Eis, Pommes und neue Bekanntschaften
By @…
Massimo wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Das
morgendliche Training war beendet, er hatte heute als Partnerin Corporal Savic
gehabt und die drahtige, dunkelhaarige Frau war wirklich gut. Wo er ein wenig
mehr Stärke besaß, war sie ein wenig schneller und so hatte das Kampftraining
ihnen beiden einige blaue Flecken eingebracht.
Zum Mittagessen würde er ebenfalls mit ihr gehen, der
Teambildingprozess lief nun seit einigen Wochen, aber abschließen würden sie
ihn noch nicht so schnell.
Immerhin hatten sich inzwischen alle kennengelernt, die
Neulinge hatten sich an die eher lockeren Umgangsformen gewöhnt und auch daran,
dass sie nicht nur Befehlsempfänger waren, sondern mitdenken und als Team
agieren mussten.
Unzählige Übungen verschiedenster Szenarien waren gefolgt
unter unterschiedlichsten Umweltbedingungen und mit unterschiedlicher
Ausrüstung. So langsam ging es auf eine neue Mission zu und diese würde auf
einem Klasse M Planeten stattfinden, dessen Daten bekannt waren.
Trotzdem galt es weiterhin auch Training auf der Außenhülle
und in Raumanzügen durchzuführen, man wusste nie, was kommt und so war für den
Nachmittag dieses Szenario geplant. Infiltration eines Raumschiffes. Ein
Shuttle würde sich auf der Außenhülle eines fremden Schiffes verankern und die
Marines würden die Nemesis entern – in Absprache mit der Sicherheit dort.
Der Termin, der jetzt aber anstand, war ein anderer. Die TO
Lwaxana Ivoin, kurz Ana von allen genannt, sollte mit ihm neue
Ausrüstungsgegenstände besprechen und probieren. Vielleicht konnte man das eine
oder andere davon auch direkt in der Übung mit der Nemesis später als spezielle
Überraschung einsetzen.
Ana hatte sich mit einer großen Kiste auf der Technischen
Abteilung in den Hazard Bereich beamen lassen. Die schwarze schwere
Transportkiste war locken einen Meter lang und einen halben hoch.
Praktischerweise hatte Ana sich auf selbige für den
Transport gesetzt und wurde sitzend auf der Kiste nun auch wieder
materialisiert. Sie musste die Roboter überprüfen, die letzte Woche an diese
Abteilung übergeben wurde, die Hazard Anzüge überprüfen und hatte für ihren
heutigen Partner noch ein ganz besonderes Spielzeug.
Nun da ihre Allergie bestätigt war und die auf der KS ein
Medikament verabreicht bekommen hatte, müsste der Kontakt mit dem Lover von
Sonntagsbraten eigentlich gefahrlos vonstattengehen.
„Guten Tag, Lieutenant Ivoin“, grüßte Massimo, als
die Technikspezialistin zusammen mit ihrer Kiste in der Abteilung eintraf,
Milunka und der Rest waren schon einmal duschen gegangen und so war er nun hier
allein.
Ana hüpfte von ihrer Kiste und öffnete diese, ohne sich
lange mit einem Gruß aufzuhalten.
„Ich muss die Anzüge später überprüfen und neu justieren.
Für die Übung morgen würde ich mich bei ihrem Team einfinden und mögliche
persönliche Wünsche in den Einstellungen anpassen. Danach sind die Hazard
Anzüge an ihre neuen Teammitglieder angepasst und auf die jeweiligen Träger
justiert, also falls einer etwas kaputt macht weiß ich ganz genau wer
unvorsichtig war.“ Das klang nun ein wenig so, als wäre es ihr Job auf die
Anzüge aufzupassen und nicht ihren Einsatz zu überleben, aber der große
haarlose Mann würde nun nicht anfangen mit der Technikerin zu diskutieren.
Erstens war er kein Fan davon Leute zu belehren, zweitens war ihr wohl die
eigene Arbeit auch einfach nur wichtig und drittens wirkte Ana nicht so als
wäre sie in der Lage, seine Beweggründe zu verstehen.
„Die Anzüge sorgen dann also noch besser dafür, dass wir
heil zurück kommen“, versuchte er es einfach mal etwas einfühlsamer.
Ana blickte ihn prüfend an, „Natürlich. Das Ziel ist es den
Auftrag zu erfüllen, gesund und unverletzt zurück zu kommen und meine Technik
nicht kaputt zu machen.“
Ana schüttelte den Kopf, warum musste sie denn nun dem Mann
SEINEN Job erklären.
