Weshalb nicht?
„Na gut, dann nehmen wir das“, wandte sie sich an den Fotografen: „Dankeschön.“
„Vielen Dank“, gab auch Massimo hinzu.
„Sehr gern. Sehen Sie sich in Ruhe an, was wir für morgen herausgesucht haben.“
</rpg>
<sum>
#Zeit: MD 05.1830
#Ort: Quartier Jetsun Pema
Massimo und Jetsun bereiten sich vor auf einen Termin im Musikstudio, der Marine hat noch ein Geschenk für seine Freundin.
#Zeit: MD 05.1900
#Ort: K7-Musikstudio „Beriola“
Im Studio werden Aufnahmen gemacht und das Ergebnis ist ein wenig überraschend – aber irgendwie passend.
</sum>
submitted by
Isi Fox und Assets