SFG Joint Venture – End of Days – II

 

 

Schmerz. 
Wenn sie schon tot war, dann hätte es gerne etwas weniger weh tun dürfen, fand Ratana.

Ein schrecklicher Gedanke durchfuhr sie; Was wenn das Nachleben an den Ort des Todes gebunden war? Sie war auf einer klingonischen Basis gestorben, also war sie nun womöglich im klingonischen Stovokor?

Das würde zumindest die Schmerzen erklären. 

Was es nicht so ganz erklärte, waren die Stimmen in ihrem Kopf. „Alles ok?“ fragten die sie. 

 

Nein, nicht so ganz. Sie blinzelte. „Major?“ 

Vor ihr tauchte Charles Gesicht auf. Er sah sie besorgt an. „Sie sind einen Moment weggetreten, als ich Ihnen die Schulter wieder einrenkte.“

 

Aha. Also nicht tot. Keine klingonische Rüstung und kein Exil im klingonischen Stovokor. Und Charles Killroy hatte sie nicht angegriffen, sondern nur geholfen. Das erklärte die Schmerzen noch weit besser. 
„Was ist mit den Klingonen?“ stöhnte die Orionerin, sie fühlte ihre Beine wieder. 
„Entschuldigung, das war nur meine Ablenkung, damit sie nicht merken, wenn ich ihnen die Schulter zurück ins Gelenk schl.. drücke. Hat offenbar nicht ganz geklappt.“
„Nein, nicht ganz.“ sie raffte sich auf. „Also keine Klingonen oder Kampfdrohnen?“ 

„Nein, wir sind momentan allein hier!“

Charles sah sie besorgt an.

 

Das bösartige Schott immer noch direkt hinter sich, tat sich vor ihnen eine Lange leere Halle in groben Klingobrutalo-Techdesign auf – sicher zweihundert Meter oder länger. Und sie war leer bis auf einige wenige Gerätschaften. „Ein Reparaturhangar.“ meinte Ajur. Was auch umgehend die großen Schotts erklärte. Am anderen Ende der riesigen Halle war ein identisches Schott. Dazwischen zog sich der Hangar wie eine lange, rostige Wanne hin. Der Lärm aus der Basis drang dennoch ungefiltert herein und hallte an den metallenen, sicher 15m hohen Wänden wieder. 

„Wie lange war ich weg?“ fragte Ratana. 
„Sechs oder sieben Sekunden.“ meinte Killroy. „War wohl eine kleine Schmerzspitze durch das Einrenken der Schulter.“ er klang noch immer besorgt und entschuldigend. 
„Schon gut.“ Tiru rollte die Schulter etwas, der Schmerz war enorm. Vermutlich würde das auch so bleiben, bis sich ein Arzt das ansah. 

 

„Leider haben wir noch ein kleines, neues Problem.“ sagte Jenn etwas leiser. Auf Ratanas fragenden Blick hin, wanderten ihre Augen vorsichtig nach oben. 
Erst jetzt fiel der Major auf, dass der Hangar  kein Dach hatte. Oder besser: Er hatte ein Hangar-Dach, das aber beidseitig komplett eingezogen – also offen – war. Und warum wurde auch klar: Etwa hundert Meter über ihnen hing ein Schiff in der Luft – bewegungslos. „Ein uralter TT8. Klingonisches Modell.“ Es war ein leichter Frachter, fast noch aus Kirks Zeiten. 

 

„Bestätige.“ Ajur hatte sich etwas dem Marine Jargon angepasst. „Offenbar stand der zur Reparatur in diesem Hangar, ist im Zuge der Evakuierung gestartet, kommt aber nun nicht weiter – weil immer noch kaputt.“ 
Tatsächlich hing der TT8 reglos über ihnen in der Luft und bewegte sich nicht einen Milimeter. Weder auf noch ab. 

„Vielleicht wird er auch nur in der Luft beladen, für die Evakuierung?“ Charles war es eigentlich ziemlich egal. „Hauptsache er fällt uns nicht auf den Kopf.“ 
Keiner lachte und es war auch kein Scherz gewesen. 

Ein leichtes Zischen ertönte. 

Das kleine Team sah einen kleinen glühenden Felsbrocken über dem Hangar entlang ziehen. Der Vulkan stand offenbar kurz vor einer wirklich großen Eruption, wenn schon soviel Asche und Gestein in der Luft war. 
Kaum war das Zischen vorbei gezogen, begann es lauter und von vorn. 
„Neuer Brocken im Anflug!“

Wie gebannt starrte das Team nach oben. 

