Airscouts
By malinali@… (Debora Jarosch)
Hallo zusammen,
anbei ein Copo von Isa und mir.
<RPG>
#Zeit: MD 24.0700
#Ort: Geos – Tür nach draußen
<QUOTE>
Samantha musterte die Medizinerin mit einem Stirnrunzeln. Die Bhutanerin sah nicht gut aus. Das Gesicht war auffallend blass. Um ihren Arm trug sie eine Bandage, da der Bruch zwar behandelt, jedoch nicht vollständig geheilt war.
„Sie sind sich sicher, dass Sie das schaffen?“ versicherte sich die XO nochmal.
Jetsun schüttelte ihre Flügel aus und nickte. Sie wollte es fast nicht zugeben, aber sie freute sich auf das Fliegen. Samantha hatte sie gebeten, Erkundungsflüge zu machen. Niemand wusste, ob die anderen Schiffsteile heil runter gekommen waren. Samantha hatte gezögert, ein Shuttle auszuschicken oder eine Nachricht auszusenden. Die Gefahr, dass die Klingonen sie anmessen würden und damit doch noch ihren Absturzort erfahren, war unkalkulierbar. Und so waren sie auf die Idee gekommen, dass Muskelstärke nicht anmessbar war.
Jetsun würde fliegen. Wer hätte jemals gedacht, dass diese Flügel zu was nütze sein würden?
</QUOTE>
Jetsun hatte sich in Zivil gekleidet. Eines ihrer Kleider aus Arcadia. Sicherlich, die Hephaistos war hier in einer militärischen Mission, doch sollte sie, Jetsun, auf irgendwelche Klingonen treffen, würde sie die Uniform sicherlich nicht retten. Klingonen waren nicht dafür bekannt, ihre Kriegsgefangenen so zu behandeln, wie die Föderierten es taten. Da würde sie lieber versuchen, als vermeintliche einheimische Lebensform durchzukommen.
Sie hatte ihren Kommunikator dabei. Und einen Imagetracker, der anhand von Geländemarken die Position und damit den Rückweg anzeigen konnte. Und ihre Tasche mit allen notwendigen Erste-Hilfe-Sachen. Und natürlich den mobilen Emitter für Nenii. Aber das wars dann auch.
Sie lächelte noch einmal der XO zu, biss die Zähen zusammen, ging kurz in die Hocke und sprang dann in die Luft. Ihre schwarzen Schwingen entfalteten sich zur vollen Länge und mit einem guten Dutzend kräftigen Flügelschlägen kletterte Jetsun förmlich hinauf in die Höhe.
Samantha sah ihr nach, ebenso wie einige andere Besatzungsmitglieder. Die XO lächelte. Es sah schon irgendwie schön aus, wie die CM da flog. „Viel Glück!“, flüsterte sie, dann wandte sie sich wieder ihren Aufgaben zu.
Die ersten fünfzig bis hundert Meter waren immer die anstrengendsten. Jetsun musste sich mit kräftigen Flügelschlägen förmlich in die Höhe ziehen. Dann kippte sie vor, legte ihre Flügel schräg nach hinten wie bei einem Jet und begann wirklich zu fliegen, also zu gleiten. Die Flügel waren dann eher Tragflächen und Motor und nicht mehr Rotor. Der Auftrieb kam dann alleine vom Flügelprofil, eben wie bei einem Segelflugzeug und nicht mehr wie bei einem Hubschrauber. Eher entspannt schraubte sich die Buthanerin mehr und mehr in die Höhe bis auf etwa sieben, achthundert Meter Höhe. Dann nahm sie, immer weiter steigend, ihre Suchmuster auf.
#Zeit: MD 24.0900
#Ort: Xarantine / Nahe der Absturzstelle Geos
Nach zwei Stunden flog Jetsun in etwa eintausend fünfhundert Metern Höhe mit gemächlichen einhundert Kilometern pro Stunde dahin. Hier oben war es nur noch fünf Grad warm, doch das machte Jetsun nichts aus. Kälte war ihr Element, und sie genoss auch den Flugwind, der an ihrer Haut vorbeizog, sehr. Diese Kombination aus Höhe und Geschwindigkeit, so hatte sie auf Arcadia gelernt, war die optimalste um lange zu fliegen. Es kostete kaum Kraft und so würde sie stundenlang fliegen können, ohne ernsthaft zu erschöpfen.