Ob ihm der Staub der Flügel der CM auch nicht bekam. Wobei,
so genau war noch nicht geklärt wogegen Ana allergisch war, bei den Hühnern war
es ein Nebenprodukt der Mauser, eine Art Staub aus den Federn. Ana legte keinen
großen Wert darauf heraus zu finden, gegen was sie genau bei der CM allergisch
war. Ana hatte einfach beschlossen, dass sie gegen die gesamte Person
allergisch war, das war nämlich noch ein guter Grund ihr weiterhin so gut es
eben ging aus dem Weg zu gehen.
Ana besann sich wieder auf ihre Arbeit, sie öffnete die
Kiste und kramte zwischen den technischen Apparaturen und Ersatzteilen für die
Anzüge herum.
Sie kramte und kramte und irgendwie wirkte es ein wenig
befremdlich wie Ana mit dem Oberkörper fast gänzlich in der Kiste verschwand.
„Ah, da“, sie zog eine kleine Kiste hervor und drückte sie
ihrem Gegenüber in die Hand.
Das Ding erinnerte den Marine an ein Kästchen für Schmuck.
Fragend ging sein Blick zu Ana, welche wieder genervt
wirkte.
Hieß dann wohl, dass diese erwartete, dass er es öffnete.
Sein Blick lag auf einem kleinen Käfer, der ihn ebenso interessiert anblickte wie der
Marine selbst.
Kurz sortierte der Käfer seine kleinen Flügelchen, dabei war
ein leises metallenes Geräusch zu vernehmen.
„Eine Aufklärungseinheit… xk98, aber Sie können ihm einen
anderen Namen geben. Er wird sich auf Sie prägen und über Sprachbefehl
gesteuert.“
Massimo begutachtete das kleine Ding: „Ich denke, es
kann Bilder in unsere Optiken projizieren, so wie auch akustische Aufnahmen?
Funktioniert es in schwereloser Umgebung und kann man es auch sprachlos steuern
über die Bedieneinheiten in den Anzügen?“
Ana nickte bei jeder Frage. All das konnte ihr kleines Gerät
natürlich, es musste nur an die jeweilige Einheit angemeldet werden. Dies würde
sie an seinem Anzug demonstrieren am besten. Anscheinend begriff der Mann aber
recht schnell und die präzisen Fragen waren einfach zu beantworten: „Ja,
geht. Alles. Es funktioniert auch als Notfallpeilsender für die anderen
Mitglieder des Hazard Teams, diese bekommen auch jeweils einen dieser Käfer,
allerdings wurden Sie mir als technischer Ansprechpartner zugewiesen, weswegen
Ihr Käfer der Leitkäfer wäre. Man kann sie auch als Schwarm agieren lassen,
aber mehr als den Gegnern vor den Kopf fliegen können sie nicht. Keine Waffen,
oder ähnliches. Allerdings können sie mit ihren Vorderbeinen einfache
Schaltkreise kurzschließen, aber auch das war nicht mehr an Optionen bei der
geringen Masse die vorhanden war.“
Der Italiener fand das kleine Ding äußerst praktisch, aber
sicher hatte es Grenzen. Er überlegte: „Wie hoch ist die
Kommunikationsreichweite? Wie lang ist die Einsatzzeit und wie lange muss ich
es aufladen und wie?“, fragte er nach. Wichtige Fragen, wenn sie demnächst
auf einem Planeten unterwegs wären, fern der Hephaistos und vielleicht auch
über Tage fern von jeglicher Möglichkeit, an Energie zu kommen.
„Aufladung an einer Standardenergiezelle?“
„Ana zuckte mit den Schultern, das oder an einem
Aufsatz für den Anzug, wirkt wie eine Armbinde die man abnehmen und anlegen
kann, hat jedoch eine eingebaute Energiezelle. Einsatzseit hängt von den
Umgebungsbedingungen ab. Steht alles in der Bedienungsanweisung.“
Wichtige Fragen, die der Marine stellen musste.
Wenn Ana doch schon so nett war und auf die Bedienungsanleitungen
hingewiesen hatte, warum musste sie dann hier immer noch Fragen beantworten?
„Steht alles in der Gebrauchsanweisung!“, erklärte
sie deutlich. Der Mann konnte doch sicher lesen.
Massimo nickte freundlich: „Dann werde ich mir die
ansehen. Dankeschön! Das ist wirklich ein vorzügliches kleines Gerät. Sie sind
eine Künstlerin!“, lobte der Marine.