Es gab ein kurzes Aufblitzen. Einen Schlag. Metall brach. 

„Hat eben ein Vulkanbrocken den… klingonischen Transporter da oben… getroffen?“ 
Sie sahen weiter gespannt nach oben. 
„Es hat ihn sogar sauber durchschlagen, würde ich sagen.“ Charles rieb sich die verletzte Schulter mit der Hand, er hatte es sehr trocken gesagt, und kaum waren seine Worte verklungen, machte das uralte klingonische Schiff über ihnen ein stotterndes Geräusch. Dann brach es ab und der Transporter  begann sich scheinbar zu biegen und dabei zu ächzen. Noch immer aber hing er ohne sich zu bewegen in der Luft. 

 

„Wir sollten zurück an die… „

Mit einem lauten Krachen durchschlug eine feurige Explosion das Unterteil des Transporters. Metallteile brachen ab, einige kleinere wurden in den Himmel weggeschleudert, die Größeren lösten sich tiefenentspannt langsam vom Rumpf, welcher soeben förmlich zerborst, und sackten elegant nach unten: Nach unten und damit zurück gen Hangar über dem das alte Schiff noch hing. 

Die ersten Metallteile schlugen bereits auf dem Boden des Hangars auf. Alle sprangen entsetzt zurück an das Schott. 

Beim Transporter über ihnen glühten zwei oder drei Folgeexplosionen auf, so dicht aufeinander, dass sie kaum zu trennen waren. Der Felsbrocken hatte offenbar ein wichtige System getroffen. Der Transporter, bzw. dessen klägliche Einzelteile stürzten in die Tiefe und würden den Hangar zweifellos mit einem Feuerball ausradieren. 

Gerade bei dieser Erkenntnis passierte etwas verwunderliches: Eine große Metallplatte stürzte durch das offene Hangardach und irgendein klingonischer Sub-Sensor der seine Evakuierung verpasst hatte, wertete das wohl als nicht so optimal. Jedenfalls setzte ein rotes Flackern ein und über ihnen baute sich ein Schutzschild auf. Der klingonische Hangar – so primitiv und leer sein Dasein bislang auch gewesen war – hatte also offenbar doch einen Schutzmechanismus gegen genau solche Vorfälle und schirmte sich ab. 

Das dezimierte Außenteam schaute perplex nach oben wie der Hangar-Schild sich entfaltete und dann wie die Reste des alten TT8 auf ihn einprasselten. Er knisterte und knirschte dabei, selbst als einige weitere Teile des Frachters direkt  auf dem Schutzschirm herabregneten und explodierten.

Aber das Energiefeld hielt. 

Killroy atmete auf. Es knisterte noch immer, aber die Gefahr schien vorerst gebannt. „Nochmal ein Hoch auf die Klingonen.“ er nickte leicht in Richtung Ajur, der sich nicht sicher war, wie er das deuten sollte. 

 

Was seltsam war, war ein nunmehr leicht grünliches Schimmern dass irgendwo von da im Himmel leuchtet, wo eben der Frachter explodiert war. Es war sehr grün und sah sehr ungesund aus.

Jenn hatte bereits den Tricorder zu Hand. Sie seufzte leicht. 
„Offenbar ist heute nicht unser Tag. Ich habe gute Nachrichten und Schlechte.“

 

„Immer her damit“ Charles hatte den Tag eh schon abgehakt.

 

„Also: der klingonische Schutzschirm der sich über den offenen Hangar spannt, ist stabil! Er wird die Trümmer die auf ihm liegen locker halten. Auch die Kampfdrohnen kommen nicht durch ihn durch. Die schlechte Nachricht ist, solange er aktiv ist, sind wir hier eingesperrt. Schalten wir also das aktivierte Schutzfeld ab, erschlagen uns die Trümmer. 

