Gespräch unter Freunden
By mackymackenzie@… (Mac MacKenzie)
Copo Kim & Mac.
Ist nur Soap, wer nicht lesen will kann zur SUM scrollen.
Das ist nur ein Gespräch zwischen zwei Freunden.
<RPG>
# Zeit: MD 03.0847
# Ort: USS Hephaistos, Ready Room
Ettore kam nach dem Signal zum Eintreten mit einem großen dampfenden Becher in der Hand direkt auf den Stuhl dem Captain gegenüber zu. Er stellte den Becher ab und ließ sich hineinfallen.
„Morgen“, sagte er kurz angebunden.
„Guten Morgen“, begrüßte ihn Shay. Dann schnupperte er. „Raktajino? Sind die Betten auf K7 so schlecht?“
„Da kann ich wenig zu sagen, denn ich bin kaum zum Schlafen gekommen“, erklärte Ettore. „Ich habe gestern nachdem wir uns getrennt haben Sam bis zur Hephaistos begleitet. Dann bin ich zurück zum Quartier der Familie. Auf dem Weg habe ich eine gewisse Miss Jynah Ros zusammengesunken auf der Erde sitzend vorgefunden.“
„Jynah? Was hat sie denn nun wieder gemacht?“ fragte Shay überrascht.
„Sie war von einem Heulkrampf nach offensichtlich einem Nervenzusammenbruch geschüttelt. Ich wollte ihr helfen und sie in ihr Quartier oder Schiff begleiten. Aber sie war so durch den Wind, dass sie nicht wusste, wohin sie wollte. Also habe ich sie erstmal mit zu unserem Quartier genommen. Mel hat sie mit Taschentüchern versorgt und ihre Hand gehalten. Und erst gegen 0330 Uhr war ihr desolater Zustand stabil genug, dass ich mich getraut habe, sie zur Andockrampe zu begleiten, an der die USS Artemis liegt.“
Ettore beugte sich vor, nahm die Tasse und dann einen großen Schluck. Behielt sie aber erst noch in der Hand.
Shay hatte kurz die Augen geschlossen und seufzte schwer. Er hatte gedacht nach dem Gespräch gestern hätte sie sich beruhigt. Andererseits das war nicht mehr die Jynah die er kannte. Sie hatte viel durchgemacht und wie immer auch versucht das alles allein zu bewältigen, bis jetzt. Shay ahnte wie schwer es ihr fallen musste um Hilfe zu bitten besonders ihn. Wollte sie doch beweisen das sie auch mit Kind allein zurecht kam. Er verfluchte sie innerlich dafür wusste aber, dass er selbst nicht so viel anders war. Auch er versuchte zuerst alles selbst und allein zu lösen ehe er um Hilfe bat, aber er hatte inzwischen auch gelernt und akzeptiert, dass Hilfe manchmal einfach nötig war.
„Und wie war Dein Eindruck?“, fragte Shay vorsichtig.
„Ich sagte, doch, sie war…“ Ettore hielt inne. „Du meinst mein inoffiziell professioneller Eindruck?“, fragte er sicherheitshalber nach.
„Ja, Du bist da ja geschult“, bestätigte der Skipper.
Ettore stellte den Becher wieder ab.
„Nun, so geschult muss man nicht sein, um die Traumata zu erkennen, die diese Frau noch mit sich herumträgt. Psychisch wie physisch. Und sie hat Angst, Shay, große Verlustangst“, erklärte Ettore.
„Hat sie mehr erzählt? Ich meine, hat sie erzählt, worum es ihr ging?“, hakte der Skipper nach.
Ettore wusste nicht, ob Shay auf eine Beziehung oder die Angst raus wollte. Die verflossene Beziehung ging Ettore nichts an. Also entschied er sich, nur auf den zweiten Teil zu antworten.
„Wie verzweifelt muss man sein, wenn sie mir – einem quasi Fremden – ihren einzigen Arm als Pfand anbietet, obwohl sie den Verlust ihres anderen weder verarbeitet noch überwunden hat, nur damit sie nicht in den Krieg ziehen muss, und ihr Kind – das einzige was ihr lieb und teuer ist – hier auf der Station zurückbleiben muss, weil es ein Zivilist ist?“ Ettore hatte die Stimme erhoben, aber nur um dem ganzen Nachdruck zu verleihen. Es war keine Anklage an den Skipper.
