its no kind of magic
By Jetsun.Pema@… (Jetsun Pema)
#Ort: USS Hephaistos – Captains Ready Room
#Zeit: MD-2.1100
<Hephaistos-DTG: MD114.1100>
„Kommen Sie rein, Leftenant!“
Shays Kommando war zwar an die Tür seines Bereitschaftsraumes gerichtet, die jedoch öffnete sich sofort und Jetsun hörte es natürlich entsprechend – was ja auch der Sinn der Übung war. Mit einem PADD in der Hand trat sie ein. „Guten Tag, Captain Ruthven!“ grüßte sie ihn.
Der Captain musterte seine Ärztin kurz. Neben diesen schwarzen Flügeln natürlich, an die er sich noch immer nicht so recht gewöhnt hatte, fiel ihm vor allem auf, dass sie abgehärmt aussah, ihre Augen aber leuchteten. Übersetzt bedeutete das ‚erschöpft aber glücklich‘. Gut. Denn das traf auf viele der Besatzungsmitglieder zu, aber Jetsun wirkte schon ziemlich fertig.
„Hallo, Leftenant Jetsun Pema!“ erwiderte er ihren Gruß. „Wie geht es Ihnen? Wie fühlen Sie sich?“
Die Ärztin lächelte leicht entschuldigend. „Mit Verlaub, Captain, wie durch den Wolf gedreht.“
Shay lachte leise auf. „So sehen Sie auch aus. War es so schlimm?“
Jetsun schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich nicht. Die Ärzte des Flottenärztlichen Dienstes waren schon freundlich, aber eben auch bestimmt. Es hatte so lange gedauert. Ich hatte das Gefühl, sie suchten etwas bestimmtes an oder in mir, was sie aber einfach nicht zu fassen bekamen. Die Psychologen waren da schon sehr viel entspannter. Ebenso wie die Metaphysiker.“
„Metaphysiker?“ fragte Shay nach.
„Ja. Ein Betazoide und ein Deltaner. Der Vulkanier blieb fort, nachdem ich mich geweigert hatte, einer Geistesverschmelzung zuzustimmen.“
„M-hm.“ brummte Shay. Na gut, das war ihr Recht und im Grunde konnte er es verstehen. Eine Geistesverschmelzung bedeutete immer eine intime Verbindung, von der häufig etwas zurückblieb. Selbst wenn man den Verbindungspartner nie wieder sah.
„Und das Ergebnis?“ fragte er.
„Sie haben es noch nicht zugestellt bekommen?“ fragte Jetsun zurück.
„Doch. Aber ich habe es mir noch nicht angeschaut. Ein langes Dokument und voll mit medizinischen und psychologischen Fachausdrücken. Ich hatte gehofft, dass Sie es mir in Prosa zusammenfassen können.
Aber setzen wir uns doch erstmal. Möchten Sie einen Tee?“
„Danke Sir, ja, sehr gerne. Schwarz bitte.“
„Mit etwas Zucker und einem Tropfen Milch. Ich erinnere mich.“ lächelte Shay und trat an den Replikator. Als Bhutanerin mochte Jetsun indisch-britischen Tee.
Nachdem die beiden sich gesetzt hatten und jeweils an ihrem Getränk genippt hatten, nickte der CO seiner CM auffordernd zu. „Nun?“
Jetsun tippte mit den Fingerspitzen auf ihr PADD, was sie auf den Tisch gelegt hatte.
„Zusammenfassend bedeutet das alles, dass ich wieder weitgehend uneingeschränkt diensttauglich bin. Mein Assignment auf der Hephaistos bleibt bestehen.
Ich… gestehe… ich bin sehr froh. Froh und glücklich, Sir.“
„Das freut mich zu hören. In jeder Hinsicht.“ kommentierte Shay lächelnd.
„Ja, Sir. Ich mag das Schiff. Ich mag Sie sehr gerne, aber auch meine Crew der medizinischen Abteilung. Nat… also Ensign Grace vor allem.“
„Und Sergeant Aquila, nehme ich an.“ Der Captain war sich voll darüber im Klaren, dass es hierbei mehr um Jetsuns weitere Nähe zu Sergeant Aquila ging und nicht um ihn oder dem Schiff, aber das war verständlich.
Jetsun wurde rot. „Ja… äh… auch das, Sir.“
Shay grinste und deutete dann auf das PADD.
