Hier ein TriPost von Assets, Mac und mir.
<RPG>
#Ort: Tertiäre Sektion – Deck 12 – wissenschaftliches Labor T’Vala
#Zeit: MD99.1000
Der melodische Gong der Tür riss die wissenschaftliche Offizierin T’Vala aus ihren Gedanken. Oder vielmehr aus ihren Studien. Nun gut, sie war durchaus in der Lage, Gedanken, die sie gerade gehegt hatte, auch zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen, dennoch war es nicht besonders zielführend, da auch sie sich immer wieder von neuem in eine gewisse Thematik hineindenken musste.
Aber falls jemand ihre Unterstützung benötigte, wollte T’Vala natürlich gern helfen. Also sah sie auf. „Tür öffnen!“ befahl sie und die Tür gehorchte aufs Wort.
Zu T’Valas Überraschung war es dieses Mal die leitende medizinische Offizierin, die eintrat.
„Lieutenant T’Vala!“ begrüßte diese die Vulkanierin.
Diese hatte natürlich gründlich recherchiert und wusste, wie die Bhutanerin angesprochen werden sollte.
„Lieutenant Jetsun Pema. Wie kann ich Ihnen Unterstützung gewähren?“
„Vielen Dank!“ Jetsun wartete, bis die Tür hinter ihr wieder zu war, ehe sie fortfuhr.
„Ich möchte Sie bitten, mit mir ein paar Berechnungen anzustellen. Es geht um eine holographische Konstruktion, also um ein Hologramm. Und den dazugehörigen Ressourcenverbrauch.“
*Ping* machte es in T’Valas Kopf. Ging es womöglich um DAS Hologramm?
„Wir sprechen über das Hologramm eines Arapahoe-Mädchens mit dem Namen Neniitowuh’koohut, nehme ich an.“
Jetsun nickte. Einerseits war sie etwas überrascht, wie gut die Wissenschaftlerin informiert war, andererseits war es gut, dass sie nicht lange Eingangserklärungen abgeben musste.
„Ich habe mehrere Versuche und Überlegungen zusammen mit Ensign Larson angestellt“, erklärte die Vulkanierin, „wir waren in einigen Punkten unterschiedlicher Ansicht, aber der Ressourcenverbrauch eines Hologrammes sollte diese Höhen nicht erreichen können. Selbst eine vollständige künstliche Intelligenz im Sinne eines selbsttätig denkenden und Schlüsse ziehenden virtuellen Wesens, wie beispielsweise dem Holodoc, den ich leider nur aus Logbüchern und Aufzeichnungen kennenlernen konnte, hätte diese Anforderungen nicht erreicht.“
T’Vala bedeutete Jetsun sich zu setzen und rief ein Programm auf, das sich auf dem Schirm seitlich des Schreibtisches abzeichnete. Mehrere Tabellen waren nebeneinander dargestellt, Spezifikationen von Hologrammen, unter anderem denen der Holo-Sicherheit und dem des Standard-MHN, wie es an Bord vieler Schiffe zu finden war.
„Die Komplexität dieser Programme liegt weit unter dem, welches Sie modifiziert haben. Faszinierenderweise – ich konnte inzwischen verschiedene Versionen ihres Programmes untersuchen, darunter das Ursprungsprogramm, ohne jegliche Modifikation – stellte sich heraus, dass sich das Programm selbst modifiziert hat.“
Jetsun hatte bislang geschwiegen. Jetzt aber wurden ihre Augen groß.
„Sie haben… was?“
T’Vala sah sie schweigend an. Sie nahm nicht an, dass die CM akustisch nicht verstanden hatte, was sie eben gesagt hatte.
„Verzeihung,“ versuchte Jetsun es erneut.
„Ich hatte vor, Ihnen für die Berechnungen die Freigabe zu ‚meinem‘ Programm zu geben. Mir war nicht bewusst, dass Sie diese bereits haben.“
„Captain Ruthven gab Ensign Larson und mir den Auftrag, den Vorfall zu untersuchen. Ich war der Meinung, Sie wären darüber informiert.“
Die Vulkanierin machte sich eine geistige Notiz, die Kommunikationsabläufe an Bord zu untersuchen und zu optimieren. Diese Untersuchung war doch etwas, bei dem alle an einem Strang ziehen sollten, ihrer Meinung nach.
„Gut. Dann… wissen Sie sicherlich, dass ich das Programm dahingehend modifiziert habe, dass es… sagen wir… physikalisch deutlich komplexer wurde. Die Auflösung der holographischen Elemente ist derzeit auf Maximum, also auf zellulärer Ebene.“
Jetsun lächelte entschuldigend. „Ich habe beispielsweise eine Blutprobe des Hologramms untersucht. Rein optisch gibt es da keine Unterschiede zu… normalem Blut.
Ich nehme an, dass daher die extrem hohe Rechenlast herrührt, konnte das aber nicht wirklich an Zahlen festmachen.“
T’Vala nickte einmal abgehackt: „Ihre Vermutung ist korrekt, ich bin allerdings auf weitere interessante Details gestoßen. Sie sagten, auf zellulärer Ebene?“
Jetsun nickte: „Jedoch nur bis dort. Der Zellkern, Erbinformationen oder Protoplasma sind nicht enthalten gewesen, nur die Zellhülle, die Zellmembran wurde noch korrekt dargestellt.“
Die Vulkanierin nickte. Es wäre ein interessantes Projekt, die Tiefe weiter zu erhöhen, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet. Ein dauerhaft betriebenes Hologramm mit einer Auflösung bis hin zu Erbinformationen? Dies ergäbe eine biologische Vermehrungsfähigkeit mit einem Hologramm. Vielleicht.
Sie wandte sich von dem Gedanken ab. Sämtliche ethischen Gesichtspunkte und etliche Regeln und Gesetze der Föderation würden dabei verletzt werden.