Shay kratzte sich nachdenklich am Bart. Ettore bestätigte damit nur was er selbst geahnt, nein befürchtet hatte.
„Hmhm, die Artemis hat andere Befehle bekommen als ich wie es scheint.“ murmelte er dann nachdenklich und erhob sich um seine eigene Kaffeetasse wieder zu füllen. Seine Nacht war auch nicht so prickelnd gewesen.
Der Italiener hob eine Augenbraue wegen des Kommentars, aber er kannte Shay gut genug um zu wissen, dass er die kleine Themen-Ablenkung brauchte um seine Gedanken zu ordnen. Tatsächlich war es seltsam, dass die Artemis diesen Befehl bzgl. der Zivilisten bekommen hatte das ließ darauf schließen, dass sie eine weitaus gefährlichere Rolle bei der ganzen Mission haben würde als bisher offenbart wurde.
Shay setzte sich mit der Tasse wieder an seinen Schreibtisch und lehnte sich etwas im Stuhl zurück der leise knarzte.
„Um zu deiner Frage zurück zu kommen -“ begann er dann langsam. „Wie verzweifelt muss man sein jemanden um Hilfe zu bitten der einem alles nehmen könnte was man liebt?“ fragte er dann zurück und Ettore atmete tief ein doch Shay stoppte ihn mit einer kurzen Handbewegung ehe er etwas sagen konnte.
„Du bestätigst nur, was ich geahnt hatte und nein ich werde ihr ihren – unseren – Sohn nicht wegnehmen, auch wenn ich zugeben muss, dass mir der Gedanke für einen Moment kam.“ meinte er dann mit einem schiefen Lächeln.
„Du hast nie erwähnt, dass du Vater bist.“ meinte der Italiener dann nach einer kurzen Denkpause.
„Bis wir aus der Anomalie raus waren, wusste ich das nicht einmal. Selbst da könnte man sagen hat sie mich auch nur darüber aufgeklärt, weil ihr keine andere Wahl blieb. Sie hatte es meinem Vater gesagt und nachdem wir wundersamer Weise wieder aufgetaucht sind, musste sie es mir sagen wenn, sie nicht wollte, dass ich es von meinem alten Herrn erfahre.“ erklärte er mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme.
„Elli weiß es und Trish auch. Ich hatte auf einen guten Zeitpunkt gewartet um es dir und Mel zu erzählen aber …“ er zuckte entschuldigend mit den Schultern. Auch wenn sie drei Monate an K7 wegen der Reparaturen angedockt waren so hieß das nicht, dass sie 3 Monate Urlaub gehabt hatten. Besonders die ersten Wochen mit Debriefings und psychologischen Untersuchungen hatten ihm nicht viel Zeit gelassen um über seine Vaterschaft nachzudenken. Vor allem da Jynah auf der Artemis war und dann diesen Unfall hatte …
Er wollte ihr Zeit geben und sie nicht drängen und dann kam plötzlich die Meldung das die Artemis nach K7 kommen würde … und als sie da war, überschlugen sich die Ereignisse mit Jynah so schnell, dass er selbst nicht mehr genau wusste wo ihm der Kopf stand. Ihr Auftauchen auf der Brücke, ihr Zusammenbruch am Abend und nun ein weiterer in der Andockrampe … Er war kein Psychologe und selbst auch nicht sonderlich gut, wenn es um Gefühle ging, aber selbst er wusste, dass etwas getan werden musste und zwar schnell, allein schon wegen dem Jungen.
„Es war nur…“, wollte Shay seine Gedanken zusammenzufassen, wurde aber durch ein „Aber wie wunderbar ist das denn?!“ von Ettore unterbrochen.
„Shay, auch wenn es vielleicht nicht der beste Zeitpunkt zum Gründen einer Familie ist. Mel und ich wir freuen uns so unglaublich für Dich. Du, ein Sohn, und noch dazu in Keirans Alter.“ Ettore war durch die Begeisterung plötzlich sehr viel munterer. Die Vorstellung von Shay als Vater hatte ihn wirklich belebt. „Du wirst ganz sicher ein toller Vater! Wie liebevoll Du mit Keiran und den Zwillingen umgehst und wie ausgesucht immer Deine Geschenke waren. Natürlich wollte Keiran nur das von Dir geschenkte Plüschtier mit auf die Station nehmen. Das wird großartig!“
Shay schmunzelte wurde aber schnell wieder ernst.