„Sie sagten ‚weitgehend uneingeschränkt‘. Von welchen Einschränkungen sprechen wir hier?“
Jetsun nickte. „Die Schwingen, Sir. Mir ist absolut klar, dass die weitaus mehr behindern als irgendetwas nützen. An Bord eines Sternenschiffes sind die Gänge eben zu schmal und zu niedrig.“
„Kann man so sagen, ja. Werden Sie damit klarkommen? Also auch in der medizinischen Station? Ohne damit jede Menge Instrumente oder Medikamente von den Tischen zu fegen?“
Jetsun sah ihre CO stirnrunzelnd an, ehe sie begriff, dass das ein Scherz war.
„Verzeihung, Sir. Ich bin nicht gut darin, Scherze zu durchschauen.“
„Ich weiß!“ grinste Shay. „Ich versuche es dennoch immer wieder.“
Gerade mit der CM gelang es ihm leicht, diese zu foppen.
„Aber im Ernst: Werden Sie klarkommen? Auch unter… speziellen medizinischen Bedingungen?“
„Ja, Sir. Wir haben das mit dem FÄD durchgesprochen und auch erprobt. Auch unter Stressbedingungen. Ich kann meine Flügel ebenso wie meine Hände hervorragend ruhig halten. Das war schon immer meine Spezialität, also mit Händen und Fingern, Sir.“
„Gut. Und… Kleidung? Raumanzüge und derlei?“
Jetsun lächelte. „Ich habe einen Datenchip bekommen für die Replikatoren. Da ist einerseits ein für mich angepasster Satz verschiedener Druck- und Schutzanzüge enthalten, aber auch ein schöner Satz verschiedener Uniformvarianten.“
Sie erhob sich und breitete die Arme aus. „Ich mag sie sehr gern.“
„Ich bin bestimmt der letzte, der das nicht attraktiv findet!“ meinte Shay anerkennend lächelnd. Jetsun, die, wie er wusste, die Skirt-Variante der Uniform vorzog, trug jetzt einen Zweiteiler. Einen Rock und einen Neckholder, der um die Körpermitte gewickelt wurde. Er konnte sich auch kaum vorstellen, dass sie etwas anderes tragen könnte. Unter kühlen Bedingungen würde es wohl schwierig werden. Nun, sicherlich hatte der FÄD hier zusammen mit der Beschaffungsabteilung etwas zusammengestellt.
„Gut!“ brummte er dann.
„Was mich interessieren würde ist, wie es denn dazu gekommen ist. Wieso haben Sie… und Leftenent Tainia, wenn auch in geringerem Maße als einzige derartige… Überbleibsel aus Arcadia? Konnte man da etwas herausfinden?“
„Ja, Sir.“ Jetsun nickte. „Das hat etwas mit meinem Unterbewusstsein zu tun. Eine Folgeerscheinung eines Traumas, das ich hatte.“
„Ein Trauma?“
„Ja, Sir. Der Wunsch, zu fliegen und sich vor Feuer schützen zu können.“
Shay hob eine Augenbraue. Das waren Wünsche, die viele Leute hatten. Aber er sagte nichts dazu.
Jetsun fuhr fort. „Sie wissen ja sicherlich, dass ich im Jahr vor meinem Eintritt in die Sternenflotte meinen Mann und meinen kleinen Sohn verloren hatte. Ein Shuttleunfall, möglicherweise auch Sabotage. Aber das wurde nie geklärt. Ich wurde in einer Höhe von mehreren hundert Metern aus dem Gleiter herausgeschleudert und überlebte schwer verletzt aber dennoch. Mein Mann und mein Sohn… nicht. Sie verbrannten.“
Shay nickte, die Lippen aufeinander gepresst.
„Die Furcht vor Feuer hatte sich in mir festgesetzt. Sie erinnern sich noch an den Vorfall auf der USS Baltimore. Wo ich mich von einem Feuerwesen verfolgt fühlte. Ich habe immer noch Stunden mit Lieutenant Tapai.“
„Okay.“ sagte Shay und bat sie, fortzufahren.
„Offenbar hat die Anomalie diese beiden doch sehr massiven Ängste in mir aufgegriffen und mich entsprechend in oder für Arcadia geformt. Dort hatte ich diese Flügel ja schon. Und auch meine Magie. Kälte und Feuchtigkeit in Kombination. Feuerbekämpfung und Kühlung. Sie verstehen?“
„Hmm. Das überzeugt mich nicht. Leftenant Ivoin war in Arcadia eine Hexe und ritt auf einem Besen durch die Luft.“
„Ich weiß nicht, was sich die Anomalie bei Lieutenant Ivoin gedacht hatte. Aber das ist, was die Psychologen des FÄD in meine Situation hineininterpretieren.“ erwiderte Jetsun.