Anas Blick lag nun lange auf dem Mann vor sich, dieser
konnte deuten, dass er etwas gesagt hatte was der TO nicht gefiel.
„Ich lasse Ihnen das mal durchgehen, da ich in Zukunft
für die Ausrüstung zuständig bin und SIE meine Verbinungsperson sind, aber ich
bin mit absoluter Sicherheit keine Künstlerin und ich bitte in Zukunft von
solchen Beleidigungen abzusehen.“
Der unbehaarte Mann starrte Ana an, er hatte doch nur etwas
nettes sagen wollen, außerdem prasselten gerade Informationen auf ihn herein,
die er erst in 20 Minuten in einer Nachricht der OPS bekommen würde, zusammen
mit einem aus dieser Abteilung die neben vielen anderen Tätigkeiten nun für das
Hazard Team zuständig war.
Ana blickte noch immer auf diesen Mann, „Es ist eine
KI, die lernt und sich anpasst, damit ist sie weiter als die Hälfte der
Besatzung, außerdem habe ich mit der CNS ein paar ethische Richtlinien für
diese TIERCHEN erstellt und installiert, damit sind sie schon 2/3 der Besatzung
überlegen und sie nerven nicht, damit sind wir bei 98% Überlegenheit im Bezug
auf die Besatzung.“
Der Italiener nickte. Er wusste nicht, was er noch sagen
sollte. Komplimente wurden falsch aufgefasst, es war nicht einfach mit dieser
Frau. Und offensichtlich mochte sie andere Leute anscheinend aus Prinzip nicht.
Das war wohl nicht persönlich, sondern allgemein.
Achtundneunzig Prozent. Er seufzte, aber hörte zu, als Ana
erklärte, aufmerksam. Am Ende ihres Vortrages nickte er und versuchte es, wie
er es bei einer Vulkanierin tun würde: „Ihre Beschreibungen waren sehr
präzise und ausführlich. Vielen Dank, für das Gerät und Ihre Arbeit.“
Ana nickte und lächelte zufrieden, die Art verstand sie und
konnte demzufolge damit umgehen.
„Danke für ihre logischen Schlussfolgerungen,
vielleicht wird die Zusammenarbeit doch erfreulich“, und das wiederum
hieß, dass der junge Mann sich gerade hinter Nazira als zweiter
Nachrückkandidat auf Anas ganz persönliche Freundschaftsliste katapultiert
hatte.
Shay Junior Ros machte große Augen, als der Turbolift hielt.
Das hier war eine riesige, neue Welt, voller Dinge, die er nur selten sah.
Zuletzt auf Japori. Der Flottenwerft, in der die Artemis fertiggestellt worden
war und das war einige Monate her.
„Mama, gehen wir ein Eis holen?“, deutete er
direkt auf das erste Café.
Jynah schmunzelte: „Natürlich! Komm. Aber bleib bitte
dicht bei mir, ich will Dich nicht verlieren. Gibst Du mir Deine Hand?“
Natürlich tat der Junge das, auch wenn er damit nicht ganz
glücklich war, aber es war stellenweise wirklich voll und allein sein in der
völlig unbekannten Umgebung, das war etwas, was er auch nicht wollte.
Jynah stellte sich zusammen mit Shay in die Schlange am
Café, wo es auch Eis im Hörnchen oder im Becher gab, dann nahm sie ihn auf den
Arm, damit der Junge besser sehen konnte: „Du kannst ja schon einmal
schauen, welche Sorten Du möchtest, Shay.“
Direkt vor ihr hatte sich eine andere Frau eingereiht, eine
Eisliebhaberin, die verblüfft auf das Kind blickte, als sie den Namen hörte,
dann aber nur mit den Schultern zuckte und sich auf das konzentrierte was wirklich
wichtig war – EIS.
Emily Karx hatte sich die Karte des selbst hergestellten
Eises bereits herunter geladen und seit dem Frühstück darüber nachgedacht was
sie haben wollte, nun aber wo sie in die Auslage blickte war sie sich nicht
mehr so ganz sicher ob ihr Wunsch noch aktuell war. Da half es auch nicht dass
ihre „imaginären“ Freunde auch noch andere Wünsche hatten.
„Ja, ja! Ich weiß. Nein, das passt aber nicht zu der
orionischen Sahne. Wieso wisst ihr nicht, dass wir Sahne wollen“,
flüsterte Emily aufgeregt und scheinbar zu sich selbst.