„Ich gebe zu nach dem ersten Schock gefällt mir der Gedanke auch, aber das ist alles nicht so einfach. Ich bin hier CO, das kann ich nicht einfach hinwerfen – nicht solange Krieg ist und sie ist auf einer anderen Einheit stationiert und ob wir überhaupt miteinander auskommen – wir haben uns 4 Jahre nicht gesehen oder miteinander gesprochen. Im Grunde müssen wir uns erstmal wieder kennenlernen. Gleiches gilt für meinen Sohn. Wir haben uns gestern Abend das erste Mal real gegenübergestanden. Das ist alles noch so – neu.“ seufzte Shay und versank wieder in seinen Gedanken. Er war froh das Ettore ihm nicht übel nahm das ‚Geheimnis‘ nicht früher verraten zu haben, aber gleichzeitig arbeite er selbst auch immer noch daran, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Der kurze Energieschub war wieder verflogen. Es trat ein kurzer Moment des Schweigens ein. Ettore hatte sich zurückgelehnt und fing an die Schulter zu massieren. Dabei verzog er das Gesicht. Mein Gott, er hatte wirklich viel zu kurz geschlafen und anscheinend extrem schlecht gelegen. Er drehte den Kopf vorsichtig nach links und rechts, wobei der Hals deutlich ein lautes Knacken von sich gab. Dann massierte er weiter. Er war auf dem richtigen Weg.
Shay hatte sich ebenfalls zurückgelehnt und starrte die Tischplatte vor sich an. Er hatte die Hände flach auf den Tisch gelegt und guckte seine Fingernägel an.
„Und meinst Du, Du kannst irgendetwas tun? Ich weiß nicht, was zwischen Euch war oder ist. Du kannst es mir erzählen oder auch nicht. Das liegt bei Dir. Aber die Frau war wirklich verzweifelt. Völlig am Ende ihrer Kräfte, ihres Willens. Und doch mit dem Mut der Verzweiflung einer Mutter, die ihr Junges um jeden Preis verteidigen würde. Und sie hat Angst, Shay große Angst. Angst ist ein schlechter Berater…“, sagte er leise.
Das Bild aus der Nacht und den drastischen Vergleich, den sie gewählt hatte, ging Ettore nicht aus dem Kopf. „Mir geht das Bild nicht aus dem Kopf, wie sie gestern ihre Arme verzweifelt emporgestreckt hat. Und wie sie gesagt hat, sie wäre bereit, ihren zweiten Arm zu opfern, das heißt ihre Eigenständigkeit völlig aufzugeben, um mit ihrem Kind zusammen sein zu können.“ Ettore unterbrach sich kurz, um einmal zu schlucken. Er wusste, was es bedeutet, wenn man beide Arme nicht nutzen kann. „Shay, ich weiß, wie es ist, wenn man nichts mehr selber kann. Dann bist Du wirklich, ganz unten am Fuß des Brunnenlochs… völlig auf die Gnade und Hilfe der anderen angewiesen. Ich glaube nicht, dass das ein Zustand wäre, mit dem diese Frau gut zurechtkäme. Und trotzdem war sie bereit, es in die Waagschale zu werfen.“ Ihm war wichtig, dass sein Freund verstand, was die Frau bereit war aufzugeben.
„Sie war immer stolz auf ihre Eigenständigkeit und zumindest das scheint sich nicht geändert zu haben.“ brummte Shay missmutig und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Ich bin dran, Ettore. Ich habe mit Claudia schon geredet und werde zusehen das Jynah nach K7 versetzt wird. Nachher habe ich einen Termin mit Toussaint, immerhin ’stehle‘ ich ihm quasi eine Technikerin. Das dauert aber alles seine Zeit, Du weißt, wie langsam die Verwaltung ist. Jynah muss einfach etwas Geduld haben, ich habe gesagt ich helfe und das werde ich auch. Das schulde ich ihr – und dem Jungen sowieso.“ erklärte der Skipper der Hephaistos und eine gewisse Entschlossenheit lag in seinem Blick als er diesen wieder auf Ettore richtete.
Auch wenn sie ihm vier Jahre lang verschwiegen hatte das er Vater war. Shay wusste das er damals vieles falsch gemacht hatte.