„Hmmm. Und weshalb jetzt? Also, wieso haben Sie die Flügel nicht gleich mitbekommen?“
„Die Ärzte meinen, dass ich ja ein Mensch bin. Und daher erst einmal wieder ganz normal zu einem Menschen wurde. Die Flügel kamen erst dann wieder zum Vorschein, als sich die offenbar dominantere Spezies wieder durchsetzte.“
„Moment! Sie wollen sagen, dass Sie jetzt kein Mensch mehr sind, sondern eine… wie hieß das noch..?“
„Eine Svargiya, Sir. Aber nein, ich bin nach wie vor ein Mensch. Genetisch hat sich da an mir nichts geändert. Ich werde ganz normale menschliche Kinder bekommen, sollte… das der Fall sein. Nur habe ich diese Flügel eben wiederbekommen. Und, mit Verlaub, das war nicht schön, Sir. Es hat… wirklich sehr wehgetan.“
Shay nickte. Er hatte das mitbekommen. In der Bar auf K7.
„Werden noch weitere Veränderungen kommen?“ fragte er.
„Nein, Sir.“ Jetsun lächelte leicht. „Ich wurde das natürlich auch schon gefragt. Keine Hörner, kein Schwanz, keine Hufe. Nichts dergleichen.“
Shay sah seine leitende medizinische Offizierin intensiv an. Etwas stimmte nicht.
„Sie… sprachen von zwei Ängsten. Der Sturz. Und das Feuer. Flügel haben Sie bekommen. Sie haben aber jetzt nicht noch einen eingebauten Feuerlöscher oder so etwas?“
„Ich…“ Jetsun zögerte. „Keinen… Feuerlöscher. Nur… noch…“
Sie seufzte tief. Dann streckte sie die linke Hand aus, legte Mittelfinger und Daumen aufeinander und zog sie dann wieder einen halben Zentimeter auseinander. Ein kleiner Überschlagsblitz zuckte zwischen den Spitzen von Daumen und Mittelfinger hin und her, Nur schwach glimmend, aber sichtbar. Dann schnippte sie die Finger auseinander und eine kleine, etwas basketballgroße feine Wolke entstand, aus der dann etwa zwei Dutzend Schneeflocken herabsanken, die teilweise schon im Fallen verdunsteten.
„Ja Kreuzdonnerwetter!“ Shay war aufgesprungen.
„Jetzt wollen Sie mir auch noch erzählen, dass sie ihre gottverdammten Zaubereien mit auf mein Schiff gebracht haben?“
„Was?“ fragte Jetsun erschrocken.
„Das da eben! War das ein Trick? Holographie? Wollten Sie mich verarschen? Oder war das etwas noch eines von diese Arcadia-Dingern? So wie diese… diese Flügel?“
„Nein, Sir!“ flüsterte Jetsun.
„Und… was war das dann? Ein Trick? Oder etwa… Zauberei?“
Jetsun sprang ebenfalls auf. „Nein, Sir!“ rief sie nun ebenfalls aufgebracht.
Shay zeigte mit dem Zeigefinger auf die Tropfen auf dem Tisch. „Und was ist das dann da eben gewesen?“ fauchte er.
„Mit Verlaub, Captain Ruthven, Sir, das ist keine Zauberei, Sir.
Ich kann nicht zaubern. Niemand kann das. Außer vielleicht ein paar Q. Auch in Arcadia habe ich nie zaubern können. Ana konnte das. Die ritt ja auf einem Besen, wie Sie mir gerade gesagt haben. Und sie konnte einen ganzen Fluss manipulieren und eine Flutwelle schaffen. Sowas. Ich kann das nicht. Habe ich nie gekonnt! Das hier ist… ist einfach nur… Psionik. Nichts anderes als Telepathie, Telekinese oder Teleportation ja auch ist. Etwas, was andere Leute auch können. Deltaner, Betazoiden, Vulkanier. Auch Asgonen. Oder diese Ilts, wie ich erfahren habe. Das eben, Sir… ist einfach nur ganz normal, wenn auch vielleicht eben nicht für Menschen.“
Plötzlich liefen ihr Tränen über die Wangen.
„Ich habe mir das doch nicht ausgesucht. Das ist einfach nur… diese Anomalie. Sie will mir damit helfen. Sie hat meine Ängste erkannt und will mich davor schützen. Irgendwie so.“
Shay starrte seine Ärztin an. Die Anomalie wollte… sie schützen? Dann sah er Jetsun weinen und schluckte.