Der kleine junge zupfte am Ärmel der Mama, „Die Frau
redet mit Unsichtbaren“, interpretierte der Kleine seine Eindrücke,
befasste sich dann aber auch schon mit den Eissorten.
Emily hatte sich kurz auf die Lippe gebissen, als sie die
Worte des Kindes gehört hatte, sonst hatte sie die Kommunikation besser im
Griff, allerdings wenn sie aufgeregt war, dann klappte es nicht und der
Eisladen lag im Aufregungsfaktor ganz knapp neben Selbstzerstörung der
Hephaistos in 5 Sekunden.
„Ich möchte 10 Kugeln“, stellte Emily fest als
endlich an der Reihe war und die Bedienung sie mit großen Augen ansah.
„Im Becher oder Hörnchen“, fragte diese schon mal vorsichtig.
„Hörnchen ganz klar“, stellte Emily fest.
„In wie viele Hörnchen“, kam nun die nächste
Frage.
„In eines natürlich“, stellte Emily fest und
wollte gerade mit der Bestellung begingen, als sie auch schon im Luftholen
unterbrochen wurde.
„Junge Dame, ich bekommen beim besten Willen keine 10
Kugeln“, nun wurde die Bedienung wiederum von Emily unterbrochen, „10
große Kugeln.“
Die Verkäuferin schüttelte den Kopf, „Niemals bekomme
ich 10 große Kugeln in ein Hörnchen.“
Jynah schmunzelte: „Anscheinend gibt es hier keine
großen Hörnchen. Nehmen Sie doch eine Waffel und rollen sie die zusammen.“
Es gab Spezies, die mehr Hunger als andere besaßen. Trill
gehörten da typischerweise eigentlich nicht dazu – zumindest nicht in diesem
Ausmaß, aber wenn jemand etwas wollte, dann gab es auch immer eine Lösung.
Die Bedienung machte große Augen, dann aber nahm sie den
Vorschlag an.
Shay blickte währenddessen in die Auslage: „Was ist das
Blaue da?“
„Das Blaue links ist andorianische Ithofrucht, das
rechte ist Schlumpfeis. Steht zumindest dran“, erklärte Jynah. Was auch
immer Schlumpfeis sein sollte.
„Schoko und Erdbeer und… das Blaue“, gab Shay
seine Bestellung schon einmal bei seiner Mutter auf, während die Bedienung
versuchte, eine Waffel möglichst groß zu rollen.
Emily überlegte, „Ich möchte Schlumpf und Erdbeere und
Vanille und ….“
Die Bedienung belegte die Trill mit einem leicht genervten
Blick, jetzt hatte sie das Hörnchen extra groß gerollt und dann kam diese
Kundin auf einmal mit 13 Kugeln an.
Die Verkäuferin räusperte sich, „Das waren jetzt 13
Kugeln.“
Emily nickte, sich keiner Schuld bewusst, „Stimmt, das
ist keine gute Zahl, dann nehm ich noch die Sorte: Einhorn.“
Die Verkäuferin gab auf und baute einfach einen Berg aus Eis
auf das Hörnchen.
Die Transaktion wurde beendet und Emily schob sich mit ihre
Beute an Mutter und Sohn vorbei, als passierte, was passieren musste, das
schöne Eis fiel zu Boden.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte die Trill auf den Boden
der sich nun mit ihrem Eis vereint hatte – Katastrophe.
„Alles ok, Ma’am?“, fragte Jynah, die kleine
Trillfrau mitfühlend anblickend. Das mit der Waffel war ja ihre Idee gewesen
und anscheinend eben keine so Gute. Eigentlich wäre ja nun sie dran und die
Bedienung wartete schon auf die Bestellung.
„Machen Sie bitte zwei Eis im Hörnchen. Erdbeere,
Schoko, Schlumpf. Und eines im Becher mit zwei Hörnchen oben drauf mit vierzehn
Kugeln. Wie die Lieutenant bestellt hat.“
Sie wandte sich an die Unbekannte. Die Uniform gehörte zur
Technik, so wie auch ihre eigene, und als Kollegen half man sich schließlich:
„Ma’am, ich hoffe das ist in Ordnung?“
Shay bekam natürlich das erste Eis und hungrig blickte Emily
auf die Bedienung, die den größten Becher genutzt hatte, den sie finden konnte,
um alles unterzubringen. Aber das ging dann doch gut und die beiden Hörnchen
oben drauf sahen lustig aus. Wie zwei Hörner.