„Wieso habe ich das Gefühl da schwingt ein Aber mit?“ fragte Ettore dann vorsichtig und Shay hmpfte.
„Weil du mal Counselor warst?“ fragte er zurück und seufzte dann.
„Ich tue was ich kann aber das alles ist für mich auch nicht gerade einfach. Stell Dir vor, Deine erste Frau würde plötzlich an Deine Tür klopfen und hätte ein Kind an der Hand.“
„Aber das wäre ein Wunder, Shay“, Ettores Blick war glasig geworden und seine Stimme rau. „Ich weiß es nicht, aber ein Wunder sollte man immer willkommen heißen. Ich meine, wann käme eines?“
Der Skipper schüttelte den Kopf. Das war wohl von Ettore irgendwie falsch verstanden worden. Er seufzte.
„Jynah und ich wir … ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll … wir tun uns nicht gut, wenn wir zusammen sind. Zumindest war das damals so. Vielleicht ist es jetzt anders aber … keine Ahnung. Sie war die erste Frau die ich wirklich geliebt habe und ich habe damals alles getan um das zu torpedieren. So lange, bis sie schließlich gegangen ist und dann … taucht sie jetzt, wenn ich mein Leben endlich soweit im Griff habe wieder auf und sorgt für Chaos.
Ich weiß das ist unfair von mir und egoistisch und ich schwöre ich werde alles tun, was ich kann damit es ihr und dem Jungen gut geht aber .. Himmel ich bin auch nur ein Mensch.“ brach es schließlich aus dem sonst so reservierten Schotten heraus. Ein deutliches Zeichen dafür das auch er mit dem Ganzen ein Stückweit überfordert war.
Ettore ließ einen Augenblick die Dampf-Ablass-Wolke im Raum schweben.
„Du hast Ihr Hilfe zugesagt? Sie erzählte es so, als hätte sie bei Dir auf Granit gebissen“, sagte Ettore nachdenklich und schaute seinen inzwischen leeren Becher an. „Und dass Du ’nur‘ ein Mensch bist, ist völlig in Ordnung. Ich finde Dich so ohne spitze Ohren, Fell oder grüne oder blaue Haut auch ganz sympathisch.“
Shay gab einen undefinierten schottischen Laut von sich, aber seine Gesichtszüge entspannten sich sichtlich.
„Nun, wenn sich eines nicht geändert hat, dann ist das ihre Ungeduld“, sagte Shay und seufzte. „Alles sofort und gleich. Ich bin kein Q und *schnipp* alles ist erledigt.“
„Nein, ich sehe, Du hast sogar bereits alles in Bewegung gesetzt. Die Kommandokette ist manchmal sehr unerbittlich und die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam. Da gebe ich Dir recht. Aber vielleicht solltest Du ihr genau das sagen!“, schlug Ettore vor.
„Was meinst Du?“ Shays Augen weiteten sich. Die Vorstellung, erneut auf sie zu treffen fand er im Augenblick etwas überwältigend.
„Na, dass Du auch nur ein Mensch bist und die Kavallerie schon gerufen hast!“, meinte er.
Wieder brummte Shay, nickte dann aber. Ja, er sollte Jynah von den Fortschritten berichten auch wenn sie im Moment nur klein waren. Vielleicht später wenn er das Gespräch mit Toussaint gehabt hatte.
Nicht dass sie am Ende noch auf dumme Gedanken kam. Wie Ettore schon sagte, Angst war ein schlechter Ratgeber.
„Ich werde mit ihr reden, sobald …“ begann er als plötzlich der Eindringlingsalarm losheulte. Ein Blick auf den Chronometer ließ ihn die Augen verdrehen.
„… die Übungen soweit durch sind. Wir sollten los. Danke für das Gespräch, mein Freund. Und sorry das du da mit reingezogen wurdest.“ erklärte er laut über den Alarm hinweg während er von seinem Platz aufstand.
Der nächste Kaffee würde dann wohl warten müssen.
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<SUM>
# Zeit: MD 3.0847
# Ort: USS Hephaistos, Ready Room
Ettore und Shay unterhalten sich über Jynah und die möglichen Lösungen. Leider wird das Gespräch abrupt beendet durch den Eindringlingsalarm beendet.
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Submitted by
Kim & Mac