Die Landschaft unter ihr veränderte sich langsam. Die Öde, in der die Geos-Sektion der Hephaistos heruntergekommen war, wich langsam einer Art Steppenlandschaft und am Horizont konnte Jetsun auch schon Bäume ausmachen. Die eher wüstenartige Landschaft bislang hatte die Suche immens erleichtert, denn hier würde sie ein notgelandetes Raumschiff sicherlich nicht übersehen können. Und der aufgeheizte Boden produzierte auch hier oben noch jede Menge Aufwind, weshalb sie in einem fortwährenden Gleitflug prima voran kam. Kurz sah sie auf den Image-Tracker und glich ihre Fluglage, die durch die Armbewegung entstand, instinktiv mit ihren Schwingen aus. Der Kurs stimmte noch. In grob nordwestlicher Richtung sollten die anderen Teile der Hephaistos zu finden sein, doch das war natürlich nur reine Theorie. Jetsun hoffte dennoch, dass sie etwas finden würde. Und bitte-bitte mehr als nur ausgeglühte Krater. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, als sie an Massimo dachte. Nein, sie wollte ganz fest glauben, dass sie ihn gesund und wohlbehalten wieder in die Arme schließen können würde.
Sie sah wieder nach vorne. Linkerhand schien eine Art Meer zu sein. Wenn da die anderen Teile der Hephaistos im Wasser gelandet waren, würde es sehr schwer sein, sie zu finden. Jetsun beschloss, beim Erreichen der Baumgrenze mit ihren Suchmustern zu beginnen. Das würde noch ungefähr zwei Stunden hin sein. Bis dahin würde sie stur geradeaus fliegen.
#Zeit: MD 24.0600
#Ort: Xarantine / Wald am See / Absturzstelle Olymp / Hauptbrücke Hephaistos
<QUOTE>
Am nächsten Morgen, Punkt 6.00, stand Nazira vor der Luftschleuse, schirmte ihre Augen mit der Hand vor dem heller werdenden Himmel ab und sah einem weißen Punkt hinterher, der langsam immer kleiner wurde. Caraxes hatte die ganze Nacht auf ihrem Kopfkissen verbracht, mit ihr geschmust, wie er es nicht mehr getan hatte, seit er ein Küken gewesen war… Er wusste, dass sie sich sorgte. Und bei allem frechen Sarkasmus, den er üblicherweise zeigte, war er doch ein treuer Freund. Und nun flog er davon, allein ins Ungewisse… um den Rest der Hephaistos zu suchen. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ein Teil von ihr mit ihm fliegen…
</QUOTE>
Es war herrlich, endlich einmal wieder frei fliegen zu können. Die Aufwinde waren gut, und so konnte Caraxes seine Flügel ausbreiten und gleiten, nachdem er eine für ihn angenehme Suchhöhe erreicht hatte. So konnte er Kraft sparen. Er flog höher, als er es üblicherweise tun würde – teils, weil er damit ein größeres Gebiet überblicken konnte, teils, weil er sehr wohl wusste, dass er mit seinem weißen Gefieder gegen den hellen Himmel mit wenigen Wolken schlechter zu sehen war, als flöge er tiefer über den Wäldern. Fast schon glücklich, ließ er sich den Wind um den Schnabel wehen und sah sich dabei aufmerksam um. Etwas so großes wie ein Drittel der Hephaistos würde gewiss einfach zu erkennen sein, selbst in dichten Wäldern. Erst, als er heute seinen Teil verlassen hatte, war ihm klar geworden, wie groß dieses Schiff wirklich war, hatte er es doch zuvor noch nie von außen gesehen.
Natürlich würde es nicht nur ihm so gehen – auch, wenn er es in der Regel gut zu verbergen wusste, macht sich auch der weiße Rabe Sorgen. Diese Klingonen, die offenbar das Reedale zu ihrem Arcadia waren, würden die Schiffsteile auch leicht entdecken können. Eile war also geboten – er hoffte sehr, dass es ihm gelang, zumindest eines der anderen beiden Schiffsteile zu finden. Dennoch hetzte er nicht. Wenn er seine Kraft zu früh erschöpfte, wäre niemandem geholfen. Auch die einheimische Tierwelt musste er in Betracht ziehen. Keine Ahnung, was es hier eventuell an Raubvögeln gab, oder andere fliegende Prädatoren. Gelegentlich legte er sich etwas auf die Seite, um auch den Himmel über sich im Auge behalten zu können.