Eine andere Frage ging T’Vala dafür durch den Kopf, eine, die sie persönlich sehr interessierte, aber wohl andere Vulkanier nicht gestellt hätten: „Warum haben Sie die Auflösung genau so hoch gestellt, wie sie ist?“
„Es war ein Versuch. Mir ging es darum, Nenii so… echt und naturgetreu wie möglich zu haben. Dass dabei eine so extreme Rechenlast entstand, habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht beachtet. Oder bedacht. Es war nur ein Versuch.“
T’Vala nickte. „Ich habe mehrere Versionen ihres Programmes untersucht. Das Ursprungsprogramm enthielt nur wenig komplexe Verhaltensregeln, die Version stammt aus der Zeit, bevor die Hephaistos in die Anomalie gezogen wurde. Eine weitere Version deutet auf Änderungen hin, die nicht Sie vorgenommen haben, Lieutenant Jetsun Pema.“
Die Buthanerin machte große Augen. „Oh. Können Sie erkennen, wer diese Änderungen vorgenommen hat? Und welche Änderungen dies sind?“
„Sind Sie vertraut mit komplexen KI-Systemen? Mit deren Lernfähigkeiten und den Trainingsmethoden, die angewandt werden?“, stellte T’Vala eine Gegenfrage.
„Nein.“ gestand Jetsun. „Ich habe nur das Basiswissen, welches an der Akademie gelehrt wird. Meine Fachgebiete waren Medizin und Diplomatie, nicht aber Mathematik oder Informatik.“
Die Vulkanierin nickte erneut einmal: „Sie haben diesem Programm ein Grundwissen gegeben, Grundverhaltensweisen und die Komplexität erhöht. Dieses Programm war nie dazu vorgesehen, in einer anderen Welt, als der zu leben, in der es als Programm reagieren sollte. Die Figur Nenii entwickelte nun eine Lernfähigkeit, nennen Sie es Neugier oder Wissensbegierde. Auf irgendeine Weise wurde das Programm auf dem Holodeck ausgeführt, konnte jedoch in dieser Anomalie agieren, wie Sie wissen. So wie auch andere Holodeckfiguren. Die außergewöhnliche Komplexität hatte zur Folge, dass sich dieses Programm selbst weiterentwickelte, durch Interaktion. Während wir dort in der Anomalie wenige Tage erlebten, hat dieses Programm drei Monate Zeit gehabt, nach der Zeit außerhalb, sich immer weiter zu bilden, neue Fähigkeiten und neue Verhaltensweisen zu erlernen.“
T’Vala hatte sich viele Gedanken darüber gemacht, seit sie mit Jennifer Larson darüber gesprochen hatte. Ihr eigenes Steckenpferd war die Vorherberechnung von Reaktionen verschiedenster Spezies und Individuen, eine Art Zukunftsberechnung. Zu Studienzwecken war dieses Programm für sie mehr als nur faszinierend.
Jetsun hatte beinahe die Luft angehalten. T’Vala war es gelungen, etwas in Worte zu fassen, was sie bislang eher vage gedacht hatte. Der wichtigste Faktor dabei war, dass Nenii, oder besser die Software dahinter, mehrere Monate Zeit hatte, eine Komplexität zu erlangen. Weil sie eben Teil der Anomalie war. Faszinierenderweise hatte diese Anomalie aber reagiert auf die Menschen in der Anomalie, indem sie die Figur Nenii nur die wenigen Tage dort hatte auftreten lassen.
„Eine weitere, spätere Version, die letzte, hat zusätzlich Komponenten des medizinisch holografischen Notfallprogrammes enthalten, womit ein Selbstaufruf und ein Verlassen des Holodecks möglich wurde. Das Programm kann sich allerdings nur entfalten, wenn die Ressourcen zur Verfügung stehen. Momentan tun sie dies nicht mehr, da Arbeiten an verschiedenen Systemen ausgeführt werden. Diese Arbeiten wurden an dem Abend, an dem sich Nenii manifestierte, nicht ausgeführt, oder unterbrochen, womit ein Selbstaufruf möglich wurde. Die Hochzeit und das Ende der Holodecknutzung, viele der Besatzungsmitglieder hatten frei.“
Jetsun schüttelte den Kopf. „Ich habe hierzu eine andere Theorie.“
„So?“ fragte T’Vala etwas verwundert.
„Ich denke, Nenii wollte es einfach nicht. Es gab für sie keinen Grund, mich aufzusuchen. Vielleicht war sie ja unglücklich über den abrupten Abbruch ihres ersten Besuchs. Außerdem wurde sie dabei ja auch verletzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie weitere Besuche vorerst einmal scheut. Ich glaube auch, dass es gut wäre, wenn ich sie besuchen würde, um ihr zu verdeutlichen, dass es nicht gut wäre, ohne Absprache hierher zu kommen.“
„Es ist ein Computerprogramm. Das bleibt es, auch wenn es eine Art Bewusstsein entwickelt hat. Kompliziert sind die Verhaltensparameter. Ich arbeite noch an den Motivationseinstellungen. Sie gehen hier von menschlichen Verhaltensweisen aus, die ich nur teilweise nachvollziehen kann, die aber auf die Programmierung zutreffen können“, versuchte T’Vala sich selbst zu erklären, wie solch eine Möglichkeit umsetzbar wäre. Vulkanier und Emotionen waren zwei Dinge, die nicht besonders gut überein passten. T’Vala war dazu erzogen, keinerlei Emotionen zuzulassen, rein logisch zu agieren, doch hier musste sie Emotionen analysieren. Noch dazu die Emotionen eines Computers. Oder eines Computerprogrammes.
„Meine Analysen sind noch nicht abgeschlossen und aufgrund der Komplexität des Programmes wird es länger dauern, sämtliche Verweise und Verschachtelungen innerhalb der Programmierung zu durchschauen und nachzuvollziehen. Insbesondere die erlernten Teile sind nicht in einem speziell abgeschlossenen Bereich, die Veränderungen ziehen sich durch alle Bereiche, inklusive des Aussehens, was mehrfach in kleinen Teilen angepasst wurde. Verletzungen, selbst auf kleinster Ebene, durch einen Spaziergang durch den Wald Arcadias, zum Beispiel.“
„Äh… Lieutenant…“ versuchte Jetsun zu unterbrechen.