„Das ist aber ein riesiges Eis“, meinte der kleine
Junge, ein wenig neidisch. Aber er hatte ja auch drei Kugeln im Hörnchen in der
Hand, immerhin.
Emily nahm ihr Eis so entgegen, als hätte sie gerade den
heiligen Gral empfangen. So herum war die Gefahr kleiner das das Eis hinfiel.
Gut war auch, dass dieses Kind ebenfalls
mit Eis versorgt war, so war die Gefahr eines kleinen feindlichen Angriffs wohl
erst einmal gebannt. Es hieß nun wohl nur: Tempo. Sie musste ihr Eis genauso
schnell futtern, wie der Junge mit seinen lächerlichen drei Kugeln beschäftigt
war.
Es war vielleicht an dieser Stelle ganz gut, das die Mutter
des Kindes Emilys Gedankengang nicht folgen konnte.
„Das ist aber nett von dir“, Emily war ja nicht gerade die
höflichste Person im Universum und scherte sich nicht viel um Ränge.
Sie deutete auf eine Bank am Rande eines Spielplatzes neben
dem Trillcenter, „Wollen wir uns da hin setzen? Der Spielplatz ist sicher, eine
Kollegin hat ihn überprüft, gestern und vorgestern und vorvorgestern.“
Ana war das typische Beispiel einer Helikoptermutter und
ließ ihre Kleine ganz gewiss nicht mit einem unsicheren Spielplatz zurück, auch
die Berichte der Stationstechniker hatten sie nicht beruhigt.
Zusammen liefen die Drei in Richtung Spielplatz wo einige
Kinder in Shays Alter bereits herumtobten.
„Mein Name ist übrigens Emily“, sagte Em nur halb
verständlich, da der Mund bereits voller Eis war.
„Jynah“, stellte sich die Technikerin vor, als sie
ihren Sohn vom Arm herunter setzte, der sich mitsamt Eis direkt auf ein
Klettergerüst stürzte.
„Jynah Ros. Der kleine Wirbelwind ist Shay, mein
Sohn.“ Ein wenig Stolz klang in der Stimme mit.
Die Halbbetazoidische Technikerin setzte sich auf die Bank
am Rand des Spielplatzes und schleckte ihr Eis im Hörnchen. Sie hatte ja der
Einfachheit halber die gleichen Sorten wie Shay genommen. Hauptsache süß und
kalt, dann traf es ihren Geschmack.
„Von welchem Schiff sind Sie?“
Emily war auf ihr Eis konzentriert, aber die Gefahr schien
erst einmal gebannt. Die andere Frau aß sehr langsam und das Kind gleichzeitig
bei dem Versuch auf dem Gerüst nach oben zu kommen. Es bedurfte keiner Eile
mehr.
„Hephaistos“, antwortete Emily zwischen zwei
Bissen, dann ging ihr etwas anderes auf: „Ros? So wie diese
Lysgaard-Ros-Kompensatoren, die wir vor ein paar Tagen eingebaut haben?“
Jynah nickte: „Ja, das waren meine… na, ich sag mal
Chefin und Freundin und ich, wir haben die zusammen entwickelt. Ich hoffe das
hilft, Unfälle zu vermeiden. Jynah blickte auf die rechte Hand, die das Eis
hielt, die so anders war und anders fühlte, als ihre frühere.
Emily nickte beeindruckt, „Wooooooow vollllll
coool“, dann befasste sie sich wieder mit ihrem Eis.
„Von welchem Schiff bist du denn? Und was macht ihr
hier? Arbeit oder privat.“ Ein wenig ärgerte Em sich darüber das diese
Frau noch beim Sie blieb, aber nun gut, das würde sie ihr noch austreiben.
Das Jynah von einem Offizier geduzt wurde, war ungewöhnlich,
sie wusste nicht, sollte sie nun auch, oder lieber persönliche Ansprachen
umgehen?
„USS Artemis. Ich bin gespannt, vielleicht arbeiten wir
ja bald auch zusammen. Ich würde gern mehr über die Hephaistos erfahren. Ich
kenne einige der Offiziere von früher. Ich war früher auf der Avalon.“
Jynah wusste nicht, ob die Offizierin der Technikabteilung
vor ihr die Vorgeschichten einiger der Offiziere kannte. Shay Ruthven, Elisa
Careen, Samantha deCoster, diese waren auf jeden Fall an Bord. Und alle drei
kannte die Halbbetazoidin mehr oder weniger gut.