Gegen Mittag, als die Sonne hoch am Horizont stand, begannen sich die zunächst unendlich wirkenden Waldflächen zu lichten. Es gab immer öfter Lichtungen und freiere Flächen zwischen Baumgruppen. Am Horizont konnte er bereits erahnen, dass dort ein Steppengebiet beginnen musste, dem hellen Streifen nach zu urteilen, den er sehen konnte. Rechterhand befand sich ein sehr großer Wasserkörper, ein Meer oder vielleicht ein sehr großer See. Er hoffte, dass keines der anderen Hephaistos-Teile dort heruntergekommen und untergegangen wäre – einerseits wusste Caraxes nicht, ob die Hephaistos auch wasserdicht wäre, andererseits würde er sie dann nicht finden können.
So weit war er noch nie allein geflogen, solange er diesen Körper sein Eigen nannte. Nazira hatte ihn aufgezogen, und er hatte sich nie weit von seiner Freundin entfernt… und er genoss es in vollen Zügen.
Bei einem seiner regelmäßigen Blicke nach oben sah er plötzlich einen dunklen Punkt, deutlich weiter oberhalb am Himmel, der geradewegs auf ihn zuzufliegen schien, wenn auch nicht auf seiner Ebene. Sofort war die Aufmerksamkeit des Raben auf diesen Punkt konzentriert. Was war es? Ein Raubvogel? Ein anderes einheimisches Tier? Caraxes schätzte die Entfernung ein, wie viel höher dieses Wesen fliegen musste, und ob es eine Gefahr sein könnte… als sie sich fast bereits passierten und der Rabe sicher war, dass sich dieses Wesen nicht für ihn interessierte, sondern einfach sein Ding machte, fiel ihm plötzlich, dank seiner scharfen Augen, die ungewöhnliche Form auf. Sah das aus wie…ein menschliches Wesen mit großen Flügeln..?
Jetsun genoss den Flug. Sie hatte ja jahrelange Erfahrung darin. Jahrzehntelange. Aber diese, auch das wusste sie, waren… virtuelle Erfahrungen. Auch wenn es sich so nicht anfühlte.
Diese Anomalie… Arcadia… das musste ein lebendes, fühlendes Wesen gewesen sein. Und ein liebendes. Anders konnte Jetsun das alles nicht vorstellen. Alles, was sie geschenkt bekommen hatte… die Flügel, die Kältemagie, ja, sogar ihre Kleider, die Magierinnengewänder, die waren fast exakt geschnitten wie die kikonischen Gewänder, die sie von Arsinoe bekommen hatte. Arcadia musste das gefühlt haben und sie entsprechend ausgestattet haben.
Die Bhutanerin hatte ein wenig geträumt. Dann bemerkte sie etwas. Ihre Augen waren scharf und sie sah einen kleinen Punkt in der Entfernung. Ein Punkt, der auf sie zuzukommen schien. War das ein Fahrzeug? Oder eine einheimische Lebensform? Jetsun war sich nicht sicher. Nur, wenn das ein Fahrzeug war, würden es die Klingonen sein. Und das wäre übel.
Jetsun beschleunigte ihren Flug. Sie wollte, wenn sie sich verstecken müsste, das in den Wäldern tun. Hier, unter ihr, auf der Ebene wäre sie eine ’sitting duck‘. Nicht gut!
Nach zwei-drei Minuten bemerkte sie dann ihren Denkfehler. Dieses Flugobjekt war deutlich näher, als sie erwartet hatte. Weil es deutlich kleiner war! Das war ein Vogel. Ein echter Vogel. Und Vögel, das glaubte sie zu erinnern, gab es hier eigentlich nicht. Und… Jetsun lachte laut auf… der einzige Vogel, der hier sein konnte, war nur einer! Ein weißer Rabe!
„Caraxes!“ rief sie laut auf, als sie fast direkt auf Naziras lieben Freund zuschoss. Dann bremste sie heftig ab. Es machte wenig Sinn, mit über einhundertfünfzig Stundenkilometern den armen Raben vom Himmel zu rammen. Und ihr selbst würde das auch gar nicht gut tun.
Plötzlich spürte Jetsun etwas. Eine Gefahr, die sie offenbar komplett übersehen hatte.
Sie sah sich hektisch um. Es war jedoch nichts zu sehen. Sie sah auf und erstarrte! Da, bestimmt in über zehn Kilometern Höhe über ihr und Caraxes flog ein Shuttle dahin. Ein Klingone!