„Wir kommen inzwischen gänzlich von meiner eigentlichen Frage ab.
Was ich benötige, sind Zahlen. Inwieweit steht der tatsächliche Verbrauch an Ressourcen – sprich Rechenleistung – in direktem Zusammenhang mit der physischen Komplexität von Neniis Körper. Nur das ist für mich erst einmal von eminenter Bedeutung.
Ob und wenn, wie sie, also das Programm, auf äußere und interne Reize reagiert, das können wir gern zu einem späteren Zeitpunkt besprechen. Das ist auch etwas, von dem ich etwas mehr verstehe. Hier kann ich behilflich sein.“
Die Vulkanierin hob eine Augenbraue: „Das ist für Sie die wichtigste Frage“, stellte sie fest, denn ihrer Meinung nach war dies unerheblich. Aber gut. Sie rief das Programm Neniis auf, wie es sich darstellte in der Programmierung. Für Jetsun sah das alles nach wirren Zeichen aus, mehr oder weniger. Formeln, Befehlsketten, teilweise nur Aneinanderreihungen von Werten oder Buchstaben. Es dauerte eine Weile, bis sich die Vulkanierin wieder meldete: „Die Komplexität und der Ressourcenverbrauch schnellen mit der Darstellung von Emotionen an. Vergleichen wir es mit der Biologie, dann erhöht sich die Ressourcenlast mit einer Erhöhung des Adrenalinspiegels und sinkt mit der Ausschüttung von Serotonin, könnte man sagen. Im höchsten Entspannungszustand ist der Verbrauch am geringsten.“
Jetsun nickte. Darin kannte sie sich aus.
„Wenn ich das Programm nun, sagen wir, noch einmal durch den Konfigurator schicken würde und dann die physische Komplexität reduzieren würde auf beispielsweise einen Wert von 30 statt jetzt 100. Würde das die Rechenlast deutlich reduzieren? Ich denke ja. Dann haben wir natürlich keine Simulation mehr auf zellulärer Ebene, sondern… vielleicht… auf organischer Ebene. So wäre vielleicht der Magen, der Darm, der Blutkreislauf, das Herz, die Nieren, die Leber… all diese Organe würden noch simuliert werden, aber es wären eben keine Zusammensetzungen einzelner Zellen mehr. Das ist allerdings nur eine Vermutung.“
Jetsun lächelte. „Bei dem Wert Null, den das Programm im Auslieferungszustand hatte, gab es ja nichts dergleichen. Da war Neniis Körper eben einfach nur eine Hülle ohne Innenleben.“
T’Vala nickte: „Das ist korrekt, in der ursprünglichen Fassung wurde nur die sichtbare Oberfläche dargestellt. Wozu möchten Sie eine höhere Komplexität erzeugen? Für ein Hologramm ist dies nicht notwendig.“
„Ich weiß es nicht. Es war, wie ich schon erwähnte, ein Versuch. Diese Software, diese Komplexierung, wurde durch das letzte MHN geschrieben. Es hat sich ja ebenfalls selbst verbessert. Ich nehme an, es hat mit eben diesen Veränderungen experimentiert. Da es selbst kaum nennenswerte Rechenleistung benötigt, gehe ich davon aus, dass es diese physische Komponente nicht weiter verwendet hat. Wohl aber sicher die psychische, also die Erweiterung des Arbeitsspeichers.“
Jetsun lächelte etwas entschuldigend. „Ich habe wohl versucht, auf diese Weise etwas ‚Leben‘ zu simulieren. Ich verstehe aber, dass das für Nenii nicht wirklich erforderlich ist. Jedenfalls nicht die physische Komponente. Alle kognitiven Prozesse, überhaupt alles läuft ja nicht ‚in‘ dem Hologramm ab, sondern im Rechner.“
„Um genau zu sein, läuft alles im Rechner ab, auch die Errechnung der Darstellung. Jede Falte bei jeder Bewegung. Die Umsetzung geschieht nur mittels der Holoemitter. Und je komplexer die Veränderung der Darstellung, desto höher die benötigte Leistung. Es wäre auch möglich, emotionale Komponenten abzuschwächen, um ein ähnliches Ergebnis zu erhalten, bei hoher Auflösung der Darstellung. Nehmen wir dem Programm die Fähigkeit, Angst zu empfinden, wird auch dies die Rechenleistung stark verringern.“
„Nun, dies ist aber absolut kontraproduktiv. Das Ziel ist es ja, das Programm so echt wie irgend möglich zu haben.
Dazu kommt noch eine andere Überlegung. Sie erinnern sich an das frühere MHN?
Dies hatte die Anerkennung als Lebensform und somit die föderierten Bürgerrechte erhalten. Sie sehen, worauf ich hinaus will, ja?“
„Es gibt mehrere Möglichkeiten und alle können wir durchgehen. Theoretisch sind Emotionen für die Anerkennung als künstlicher Lebensform nicht ausschlaggebend.“
T’Vala hatte dies bereits recherchiert. Es gab Präzedenzfälle, unter anderem den eines Androiden auf der USS Enterprise. Die Frage, ab wann eine Lebensform Rechte bekam, war eine juristische. Diese sollten andere angehen. Das war nicht ihr Gebiet. Ihres war die Mathematik und Logik. Wichtig war allein, dass sie es hier mit einer intelligenten Lebensform zu tun haben _könnten_. Bis diese Frage endgültig entschieden war, würde T’Vala sie zumindest so behandeln. Nichtsdestotrotz könnte man ihr eine vulkanische Erziehung einprogrammieren, die dazu führen würde, dass die Emotionen und damit auch der Ressourcenverbrauch überdeutlich verringert würden.