Shay hatte es sich inzwischen oben auf dem Klettergerüst
gemütlich gemacht, geschickt hatte er sein Eis bis nach oben befördert, auch
wenn ein Teil nun als kalte, klebrige Flüssigkeit auf seiner Hand prangte. Das
konnte man ablecken. Er winkte von oben.
„Fall nicht runter!“, rief Jynah ihm zu und der
Junge verdrehte genervt die Augen.
„Wir arbeiten vielleicht zusammen? Hmmmmmm,
okay?!“
Emily war da recht pragmatisch, sie hatte da noch keine
Unterlagen für zusätzliches Personal gesehen, sie hatte gerade erst
aufgestockt.
Kurz blickte Emily nach rechts und fixierte einen
unscheinbaren Punkt in der Luft, dann nickte sie, blickte wieder zu der Frau
und überlegte.
„Wen kennst du denn“, fragte Emily recht
unverfänglich und knabberte nun doch lieber an ihrem Eis herum, die Frau aß zu
schnell.
Frau mit Kind, will sich auf die Hephaistos versetzen
lassen, mitten im Krieg, vor einer gefährlichen Mission, da war ja im Grunde
alles klar – Forbes hatte sicher noch ein geheimes Kind. Der sCING hatte doch
schon so viele, warum hatte er dann noch welche mit anderen Frauen, das war
doch anstrengend, wusste er das dann nicht?
Ihre imaginären Freunde diskutierten eifrig, das war ein
Thema das interessierte wirklich ALLE, für Klatsch und Tratsch waren sie immer
zu haben.
Emily unterdes wartete auf ihre Antwort und überlegte was
sie denn nicht geheimes über die Heph berichten konnte.
„Oh, ich war damals auf der Avalon, vor Jahren, einige
der Offiziere waren auch dort. Der Captain, Shay Ruthven, war damals
Sicherheitschef. Commander Careen war OPS und Samantha deCoster war… hmm,
Beraterin? Ich habe mit ihr eher in der Freizeit zu tun gehabt, wir haben das
eine oder andere Holodeckszenario zusammen gespielt.“
Emily unterbrach für einen Moment das Essen, „Das macht
sie heute nicht mehr gern!…. habe ich gehört!“ Erklärte Em mit vollem
Mund, sie war im Grunde nicht eifersüchtig, Sam konnte auf dem Schiff tun was
sie wollte, aber diese Person gehörte noch nicht zum inneren Kern der
Hephaistos. Sie hatte Eis besorgt, damit war sie auf jeden Fall cool, aber…..
Das war alles ewig her. Sie war eben auch eine Freundin von
Shay gewesen. Jynah seufzte: „Es ist so lang her.“ Ihr Blick fiel auf
ihren Sohn: „Fünf Jahre.“
Da die Frau weiterhin duzte, fand Jynah, dass sie das auch
machen konnte: „Emily… warte, Du bist die Chefingenieurin? Du magst…
Frittierte Sonnenstrahlen?“
Shay hatte das gestern Abend erwähnt. Na das war ja ein
Zufall.
Emily legte die Stirn in Falten, „Woher weißt du das
mit den Sonnenstrahlen?“ Nun wurde das mit dem Eis vergessen, welches sich
nun langsam als klebrige Masse über ihre Hand bewegte.
Vielleicht würde sie nach dem Eis noch Pommes bekommen.
Sam und Shay wussten das mit den Pommes und wenn Sam das verraten
hatte, dann war diese Frau eventuell eine Gefahr für die total gesunde und
gefestigte Beziehung der Trill und der süßesten nerdigsten Frau in der ganzen
Galaxis.
„Captain Ruthven… hat es uns erzählt. Wir
haben…“, Jynah winkte ab: „Auf jeden Fall fand ich den Begriff sehr
passend. Das ist… kulinarische Poesie.“
Das war es in Jynahs Augen wirklich.
„Oh, pass auf Dein Eis auf, es läuft!“, Jynah
lachte, „sonst muss ich Dir noch eins besorgen!“
Emily war beruhigt. Wenn Shay das erzählt hatte, war es
nicht ihre Sam. Damit war das Problem gelöst und schnell wandte sie sich ihrem
Eis erneut zu. Hier war nun die größere Gefahr. Schnell stürzte sie sich auf
die kalte Masse, während Jynah nur langsam mit ihrem Eis voran kam, allerdings
hatte der Junge aufgegessen. Dieser kletterte langsam vom Gerüst herunter, um
dann zu einem orionischen Mädchen zu gehen, das im Sand mit Schüppe und
Förmchen spielte. Die Halbbetazoidin lehnte sich zurück auf der Bank, den Blick
auf ihrem Sohn, der zusammen mit dem grünhäutigen Mädchen begann, eine Sandburg
zu bauen.