Mist! WIe würde ein Vogel… oder eine einheimische Lebensform beim Anblick eines solchen Fluggerätes reagieren? Locker bleiben? Sie konnte das nicht.
„Runter!“ rief… nein, schrie Jetsun so laut, wie sie irgend konnte. Und ging in einen rasanten Sturzflug über.
Caraxes hatte indes die Stimme der Ärztin erkannt und wollte schon auf sie zu fliegen, froh, jemand von den anderen Schiffsteilen zu treffen – gewiss ebenso wie er aus, um nach den anderen zu suchen – da sah er das Shuttle ebenfalls. Sogar etwas früher als Jetsun, da er hoch zu ihr geblickt hatte. Kaum, dass der Rabe ihren panischen Ruf vernahm und sah, wie sie in den Sturzflug ging, schlug er seine Flügel kurz stärker um ihr näher zu kommen und sich dann elegant an ihre Seite fallen zu lassen, als sie quasi an ihm vorbei rauschte. “Ein Stück weiter Richtung Sonnenuntergang ist ein kleiner See, krah!” krächzte er zu ihr rüber, so laut er konnte, am lauten Rauschen des Flugwindes vorbei, und steuerte leicht in diese Richtung. Er selbst konnte problemlos zwischen die Bäume huschen bei Bedarf, aber die Ärztin mit ihren großen Schwingen würde in den Ästen hängen bleiben, vermutete er. Also war der kleine See eine gute Idee.
Er sah wie sie die Bahn ihres Sturzfluges leicht anpasste, um ihm zu folgen, doch sie war noch immer viel zu schnell. War sie in Panik vor dem fremden Fluggerät? Waren das diese Klingonen? Besser vorsichtig sein, als es später bereuen, aber sie stürzte nun vom Himmel wie ein Stein. Die Bäume kamen immer näher und sie streifte die Wipfel, als sie an ihnen vorbei in die Lichtung rauschte, die durch den kleinen See gebildet wurde. “Einziehen, krah, Einziehen!” Schrie er zu ihr herüber, als er sah, dass sie plötzlich die Flügel voll ausbreitete. Caraxes’ Augen weiteten sich vor Schreck. Sie würde doch nicht…?
Jetsun hatte sich umgeschaut. Die Klingonen schienen sie tatsächlich nicht wahrgenommen zu haben. Dennoch wollte sie kein Risiko eingehen. In einem fast 70° Winkel schoss sie dem Boden entgegen, wobei dieser Boden die Baumwipfel waren. Irgendwie spürte sie plötzlich etwas Angst. Sie war schon so viele, viele Stunden geflogen, aber aus einer solchen Höhe direkt zum Boden herab zu stürzen, ja, doch, aber nicht so schnell!
Sie breitete die Schwingen aus und merkte sofort, dass das ein Fehler war!
Den gesamten Sturzflug hatte sie ihre Schwingen an sich gezogen und nur die Spitzen zum Lenken ausgebreitet gehabt. Auftrieb hatte sie nicht, nur Lenkfähigkeit. Doch jetzt brauchte sie Auftrieb. Und Bremsfläche!
Nur bei fast zweihundert Stundenkilometer war das keine gute Idee gewesen. Jetsun bremste, und wie Ihre Flügel wurden mit brutaler Kraft nach hinten gerissen, ihr Körper unter ihrem Schwingen nach vorn gerissen, so dass sie plötzlich mit den Füßen voran horizontal über die Baumwipfel entlang schoss, dabei aber heftig verzögerte, Ihre Flügel wirkten dabei eher wie ein kaputter Fallschirm denn wie Tragflächen. Und ihr wunderschönes Kleid rutschte an ihr hoch, sodass sie kaum noch etwas sehen konnte.
Dann berührte sie die Baumwipfel. Das erste, was dabei massiv in Mitleidenschaft geriet, war das Kleid. Dann fiel sie tiefer, schlug durch die Zweige, die an ihr rissen, sie dabei aber auch noch weiter abbremsten. Mit nur noch 30 km/h brach sie dann durch die etwas tieferen Äste, immer noch Beine voran, als sie plötzlich durch die Baumgrenze hindurch war. Es folgte ein kurzer freier Flug, blind und falsch herum, die Schwingen immer noch hoch über ihrem Kopf, dann plumpste sie in das Wasser des von Caraxes gemeinten Sees.