„Ein Neudurchlauf der Grundeinstellungen, eine Veränderung auf zum Beispiel vulkanische Verhaltensparameter, würde die Last ebenso verringern. Die Frage ist, welche Prioritäten man bevorzugt.“
Jetsun beherrschte sich meisterhaft.
„Ich bevorzuge die Prioritäten, die gegenwärtig vorliegen. Nenii hat bereits einen Charakter. Der darf nicht verändert werden. Wenn also Ressourcen eingespart werden müssen, dann können… müssen wir ganz einfach die Auflösung reduzieren. Gern auf 30%. Wären Sie daher wohl so freundlich und würden den Ressourcenverbrauch bei einer Einstellung von 30 noch einmal durchzurechnen, Lieutenant T’Vala?“
„Sicherlich!“ Die Vulkanierin aktualisierte einige Werte in ihren Wertetabellen und ließ diese dann noch einmal durchkalkulieren.
„Höchst interessant!“ meinte sie dann und deutete auf ein Ergebnis.
„Bei einer Reduktion der physikalischen Komplexität auf den Wert dreißig – dieser ist natürlich nur ein Normwert – geht die antizipierte Rechenleistung auf unter 4% der gegenwärtigen Rechenlast.
Moment, ich werde daraus einmal eine dynamische Tabelle machen. Wir können dann rückwärts gehen, eine gewünschte Rechnerleistung eingeben und so die erforderliche Einstellung erfahren.“
„Und wenn… sagen wir… der Wert der Komplexität des holographischen Modells auf Null gesetzt wird, die optische Auflösung der Außenhülle aber… sagen wir… vervierfacht wird? Würde das etwas ausmachen?“
„Das ist kaum anzunehmen. Hierbei handelt es sich ja um eine Vervierfachung einer zweidimensionalen Grafik. Selbst eine viermal-vierfache, also sechzehnfache Optimierung würde kaum ins Gewicht fallen. Wie ich schon sagte, das ist rein graphisch und bedarf kaum echter Rechenleistung wie beispielsweise die Simulation von Zellen in der Niere des Holokonstrukts.“
Jetsun lächelte. Das klang schön. Sie wollte Nenii ja auch so schön wie möglich haben.
„Ich würde die Ergebnistabellen bitte gern auf ein PADD bekommen.“ meinte sie dann.
T’Vala hatte damit kein Problem. Im Gegenteil würde sie diese Werte auch Jennifer Larson und dem Captain vorlegen können. Und als Studienobjekt für die eigene Verhaltensforschung blieb Nenii natürlich auch weiterhin interessant. Sie griff in die Schublade ihres Arbeitstisches, zog zwei PADDs daraus hervor und kopierte die Rechnung auf beide: „Eine Kopie für Sie, eine weitere für eine Besprechung mit den Führungsoffizieren.“
„Wie Sie möchten. Aber seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn damit nichts Neues mehr herauskommt. Ich wollte gleich mit diesen Ergebnissen zum Captain gehen.“ meinte Jetsun ein klein wenig pikiert.
„Ich komme vom Vulkan, Gefühle wie Enttäuschung sind mir fremd, Lieutenant. Ich danke Ihnen, dann kann ich mir einen Weg ersparen.“
„Natürlich. Oh, mir fällt da noch etwas ein. Können wir uns bitte darauf einigen, dass Sie das Hologramm Nenii niemals aktivieren?
Im Gegenzug würde ich Ihnen dann auch die Software überlassen, mit der ich die Komplexierung des Holokonstrukts vorgenommen habe. Die ist ein Unikat und wurde vom MHN selbst geschrieben.
Dann können Sie eigene Holokonstrukte für Studienzwecke erstellen.“
T’Vala hob eine Augenbraue: „Ich hatte nicht vor, dieses Programm zu aktivieren, allerdings behalte ich mir vor, die Erweiterung der Programmierung, die unweigerlich kommen wird, mit jeder Aktivierung, zu beobachten. So wie Sie ihre Patienten immer wieder neu begutachten und untersuchen, so werde ich es mit diesem Programm halten. Die Erweiterung eines anderen Hologrammes liegt mir ebenfalls fern, aber zu Studienzwecken die Codezeilen der Umgestaltung zur Verfügung zu haben, wäre hilfreich und erspart mir einiges an Recherchearbeit. Danke.“
Jetsun nickte. „Ich denke, es wäre wirklich interessant. Immerhin hat das MHN diese Zeilen geschrieben. Also ebenfalls ein Softwareprodukt. Welches durch was auch immer seine Programmierung eigenständig erweitert hatte.“
T’Vala reichte die fertige Kopie auf dem PADD an Jetsun: „Sie sollten mit der Aktivierung des Programmes ebenfalls vorsichtig umgehen. Die emotionalen Auswirkungen in dieser Software könnten auch zu gewalttätigen oder auch selbstzerstörerischen Aktionen führen, die nicht abschätzbar sind“, gab die Vulkanierin noch einen letzten Rat.
„Meinen Sie, dass ich davon betroffen sein würde? Oder meinen Sie Nenii? Wir beide haben gemeinsam, dass wir ausgesprochen friedfertige Personen sind. Nur dass ich es bei Nenii weiß. Bei mir kann ich es nur annehmen.“
„Das Programm entwickelte sich weiter. Sie wissen, welche Parameter Sie ihm ursprünglich gaben. Sie können nur Schlüsse ziehen aus dem bisherigen Verhalten. In welcher Richtung weitere Entwicklungen stattfinden – durch Angst, erlebte Ablehnung, Verlust, kann der programmierte Charakter sich verändern. So, wie es auch bei Menschen, Trill und anderen Intelligenzen möglich ist.“
Vulkanier waren davon weniger betroffen, aber auch nicht völlig davon befreit, wie die spitzohrige Frau nur zu gut wusste.