„Ja, der Boss hat einen guten Geschmack. Er kümmert
sich auch um meine Hühner, wenn ich mal nicht kann.“
Das war nicht geheim, das konnte man berichten, „Ich
kann dem Kleinen ja irgendwann mal die Hühner zeigen, aber anfassen kann er sie
nur, wenn du aufpasst. Die picken ab und zu.“
Emily stopfte sich nun einfach das Eis in den Mund, immerhin
wollte sie gleich noch frittierte Sonnenstrahlen haben. Jynah zog ein
Feuchttuch aus der Tasche mit Shays Sachen die sie immer dabei hatte auf
solchen Ausflügen. Und reichte es Emily.
Em versuchte immer noch die Masse im Mund herunter zu
würgen, das dauerte zu lang, sie brauchte Pommes, aber wenn sie nun eh kauen
und schlucken musste, dann konnte sie dabei auch ihre Finger sauber wischen.
Jynah versuchte gerade Emilys Alter zu schätzen, denn sie
unterdrückte den Impuls, der Jungen Dame zu helfen.
Der Rang, das Alter, der Posten und ihre Art passten nicht
so ganz zusammen, nachdenklich lag der Blick der Technikerin auf Emily, die
fast erstickte weil sie so gierig ihr Eis herunter würgte.
Als diese endlich wieder Luft holen konnte lehnte sie sich
zurück, „Ich brauch gleich frittierte Sonnenstrahlen, die kann ich dann
ausgeben.“
Immer noch rätselte Jynah und hatte dabei die Trill einen
Moment lang zu lang angeblickt, „Oh, frag ruhig, wenn du was fragen
willst.“
Jynah lächelte, „Also Pommes gehen immer und es geht
mich nichts an, aber dein Alter und ….“
Emily winkte locker ab, „Ach das wieder. Ja, ich bin 22
oder 800 such dir einfach aus, was für sich besser passt. Ich komm gleich
wieder mit Pommes.“
Für Jynah war das ein Rätsel. 22 oder 800? Was sollte das
bedeuten? Vielleicht würde sie es erfahren, wenn die Trill zurückkäme. Auf
jeden Fall schien sie nett zu sein. Und Chefingenieurin auf Shays Schiff. Das
mit der Essensmenge war allerdings für diese kleine Person mehr als nur
beachtlich.
Die Sandburg nahm langsam Form an. Zumindest holten die
beiden Kids immer mehr Sand und schütteten ihn auf, um dann daraus Türme
aufzuschichten. Stumm sah Jynah zu und dachte nach.
Der letzte Abend war schön gewesen. Shay Senior hatte ihrer
Bitte entsprochen, ihr von den guten Zeiten zu erzählen. Er hatte sie in den
Arm genommen. Das was sie unbedingt von ihm gebraucht hatte. Sie war an ihn
gelehnt eingeschlafen. Sie hatte ihm zu denken gegeben, sicherlich, sie hatte
ihm alles erzählt und ihn wahrscheinlich schockiert. Sie hatte früher Stärke besessen, die ihr im
Moment, in vielen Situationen, fehlte. Sie war schwach, verletzlich, verletzt
in so vieler Hinsicht, körperlich wie geistig. Sie war kaum noch sie selbst,
aber sie war gut darin, dies zu verstecken vor anderen.
Junior baute fleißig weiter, während in Jynahs Kopf Gedanken
schwirrten, bis sie aus diesen herausgerissen wurde von der Stimme der
Chefingenieurin der Hephaistos. Als Emily wiederkam, sah die Frau irgendwie ein
wenig traurig aus. Dabei brachte sie doch nun Pommes mit! Wie konnte sie da
traurig sein?
Emily setzte sich und schob ihrem nun traurigen Gegenüber
die Pommes zu, zwei kleine Portionen, während sie eine doppelte große Portion
ihr Eigen nannte.
„Was ist los? War was als ich weg war?“ Emily
drehte sich suchend um ob wohl jemand gekommen war und ihr das Eis gestohlen
hatte?
Junior kam angeschossen und bewunderte die Pommes.