„Schon gut, Jetsun!“ flüsterte er und trat an sie heran. Nahm sie in die Arme und drücke sie kurz. „Schon gut. Ich… hatte mich nur erschreckt. Ich war überrascht. Aber sowas von überrascht. Ich fürchtete schon, dass dieser ganze magische Irrsinn aus Arcadia hier herüber schwappt.
Ich bin doch kein Inquisitor oder sowas, ja? Ich… wenn der FÄD das so… gutheißt, dann ist es schon in Ordnung. Und es ist in Ordnung, ja?“
Er ließ Jetsun wieder los. Und atmete tief durch. Eigentlich hatte er genug. Immer noch und wieder Arcadia. Als ob die Anomalie sie nicht losließ. Sogar sein Schiff hatte diesen Drachen auf der Außenhülle bekommen. Das hatte er natürlich locker erklären können. Schicke Malings gab es auf vielen Schiffen, man bedenke nur die ‚Manfred von Richthofen‘, die komplett rot angestrichen war.
Aber Psi-Fähigkeiten..! Damit konnte er einfach nichts anfangen. Gelinde gesagt.
„Danke, Sir!“ schniefte Jetsun und wischte sich mit dem Handrücken die Augen trocken.
„Bitte entschuldigen Sie. Ich… diese letzte Wochen waren einfach immens viel für mich und naja, ich hoffe, dass ich in den paar Tagen, die uns noch bleibt, wieder zu Kräften komme.“
„Ja, ich verstehe. Absolut.“ Shay ging zu seinem Schreibtisch und zog ein Taschentuch aus der Schublade um es ihr zu reichen. „Und ich muss mich entschuldigen. Nur… wie ich schon sagte, ich habe damit absolut nicht gerechnet.“
Er lachte trocken.
„Sie können also Schnee machen. Naja, die nächste Weihnachtsfeier kommt bestimmt.“
Jetsun lachte erleichtert mit. „Ja, Sir. Bis dahin kann ich ja noch etwas üben. Sonst könnte ich wohl maximal die Tannenspitze weiß färben.“
„Mehr nicht?“ fragte er vorsichtig.
Jetsun schüttelte den Kopf. „Ich kann kühlen. Und ich bin nicht mehr so kälteempfindlich. Das ist hilfreich bei der Kleidung. Aber… vor allem… ich habe es unter Kontrolle, Sir. Sie müssen mit keinen Überraschungen rechnen.“
„Na gut!“ Shay seufzte und deutete dann auf die Sitze. Beide setzten sich wieder und Jetsun trank ihren Tee.
„Es wäre schon gut, wenn die Artemis hier eintrifft und ich uns alle hier Captain Toussaint vorstelle.“ Meinte Shay dann.
„Captain… Toussaint?“ Jetsun sah Shay leicht entsetzt an.
„Ja. Kennen Sie ihn? Gibt es da etwas, was ich wissen sollte?“
„Nein, Sir. Ich…“ Jetsun biss die Lippen aufeinander, dann atmete sie einmal tief durch.
„Ich dachte, er führt die Odyssey.“
„Die wurde ausgemustert. Er hat jetzt ein nagelneues Schiff. Sein drittes.“
Shay grinste. „Ich hoffe, es geht bei dem folgenden Einsatz nicht so weiter.“ versuchte er, die Stimmung etwas aufzulockern.
Jetsun lächelte ein wenig verkrampft. „Ja, das wäre schön.“
Sie nickte mehrfach. „Alles in Ordnung, Captain. Kein Problem meinerseits.“
„Gut.“ Shay sah auf seine Uhr. Dann erhob er sich wieder.
„Dann danke ich Ihnen für Ihre Offenheit und für die auch für Laien wie mich verständliche Zusammenfassung dieses… medizinisch-psychologischen Berichtes.“
Er geleitete sie zur Tür, dann dachte er nach. Irgendwas war da doch mit seiner Ärztin und Gaspar Toussaint. Nur er war sich absolut sicher, dass diese beiden sich nie begegnet waren. Nun, er würde die Augen aufhalten.
</RPG>
#Ort: USS Hephaistos – Captains Ready Room
#Zeit: MD-2.1100
<Hephaistos-DTG: MD114.1100>
Jetsun erscheint nach Abschluss ihrer großen Runduntersuchung durch den FÄD bei ihrem CO um sich wieder voll zum Dienst zurückzumelden. Bei der Besprechung der Untersuchungsergebnisse kommt es zu einem kurzen Disput, der aber schnell wieder beigelegt werden kann.
</SUM>
submitted by Isi Fox