„Vielen Dank, T’Vala. Diese Aussage hat mir wirklich viel gegeben. Und das meine ich ernst.“
Jetsun erhob sich und nickte der Vulkanierin zu. „Ich werde Ihnen den Quellcode der Software des MHN zukommen lassen.“
„Danke, Lieutenant Jetsun Pema. Falls Sie weitere Fragen oder Anmerkungen haben, oder auch Hinweise auf mögliche Veränderungen im Verhalten, falls Sie dieses Programm aktivieren, kommen Sie gern jederzeit auf mich zu. Egal wann.“
„Vielen Dank, das will ich gern tun.“
Jetsun nickte noch einmal, schenkte der Vulkanierin ein liebes Lächeln und ging dann.
#Ort: Bereitschaftsraum des CO
#Zeit: MD99.1115
Jetsun hatte nicht geschafft, früher von sich aus zum Kommandanten zu gehen. Da auch keine regelmäßigen Besprechungsrunden stattfanden, hatte sie immer befürchtet, zu Shay gerufen zu werden, ehe sie wirklich Aussagefähig war. Jetzt, mit T’Valas Hilfe hatte sie die letzte Info, die sie brauchte (und die sie bekommen konnte) und hatte nun auch all ihren Mut zusammengenommen.
In ordentlicher Röckchen-Uniform, jedoch mit Sneakers statt den albernen Schaftstiefeln und natürlich mit ihrem Rachu um den Schultern stand sie auf der Brücke vor der Seitentüre zum Bereitschaftsraum des Captains und wartete darauf, dass diese Tür sich öffnete. Dann trat sie ein.
Auch an Captain Shay Ruthven war die ganze Zeit auf Arcadia und vor allem die Kämpfe davor nicht spurlos vorüber gegangen. Er wirkte müde, leicht abgespannt und dennoch lächelte er freundlich, als er seine CM erblickte. „Lieutenant Jetsun Pema! Schön, dass wir uns treffen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich früher noch keine Zeit für Sie gefunden hatte, doch…“ er machte eine allumfassende Geste mit beiden Armen „…es gab einfach viel zu viel zu tun.“
„Captain…“ erwiderte Jetsun und spürte die Sympathie, die von diesem Mann ausging, fast körperlich „…ich bin diejenige, die sich entschuldigen muss. Schließlich habe ich Ihnen ja noch ein weiteres Päckchen Arbeit aufgedrückt.“
Shay lächelte listig. „So? Haben Sie das?“
Er deutete auf die Sitzecke. „Aber nehmen Sie erst einmal Platz. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen Tee?“
„Sehr gern. Danke. Schwarz bitte mit ein wenig Milch und Zucker.“
Sie setzte sich. Kurz darauf kam Shay zu ihr, stellte zwei Tassen ab und setzte sich 90° zu ihr ebenfalls.
„Darf ich raten, um was es geht?“ fragte er und rührte ein wenig in seinem Tee.
„Es ist nicht so schwierig, oder?“ fragte sie zurück.
„Ist es nicht. Nein.“ Er sah sie leicht grinsend an. „Ihr Hologramm.“
Kurz lachte er auf. „Sie haben es aber auch raus, komplizierte Freundinnen zu finden. Erst die Prinkipaxillis Arsinoe, dann Ileytis von Las’Tor. Und jetzt… moment…“ er schaute kurz auf sein PADD „eine Arapahoe-Jägerin namens Neniitowuh’koohut.“ Er sah auf. „Wie spricht man das aus?“
Jetsun war etwas rot geworden bei der Aufzählung ihrer Freundinnen. Sie lächelte ein wenig verlegen. „Ich nenne sie immer Nenii. Oder Runs Ahead. Das ist die Bedeutung ihren Namens. Die, die vorweg läuft.“
„Nomen est omen, hm?“ murmelte Shay und schob das PADD wieder beiseite.
„Muss ich mir Sorgen machen?“
„Nein, Captain. Ganz gewiss nicht.“ erwiderte Jetsun deutlich.
„Lieutenant Tainia sieht das etwas anders.“
„Oh!“ machte Jetsun und fühlte einen leichten Stich. Dann schüttelte sie aber wieder den Kopf.
„Er weiß offenbar nicht, was ich weiß.“
„Nun, dann… erzählen Sie doch mal, Miss Jetsun Pema. Wie kam es zu dem Hologramm und was kann es.“
„Ja, Sir!“ nickte Jetsun.
„Nenii ist… ich habe sie mir sozusagen gekauft. Also das Programm. Ich wollte etwas Zerstreuung, jedoch kein Kampfspiel oder komplexes Abenteuer, jedoch auch nichts für Kinder. Dies ist ein Entdeckungs- und Forschungsspiel. Es geht vor allem darum, zusammen mit einem Freund die Gegend zu entdecken. Daher hat Nenii auch einen hohen Wert in Curiosity.
Aber sie ist absolut friedfertig. Und sie liebt mich. Das kommt… äh…“
Jetsun schluckte und fixierte ihre Teetasse.
„Als ich merkte, dass Fab… Lieutenant La Goille und ich nicht zueinander fanden, war ich sehr frustriert und fühlte mich unendlich einsam. Auch Emily war nicht mehr diejenige, die ich kannte und ich hatte niemanden mehr an Bord. Ich sehnte mich sehr nach Arsinoe und Ileytis, doch die beiden waren auf Thyene und ich…“
„Sie hatten nicht vor, zu desertieren.“ ergänzte Shay.
Jetsun sah ein wenig erschrocken auf. Als Desertation hatte sie ein Ausscheiden aus der Flotte nicht empfunden. Jedoch… im Krieg…
Sie nickte. „Ja, Sir. Das… wollte ich nicht. Also habe ich mir dieses Programm gekauft. Und dann womöglich einen Fehler gemacht.“
„Was für einen Fehler?“ fragte Shay und beugte sich vor.