Und sank langsam zum Grund in nur drei Metern Tiefe. Ohnmächtig.
Caraxes indes hatte das waghalsige Manöver, die Fehleinschätzung und den darauf folgenden Absturz besorgt beobachtet, dabei wild krächzend. Er folgte der Ärztin so schnell er konnte und flatterte dann kurz oberhalb des Sees, den Kopf schief gelegt, um die Oberfläche zu beobachten, durch die die geflügelte Frau gerade gebrochen war, dass das Wasser nur so nach allen Seiten gespritzt war. Sie musste doch gleich wieder auftauchen…?
Doch das tat sie nicht. Im Gegenteil, die Wasseroberfläche beruhigte sich langsam wieder… Wüste Schimpfworte herauskrächzend, die er nur in der Taverne in Reedale gelernt haben konnte, landete der weiße Rabe am Ufer.
Jetsun erwachte langsam aus ihrer Ohnmacht, die der harte Aufschlag hervorgerufen hatte, als ihr die Luft auszugehen begann. Ihr Körper hatte keinen Sauerstoff mehr übrig und sie wollte Atmen… doch fühlte sie sich auch…. gezogen? Etwas hielt sie gepackt, unter den Achseln… Sie riss die Augen auf, als sie gleichzeitig versuchte, dem Drang, tief einzuatmen, zu widerstehen. Sie fühlte den Widerstand des recht kalten Wassers um sie herum, etwas, das ihr ebenfalls half, das Bewusstsein wiederzuerlangen. Ihre Schwingen, schlapp hinter ihr, waren schwer und träge im Wasser.
//Massimo..!// dachte sie, fast schon erleichtert. Ihr geliebter Freund war da, um sie zu retten.
Dann schaffte sie es, ihren Blick zu fokussieren, als das, was sie zog, die Wasseroberfläche mit ihr durchbrach. Es war ein… Mann, ja, aber nicht Massimo. Der Fremde hatte sie unter den Achseln gepackt und zog sie ans Ufer. Er war weiß… Haare, Haut, Lendenschurz. Alles weiß. Nur die Augen, die kurz zu ihr herunter sahen, waren schwarz.
Endlich waren sie am Ufer. Nasse Erde klebte an beiden, und er ließ sich sofort auf den Boden plumpsen, heftig atmend, während Jetsun das bereits in ihre Lungen gedrungene Wasser quälend aushustete. Unbeholfen klopfte ihr der Fremde etwas fester auf den Rücken, wie um ihr zu helfen. “Ganz ruhig. Die sind nicht wieder zurückgekommen. Hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, Doktor.” sagte der Mann mit tiefer, leicht krächzender Stimme.
Jetsun sah den fremden Mann irritiert an. Das war nicht Massimo! Ganz sicher nicht. Nur, wer das war, das konnte sie sich grad nicht vorstellen. „Wer..?“ wollte sie sagen, doch ein neuer Hustenanfall erschütterte ihren Oberkörper. Husten, husten, husten, dann noch ein paar Mal heftig spucken. Jetsun versuchte, sich dann aufzurichten, schrie dann aber kurz auf. Durch ihr gebrochenes Handgelenk schoss ein heißer Schmerz. Jetsun ließ sich auf den Oberkörper fallen und rollte sich ungeschickt auf den Rücken, was wegen der Flügel natürlich nicht wirklich gelang. Einige Augenblicke blieb sie daher auf der Seite liegen, dann richtete sie sich vorsichtig wieder auf.
„Danke!“ krächzte sie. „Danke für Deine Hilfe. Das… wäre womöglich nicht gut gegangen.“
Sie lächelte, dann sah sie an sich herunter. Ihr Kleid war komplett ruiniert. Tolle Idee, zu fliegen. Tolle Idee, in Zivil zu fliegen. Allerdings hätten die Klingonen die Sternenflottenuniform erkennen können. Doch… aus der Entfernung?
Etwas peinlich berührt lächelte Jetsun den fremden Mann an. „Es tut mir leid, aber… hast Du zufällig einen weißen Raben gesehen? Er war mit mir zusammen hier aber… er ist doch nicht auch ins Wasser gefallen?“
Alarmiert sah Jetsun auf und blickte auf die Wasseroberfläche, doch aus diesem Winkel spiegelte sich nur der Himmel.