Die zweite schlechte Nachricht: Der alte TT8 Transporter der Klingonen wurde offenbar komplett zerstört. Dort wo er über uns im Himmel hing, ist jetzt ein Loch.“ 

 

„Ein Loch im Himmel?“ Ajur sah skeptisch zu ihr auf die Daten des Recorders. 
„Ich präzisiere es etwas: Der TT8 Transporter stammt noch aus der Zeit wo die Klingonen und Romulaner verbündet waren. Und offenbar hat irgendein Genie damals in diesen Transporter einen romulanischen Antrieb eingebaut. Eine kleinere Version des romulanischen Singularitätsantriebs, wie ihn auch heute Warbirds noch verwenden. Dadurch das der Transporter zerstört wurde, hat diese Singularität nun keine … Eindämmung mehr und ist freigesetzt worden.“

 

„Moment. Mit Singularität meinen wir eine Art… Schwarzes Loch?“ Ratana brummte der Kopf.
„Grob gesagt ja.“ nickte Jenn. „Es ist relativ klein, momentan noch.“ Sie hob ihre freie Hand und ließ den Zeigefinger kreisen. „Noch nicht einmal Fingerkuppengroß.“
„Dafür leuchtet es schon sehr nett.“
„Und es wird aber sicher wachsen?!“ 
„Ja. Wenn kritische Massepunkte überschritten werden, wird es beginnen exponentiell zu wachsen. Die Massepunkte werden natürlich mitwachsen und auch größer – aber da es sich hier Mitten auf dem Planeten befindet und genug Masse vorfindet, wird es sicher nicht lange so klein bleiben.“

 

„Das bedeutet die Singularität wird erst die Basis fressen, dann den Planet und dann den Rest des Systems?“ 

Jenn nickte abermals, „Ja. Es sei denn es gelingt jemanden es wieder einzudämmen, solange es noch nicht zu spät ist.“

 

„Wir wollten die Basis doch eh loswerden.“ Charles zuckte entspannt die blutverschmierte Schulter.

„Ich glaube es wird schwer der Flotte zu erklären, warum der gesamte Planet weg ist. Von dem System ganz zu schweigen.“ meinte Jenn

„Viel schlimmer, die Klingonen werden glauben, wir hätte hier eine Massenvernichtungswaffe gegen sie eingesetzt!“ wandte Ajur ein.  

 

„OK, ok!“ Ratana hatte genug gehört. „Noch gute Nachrichten? Bitte?“ 
„Eine gibt es tatsächlich noch – wir haben momentan keine Probleme mit dem Funk!“ 

 

 

nrpg: eine kurze NRPG Anmerkung, damit das nicht Missverstanden wird:  Das ist bewusst ziemlich offen, die Anomalie kann wachsen, kollabieren, divergieren oder sogar wieder eingehegt werden. Je nach Bedarf. Ebenso ist (noch) völlig unklar wie die Klingonen darauf reagieren – vielleicht nehmen sie nun erst Recht die Beine in die Hand und räumen sogar das System, vielleicht versuchen sie zu retten was zu retten ist und nehmen Kontakt auf, vielleicht glauben sie wirklich das gehört zum Angriff der Föderation. Ich hoffe also das passt mit wo möglichen Ideen jeglicher Art zusammen.

Ebenso wurde ich gebeten zu erwähnen, dass Captain Khebab aka Kahbor sich noch bester Gesundheit erfreut, er liegt also nicht da irgendwo unter einem Stein. Also auch hier ist (hoffentlich) keine Figur weg, die noch gebraucht wird und in der Red-Shirt-Gewerkschaft ist (die mich sonst wieder mit Anrufen bombardiert). 

 

Das Außen-Team um Ratana ist auf der Flucht in einem leeren Hangar untergekommen, in welchen bis vor kurzem ein Ur-Alt Transport Schiff der Klingonen stand. Beim Versuch dieses Schiffes zu starten und sich der Evakuierung anzuschliessen, kam es über den Start nicht hinaus. Wie der Frachter so über dem offenen Hangar hängt, wird das Team Zeuge wie er von einem von Vulkangestein getroffen wird und explodiert – zwar schützt ein klingonisches Kraftfeld das kleine Team im Hangar, sperrt es aber zugleich auch dort ein. Die Trümmer des Frachters landen bedrohlich auf dem Kraftfeld. 
Zum allem Überfluss war in dem Transporter ein alter romulanischer Singularitätsantrieb verbaut. Durch die Vernichtung des Transporters, wird die Singularität frei gesetzt. Über der Basis/Hangar schwebt somit ein Mikro-Schwarzes Loch… noch wächst es nicht stark. Aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit. 

 

 

 

submitted by
Ensign Nyo Arai, sCSO USS Artemis