„Ich habe das Programm auf meine persönliche Partition auf dem Rechner der Krankenstation geladen und es mir dort angeschaut. Und dann dort auch die Anpassungen vorgenommen, die ich wollte. Attribute, Fertigkeiten, Aussehen, all das. Ich habe…“ wieder wurde sie rot „…ich habe das Programm so angepasst, sodass Nenii sich ziemlich schnell sehr heftig in mich verliebt.“
Shay lächelte nachsichtig. „Das betrachte ich nicht als einen Fehler. Genau dafür gibt es ja solche Einstellungen. Auch wenn sie wissen, dass so etwas nicht gern gesehen wird, aber es gibt auch kein Gesetz, das es verbietet.“
„Danke, Sir. Das war auch nicht der Fehler. Der Fehler war, dass ich diese Partition von meinem Vorgänger übernommen hatte.“
„Von Dr. Skubalon?“ hakte Skay nach.
„Oh. Nein, da habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meine von dem MHN, dem Holodoc.“
„Aha.“ machte Shay interessiert. Der Schotte erinnerte sich an diese eher unrühmliche Geschichte mit dem stalkenden Hologramm.
„Ja, Sir. Was ich nicht wusste, war, dass auch das MHN seine Optimierungen an sich selbst auf diesem Rechner vorgenommen hatte.“
„Aaah!“ Shay lehnte sich zurück. Jetzt fielen einige Puzzleteile an ihren Platz.
„Ja, Sir. Aber ich habe keines dieser Programme angerührt. Stattdessen habe ich das Programm auf die öffentliche Partition des Bordrechners übertragen und es dann gestartet. Also auf dem Holodeck.“ Jetsun lächelte. „Es war sehr schön.“
Shay nickte. „Fahren Sie fort.“ verlangte, bevor die CM mit ihrer Schwärmerei weiter machte und sie den eigentlichen Gesprächsfaden verloren.
„Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht auffiel, was Nenii mir aber später in Arcadia erzählte, war, dass sie aktiv mitbekam, dass ich dann das Holodeck verließ. Das ist eigentlich etwas, was die Programme nicht können sollten. Jedoch habe ich das erst sehr viel später mitbekommen.
Und noch etwas: Nenii berichtete mir, dass nachdem ich fort war, ihr die Zeit etwas lang wurde. Daher hat sie begonnen, nach mir zu suchen.“
„Moment… das Programm wurde doch beendet.“
„Ja, Sir. Zumindest hatte ich das so angenommen.“
„Das Programm lief also in den Speichern des Computers weiter, wenn auch ohne aktive Darstellung auf dem Holodeck.“ versicherte sich der Schotte. Das war zumindest ungewöhnlich.
„Ja, Sir. Und das tut es noch immer.“
„Moment… ich habe gehört, dass Commander deCoster das Programm deaktiviert hatte. So hatte Lieutenant Tainia mir berichtet. Und dass es die einzige Möglichkeit sei, es zu deaktivieren.“
„Nein Sir. Schauen Sie, hier!“ Und Jetsun zog eine kleine Schachtel aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. Sie öffnete sie und legte dann ein kleines Glasplättchen daneben.
„Was ist das?“ fragte Shay und beugte sich vor, um das Glasplättchen näher zu begutachten.
„Das ist Blut, Sir. Neniis Blut.
Mr. Tainia hatte es von mir bekommen, nachdem Nenii auf dem Weg in mein Quartier verletzt wurde. Ich hatte Proben genommen, um es später zu untersuchen, was ich übrigens auch getan habe. Sie sehen, Sir, dass das Programm zwar deaktiviert sein sollte, jedoch das Blut des Hologramms… holographisches Blut… nach wie vor da ist.“
„Jetzt mache ich mir doch etwas Sorgen.“ meinte Shay.
Jetsun lächelte. „Das müssen Sie nicht, Sir. Nenii ist ein absolut friedfertiger Mensch… also, ein Hologramm. Sie ist nur sehr neugierig.“
„Mir geht es um den technischen Aspekt der Sache. Ein Hologramm… ein Programm, das nicht abgeschaltet werden kann, ist etwas, was es nicht geben sollte.“
„Ich bin mir sicher, dass es abgeschaltet werden kann, Sir. Notfalls über die zugehörigen Prozesse. Aber ich glaube, dass es nicht abgeschaltet werden sollte, Sir.“
Shay nickte, musste sich aber dennoch beherrschen. Er dachte in diesem Fall an das Schiff und nicht an die Gefühlslage der CM. „Dazu kommen wir gleich. Berichten Sie doch bitte, wie es weiterging mit dem Hologramm. Oh, und trinken Sie Ihren Tee, er wird sonst kalt.“ schob er seine Bedenken erstmal zur Seite, bis er die gesamte Geschichte kannte.
„Danke, Sir.“ Jetsun nahm einen großen Schluck und sortierte gleichzeitig ihre Gedanken.
„Das Programm lief übrigens nicht lückenlos. Nenii hat mir einmal berichtet, dass sie, nachdem ich sie das erste Mal verlassen hatte, übergangslos in ihrem Bett erwachte. Da war das Programm noch nicht weitergelaufen. Das kam, so glaube ich, erst nach Arcadia.“
„Ah, ja. Das macht Sinn. Die Anomalie.“
Shay lächelte entschuldigend. „Wenn man auch nur irgendetwas in der Anomalie als sinnvoll bezeichnen möchte.“
„Für mich hatte diese Anomalie nur Gutes bewirkt.“ meinte Jetsun.
Der CO nickte. Das hatten wohl alle hier an Bord inzwischen mitbekommen.