Der weißhäutige und -haarige Mann grinste schief und winkte leicht ab. “Schon gut. Du hättest mich auch rausgefischt. Konnte dich ja schlecht ertrinken lassen.” Er schnaubte kurz, während er sie interessiert und fast schon schelmisch aus seinen schwarzen Augen betrachtete. “Nie die Flügel ausbreiten mitten im Sturzflug! Für’s nächste Mal” ergänzte er und legte den Kopf leicht schief. Dann beantwortete er ihre letzte Frage mit einem breiten Grinsen. “Gesehen? Nö, hab den Raben nicht gesehen. Aber der ist hier, und es geht ihm gut.” Dann sah er auf die nun dreckige Bandage an ihrer Hand. “Was ist mit Deiner Hand?” fragte er.
Jetsun starrte den weißen… ja, schneeweißen! Mann mit riesigen Augen an.
„Caraxes?“
Dann schüttelte sie den Kopf. Und lachte leise auf. Arcadia ist… war… wirklich ein Geschenk gewesen!
Sein Grinsen wurde womöglich noch etwas breiter und er machte im Sitzen eine linkische Verbeugung. “Jetsun Pema.” antwortete er ihr, somit indirekt ihre Vermutung bestätigend. “Wo Du mich nun schon erkannt hast, werde ich mich wieder ändern, wenn Du nichts dagegen hast.”
„Jetsun reicht völlig.“ nickte sie. Und schaute neugierig fasziniert, was nun wohl geschehen würde.
Es ging sehr schnell. Der Körper des großen Mannes neben ihr schien in sich zusammenzufallen, zu schrumpfen, die Form zu ändern, Federn sprossen, ein Schnabel wuchs, und innerhalb von zwei Wimpernschlägen saß der Rabe vor ihr am Ufer und legte den Kopf leicht schief, um zu ihr anzusehen. Könnten Raben grinsen, hätte sie schwören können, dass er es noch immer tat.
Jetsun grinste zurück. „Du bist großartig, Caraxes. Und es ist schön, Dich getroffen zu haben. Hier, mitten im…. irgendwo.“
Dann hob sie ihren verletzten Arm mit der gesunden Hand hoch und musterte den schmutzigen Verband. „Wir sind abgestürzt.“ erklärte sie dann.
„Also, fast. Eine Notlandung. Aber es war ein schlimmer Moment. Sechs unserer Patienten haben es nicht überlebt. Und drei vom medizinischen Personal.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es war übel. Dabei… habe ich mir das Handgelenk gebrochen.“
“Wir doch auch. Bei uns gab’s nur Verletzte, krah. Tut mir Leid für deine Freunde.” krächzte er.
Plötzlich wurde Jetsun käseweiß. Hektisch griff sie sich an den linken Oberarm… und atmete erleichtert aus. Der mobile Emitter war noch da. Hätte sie ihn verloren… Nun, es wäre kein Kill, aber es hätte sie tief getroffen.”
“Alles in Ordnung?” krächzte der Rabe, sie neugierig und besorgt musternd, als sie plötzlich so bleich wurde.
„Ja… ja. Danke. Zum Glück.“
Sie tippte auf den Emitter an ihrem Oberarm. „Das ist Nenii. Also Neniitowuh’koohut, meine Freundin. Sie ist ein Hologramm und derzeit nicht aktiv hier.“
Sie sah Caraxes an. „Weißt Du, was ein Hologramm ist?“
“Nö.” Gab der Rabe zu. “Aber ich erinnere mich an Nenii. War auch in Arcadia.” Dann hob er kurz seine Flügel an, als ob er ein Achselzucken simulieren würde. “Sind Deine Flügel in Ordnung? Nichts kaputt? Wäre echt blöd, wenn Du jetzt nicht mehr fliegen könntest, krah.” Er beäugte ihre noch immer feuchten großen Schwingen.
„Ich schau mal.“ meinte Jetsun und stand vorsichtig auf. Sie müsste sich auch unbedingt waschen.
Vorsichtig breitete sie die Schwingen aus. Sie waren schwer vom Wasser, doch das kannte sie vom Baden. „Nichts verletzt!“ sagte sie erleichtert. „Nur pitschnass. Das wird sich in etwa einer Stunde gegeben haben. Aber ich bin völlig verdreckt.“
Der Rabe flatterte kurz auf. “Ist doch egal. Außenmission und so, da können Dinge schiefgehen, krah. Ja, ich hab zugehört.” wieder dieses listige Aufblitzen in seinen Augen. “Also was machen wir jetzt, wenn Du trocken bist? Gehen wir zu mir, oder zu dir, krah?” Er schien schon wieder sein Rabengrinsen zu grinsen.