Emily hätte ihm gern die Pommes in die Hand gedrückt, aber
sie war auch mal Mutter und dann noch zwei Mal Vater, man durfte niemals
einfach so fremde Kinder füttern, das war eine der goldenen Regeln des
Elterndaseins.
„Dankeschön, Emily.“ Das kam von Herzen und ja,
Pommes halfen.
„Schau mal, Shay, was Emily uns mitgebracht hat!“
„Pommeeeeeeeess!“, freute sich Junior,
„Danke, Emily!“
Das klang für die Trill wie ein Okay von der Mutter und
somit war es das auch.
Jynah fasste sich unterdessen, es waren ihre Probleme und
sie wollte nicht noch mehr Leute damit belasten.
„Pommes sind wirklich toll! Frittierte
Sonnenstrahlen.“ Jynah schmunzelte, als ihr etwas anderes durch den Kopf
ging: „Wusstest Du, dass die Welt glitzert, wenn man sie durch Tränen
sieht?“, fragte sie, um dann direkt die nächste Frage zu stellen:
„Gibt es wirklich Einhörner auf der Hephaistos?“
Das alte Hühnergehege war einfach versetzt worden, es war
immer noch schön mit den Gardinen und den ganzen Extras die Shay und Emily
eingebaut hatten, aber es war…. „Langweil – guckt doch! Langweilig!“ Erklärte
Emily und blickte zwischen dem Boss (ihre persönliche Bezeichnung für den
Captain) und Ana hin und her.
Ana hatte sich für diesen Termin eine extra Portion
antiallergikum abholen müssen, aber sie wusste nur zu gut, dass sie
wahrscheinlich die nächsten Wochen kalt duschen musste, wenn sie die CING, den
Captain und die Hühner versetze.
Hätte der Captain sich kein Hobby ohne Vögel und CING suchen
können.
„Ich verstehe schon was du meinst Emily, aber es ist ein
normales Hühner Gehege, die sind alle ein klein wenig langweilig, sehen alle
halt sehr ähnlich aus“, mimte Shay den Erklärbar.
„Ich habe mir da was überlegt und darum ist auch Ana hier,
sie muss die technische Machbarkeit prüfen.“ Sie reichte Beiden je dein PADD
mit ihrem Traum von einem Hühnergehege als Schloss, in etwas das wo sie vor
ihrer Rückkehr mit Sam gelebt hatte.
„Ähmmmmm“, kam es Shay über die Lippen.
Und Ana machte sich erst gar nicht die Mühe zu antworten und
stampfte maulend davon.
Emily blickte ihr nach, „Oh schön, sie macht sich schon an
die Arbeit wegen der Statik und Sicherheitsaspekte, schön… schön, auf Ana ist
Verlass.“
Shay blickte zwischen der verschwindenden Ana und Emily hin
und her, „ähmmm.“
Emily war immer noch von ihrem Plan überzeugt, während Shay
sich das alles noch mal etwas genauer auf dem PADD zu Gemüte führte.
„Ich brauch auf jeden Fall gleich was zu essen, ich
hatte heute erst ein Eis mit 14 Kugeln und ne große Doppelportion Pommes.“
Shay blickte vom seinem PADD auf, „Warum 14
Kugeln?“
Emily zuckte mit den Schultern, „da war ne nette Frau
die hat mir ein Eis gekauft.“
NEIN! Er würde seiner CING nicht erklären warum man sich von
Fremden kein Eis kaufen ließ. Wenigstens war sie nicht verschwunden, dieses
mal, das musste man dann wohl als Erfolg werten.
Er senkte wieder den Kopf um weiter zu lesen.
„Die war voll nett, die ist Technikerin auf der Artemis
und die hat nen Sohn und…?“
Weiter kam sie nicht, denn Shay reichte ihr das PADD zurück,
„Ich schick Elisa um das zu prüfen, wegen der Statik. Ich muss noch was
erledigen.“
Und weg war der Boss.
Emily zuckte mit den Schultern, wenn Elisa auftauchte, dann
musste sie unbedingt berichten wie unaufgeräumt ihr eigenes Quartier wieder
war. Vielleicht hatte sie noch mal Glück und bekam ne Runde Aufräumen
geschenkt.
< SUM >
Ausrüstung. Kleine mechanische Käfer werden übergeben, ihr Einsatzbereich ist
zwar stark beschränkt, aber dennoch eine gemeinsame Arbeit von Ana, der OPS –
Abteilung und der CNS – Abteilung.
</ SUM>