„Wie ging es weiter?“
„In Acardia. Nenii berichtete mir, dass sie eines Morgens aufwachte und der ganze Stamm in Aufruhr sei. Eine ganze Reihe Stammesangehörige waren verschwunden. Da beschloss sie, mich zu fragen, ob ich dazu etwas wüsste. Ihr gelang es nicht nur den Ausgang erscheinen zu lassen, sondern auch ihn zu öffnen. Nur sei dahinter eben nicht das Gängesystem der Hephaistos gewesen, sondern ein Waldgebiet in Arcadia. So tauchte sie dort auf. Dort traf sie auf Ensign Larson, Lieutenant Tapai, Sergeant Aquila, Lieutenant LaGroille und mich. Niemand hatte sie dort übrigens als Hologramm wahrgenommen. Aber das ist sicherlich nicht verwunderlich.“
Shay seufzte. „Nein, gewiss nicht.“
„Dann, als wir uns wieder mit unseren Counterparts vereinigten, war auch Nenii zugegen. Nur, dass bei der Wiedervereinigung von Jetsun der Aasimar und Jetsun der Ärztin auch Nenii Teil davon war. Danach, nach der Wiedervereinigung, war nur noch ich alleine übrig.
Ich habe allerdings keine klare Vorstellung davon, was das zu bedeuten hat. Ich bin jetzt eine Hybridin beider Jetsuns, Nenii aber ist nach wie vor in dem Programm.“
Sie seufzte. „Dann habe ich das Programm modifiziert. Hierzu gibt es eine Software, die sowohl die physische Komponente des Programms erweitern kann, als auch die psychische – wenn man es so nennen möchte. Ich habe beide Komponenten maximiert, um sie dann zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Holodeck zu testen. Meine Idee war es, Nenii mehr Tiefe zu geben.“
„Was ist das für eine Software?“ fragte Shay.
„Es sind Scripte, die das MHN entwickelt hatte, Sir.
Die physische Komponente bewirkt, dass das Hologramm Nenii, nicht die ganze Welt dort, sondern nur ausschließlich sie bis hinunter auf zellulärer Ebene simuliert wird. Das, Sir, ist auch die Komponente, die so immens Ressourcen verbraucht. Vor allem, wenn Nenii starken Gefühlen ausgesetzt wird, reagiert ihr Körper und das verursacht eine enorme Rechenlast. Da diese Komplexität exponentiell ist, würde eine Reduktion auf 30% oder 20% anstelle der bisherigen 100% die Rechenlast kaum noch beeinträchtigen. Ich habe das zusammen mit Lieutenant T’Vala durchgerechnet.
Die psychische Komponente entspricht ihrem… Intellekt. Oder ihrem Arbeitsspeicher. Bei der gegenwärtigen Maximierung dieser Komponente ist Nenii in der Lage, Gedanken und Überlegungen wie ein Mensch auszuführen.“
„Und das bedeutet keine erhöhte Rechenleistung?“
„Nein, Sir. Das ist reiner Arbeitsspeicher. Sie kann sich einfach nur mehr merken und… breitbandiger denken. Nennen wir es Phantasie, Sir.“
Shay atmete einmal tief durch. Ein Hologramm mit Phantasie. Na, dann!
„Haben Sie eine Erklärung, weshalb… das Hologramm in der Lage war, nicht nur das Holodeck zu verlassen, sondern auch die Holoprojektoren der holographischen Notfallcrew zu aktivieren?“
„Ja, Sir, die habe ich.“ Jetsun straffte sich.
„Um Nenii zu optimieren, habe ich die Scripte des MHN genutzt. Hier lag auch eine Kommandozeile hinterlegt, die ihr die Zugriffsrechte des MHN übertrug. Somit konnte sie überall dorthin gehen und Dinge tun, die auch das MHN konnte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Und wieso nimmt Lieutenant Tainia dann an, dass niemand außer Ihnen das Hologramm deaktivieren kann?“
„Das weiß ich nicht, Sir. Normalerweise kann jeder Offizier ein MHN deaktivieren. Jedenfalls solange er die entsprechenden Codes dazu hat. Führungs- oder Leitungsoffiziere sollten das können. Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht der Fall sein, dann… ist mir der Grund dafür nicht bekannt. Ein Softwareproblem kann das nicht sein. Das MHN hatte meines Wissens keine solche Befugnisse und kann dementsprechend solche auch nicht an Nenii übertragen haben.“
„Kann man diese Kommandozeile, von der Sie sprachen, auch wieder negieren? Dem Hologramm diese Berechtigung auch wieder entziehen?“
„Ja, Sir. Das steht für mich außer Frage. Für mich stellt sich mehr die Frage: Sollte man?“
„Nun, dieses Mädchen ist Teil eines Holoprogramms. Und niemand hat irgendetwas gegen ein solches Holoprogramm, solange es nicht zu viele Ressourcen beansprucht. Schon gar nicht jetzt, wo viele Systeme noch nicht wieder zu 100% laufen.
Ein holographisches Konstrukt aber, welches sich frei an Bord bewegen kann und dazu noch die Zugriffsberechtigungen des MHN hat, ist etwas ganz anderes. Ich bin sicher, dass Sie das verstehen, Lieutenant.“
„Ja, Sir. Und nein, Sir.“
„Und welchen Teil davon haben Sie nicht verstanden, Lieutenant Jetsun Pema?“ fragte Shay etwas schärfer zurück.
Jetsun spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Doch sie wollte jetzt nicht kneifen. Nicht schon wieder.
„Ich verstehe die Ressourcenlage, Sir. Dagegen kann und werde ich etwas unternehmen. Lieutenant T’Vala bat mir an, mich hierbei zu unterstützen. Ich verspreche Ihnen, dass weder schiffsinterne Rechenleistung noch schiffsinterne Holoemitter zukünftig eine Rolle spielen werden. Was die Zugangsberechtigungen angeht, so verstehe ich, dass Nenii nicht die des MHN haben darf. Ich denke aber, dass die Zugangsberechtigungen eines Gastes an Bord durchaus angemessen wären, Sir.“
Shay überlegte kurz, dann nickte er. „Was die Zugangsberechtigungen angeht, so gehe ich mit Ihren Überlegungen konform. Nur… wie wollen Sie das mit den Holoemittern hinbekommen, Lieutenant?“
„Es gibt mobile Emitter. Sie sind selten und sie sind teuer. Zum Beispiel existiert auf der USS Eternity eine ebenfalls ihrer selbst bewusste holographische Person namens Caithlyn. Auf der Eternity ist sie ein ganz normaler Anblick, da diese Caithlyn ihren holografischen Körper via mobilen Emitter überall frei bewegen kann. Ich habe vor, einen solchen mobilen Emitter zu beschaffen, Sir. Ebenso wie einen eigenen Rechner für Nenii, damit sie die schiffsinternen Systeme nicht belastet.“
Shay schwieg einige Sekunden und ließ sich das ganze durch den Kopf gehen. Es war eindeutig, dass die CM ihre ‚Hausaufgaben‘ gemacht hatte, ehe sie zu ihm gekommen war und dennoch gab es Punkte, die ihm leichte Bauchschmerzen verursachten.