Jetsun grinste zurück. Caraxes war wirklich Lebensfreude und gute Laune pur.
„Zu Dir. Ich hab nicht aufgeräumt.“ lachte sie.
Dann hielt sie ihre (nasse) Umhängetasche hoch. „Ich hab hier einen Fototracker. Ich habe meinen Kurs mitgeplottet. Fliegen wir dann zur Olymp. Dann habt ihr die Position der Geos. Und wenn ich zurück bin, die Geos auch die von Olymp. Oder wir fliegen zusammen, um Hades zu suchen. Vier Augen.“
Caraxes lachte krächzend über ihre neckische Antwort. Doch bei ihren weiteren Ausführungen nickte er nur ernst mit dem Kopf. “Klingt gut, krah. So Geräte sind praktisch, eh?” Er blinzelte ein paar Mal und sortierte sein Gefieder mit dem Schnabel. “Also fliegen wir zurück. Kann doch Nazira nicht so lange alleine lassen, krah. Und was wir dann machen, soll mal der Captain entscheiden. Der hat mich ja auch geschickt.”
„Gut.“ meinte Jetsun und fragte sich gleichzeitig, was Captain Ruthven wohl denken würde, wenn er sie mit diesen durchsichtigen Fetzen und so verdreckt sehen würde. Naja, was solls.
Sie breitete noch einmal ihre tiefschwarzen (jetzt eher braunschwarzen) Schwingen aus und flatterte ein paar Mal vorsichtig.
“He, mach nicht so’n Wind!” beschwerte sich Caraxes und flatterte auf. “Geh mal da rüber.” Er deutete mit dem Schnabel auf einen anderen Teil des Ufers, auf den durch die Bäume die Sonne schien. “Trocknet schneller, krah.”
„Yessir!“ lachte Jetsun. In Caraxes Nähe konnte man nicht trüb sein.
Drüben in der Sonne flatterte sie dann einige Male so heftig, dass sie fast abhob. Wasser und Schlamm spritzte in alle Richtungen, aber ihre Flügel würden so sehr viel schneller trocknen. Caraxes brachte sich schnell mit einigen starken Flügelschlägen vor den Schlammgeschossen in Sicherheit und krächzte etwas aufgebracht.
„Haha!“ machte Jetsun. „Wenn wir in meiner Kabine auf Olymp sind, schaue ich in einem meiner Zauberbücher nach. Da müsste auch der Reinigungszauber sein. Dann sind wir beide flugs wieder richtig blitzblank!“ Allerdings glaubte Jetsun nicht, dass der Zauber noch richtig funktionierte. Irgendwie war hier nicht Arcadia
“Brauch ich nicht, kann das auch so.” grummelte Caraxes und zog eine lange weiße Feder nach der anderen durch seinen Schnabel, um sich wieder zu reinigen. “Kannste immer noch, zaubern, krah?”
„Frag Jori. Ich hab seine Hand gekühlt.“
Der Rabe brummelte etwas, das wie “Kühl dem lieber was anderes” klang, aber sie hätte sich auch irren können.
Zirka eine Stunde später hoben beide wieder ab, nun vollständig trocken, um sich auf den Rückweg zum Olymp zu machen. Laut Caraxes war es etwa ein halber Tagesflug gewesen. Sie mussten sich also sputen, vor Einbruch der Nacht dort anzukommen.
</RPG>
<SUM>
#Zeit: MD 24.0600-1300
#Ort: Xarantine Irgendwo zwischen Geos und Olymp
Jetsun und Caraxes, beide ausgesandt um fliegend nach den anderen Schiffsteilen zu suchen, treffen sich irgendwo im Übergang zwischen Steppe und Wald. Einem Patroullienschiff der Klingonen ausweichend, landen sie in einem kleinen Waldsee. Um Jetsun vor dem Ertrinken zu retten, wandelt sich Caraxes kurz in einen Menschen und fischt sie aus dem See. Da Jetsun ihre Flugdaten mitgeschnitten hat, machen sich beide nach einer kurzen Pause auf den Rückweg zum Olymp.
</SUM>
submitted by
Lt. (jg) Dr. Jetsun Pema Caraxes
CM USS Hephaistos Barrabe und Zivilist, USS Hephaistos
aka aka
Isa Debora