„Es ist löblich, dass sie bereit sind, sich derart für das Ho … für Nenii einzusetzen. Allerdings gibt es etwas, das sie mir nicht beantwortet haben.“ begann Shay langsam. „Ist sich Nenii bewusst, dass sie ein Hologramm ist? Denn wenn nicht und danach sieht es aktuell den Berichten nach aus, dann hält sie sich weiterhin für eine – “ Shay musste wieder das PADD zu Rate ziehen. „Arapahoe-Jägerin. Was wiederum bedeutet, dass sie kein eigenes Bewusstsein hat und damit nicht unter die gleichen Statuten fällt wie damals das MHN. Trotz aller Modifikationen ist und bleibt sie damit lediglich ein Programm.“ erläuterte der Schotte und versuchte so einfühlsam wie möglich zu sein. Er ahnte, dass Jetsun dies anders sah und Nenni für sie ein ‚Lebewesen‘ war.
„Der zweite Punkt ist, dass es auch für dieses Programm notwendig ist, dass es deaktiviert werden kann. Ich habe mit die historischen Aufzeichnungen zum MHN der USS Voyager angesehen und hier wird mehr als deutlich das wenn solch ein Hologramm wie Nenii über einen langen Zeitraum aktiv bleibt – und wenn Nenii wirklich die 3 Monate im Computerspeicher aktiv war ehe sie in Arcadia erschien dann trifft das hier zu – kommt es bei diesen Programmen zu Speicherdegenerationen. Es wird also nötig sein, das Programm zu deaktivieren und genauestens auf solche Degenerationen zu untersuchen. Allein schon, um sicher zu sein, dass sie am Ende nicht völlig zerstört wird.“ erklärte Shay langsam und nahm nun ebenfalls einen Schluck von seinem Tee. Auch wenn er sich wünschte, er hätte einen Schuss Whisky hineingetan.
Jetsun sah ihn mit großen Augen an und man konnte erkennen, dass sie an diesen Aspekt nicht gedacht hatte. Das Letzte, was sie wollte, war, dass Nenii wegen sowas tatsächlich zerstört wurde.
„Und der nächste Punkt, den ich leider ansprechen muss, ist in dem Fall ihre Handlung, Doktor.“ kam Shay nun zum eigentlichen Kern dessen, was er auf dem Herzen hatte.
„Auch wenn es schon eine Weile her ist, gibt es einen Grundkurs an der Akademie, bei dem die Funktionsweise des Holodecks genauestens erklärt wird. Die Tatsache, dass hier die Technologien von Transporter und Replikator zu allem anderen zum Einsatz kommen dürfte jedem Kadetten bekannt sein. Die Tatsache, dass sie Nenii bis auf zellulärer Ebene heruntermodifiziert haben, bringt uns in ein völlig unerforschtes Gebiet. Es gibt Berichte in der Medizin, in der einzelne Organe für so einen Fall holographisch erzeugt wurden, aber niemals eine ganze Person.
Wenn man es überspitzt ausdrückt, haben Sie quasi eine neue Lebensform erschaffen.“ erklärte Shay langsam.
„Daher werde ich aktuell auch auf Ihren Antrag das Programm mit den von Ihnen angesprochenen Änderungen, was die physikalische Komplexität angeht, weiterlaufen lassen. Regeln Sie die runter auf… 20% oder weniger. Und wir müssen uns wegen den Speicherdegenerationen in dem Fall noch Gedanken machen. Außerdem möchte ich, dass Nenii fürs erste auf das Holodeck und ihr Quartier beschränkt bleibt. Kein eigenständiges Öffnen der Türen, kein Herumlaufen auf dem Schiff mehr!
Sobald ich geklärt habe, ob Nenii den Status als holografische Lebensform bekommen kann, können wir über weitere Freiheiten für das Hologramm entscheiden. Da wir auf K7 ja eine gute Anwältin kennen und unser MHN dort ebenfalls ist, sollte das recht schnell machbar sein. Es wird also nur einige Tage dauern. Wäre das für Sie in Ordnung, Leftenant?“ fragte er dann seine CM, auch wenn es weniger eine Bitte war.
Jetsun brauchte einige Augenblicke, bis sie ihre Kehle wieder frei hatte. Dann nickte sie deutlich.
„Ja, Captain. Natürlich. Ich… bin Ihnen sehr dankbar. Und, bitte, ich…“
„Ich weiß!“ unterbrach Shay seine Ärztin.
„Wenn ich angenommen hätte, dass Sie all dies so gewollt und geplant hätten, säßen wir hier so nicht zusammen.“
<RPG>
<SUM>
#Ort: Tertiäre Sektion – Deck 12 – wissenschaftliches Labor T’Vala
#Zeit: MD99.1000
Jetsun wendet sich an T’Vala mit der Bitte ihr bei Berechnungen zu helfen. Es geht darum, die Rechenlast des Hologramms Nenii in Beziehung zu der Auflösungsqualität des Hologramms zu ermitteln. Jetsun möchte dem Captain einen akzeptablen Vorschlag machen.
#Ort: Bereitschaftsraum des CO
#Zeit: MD99.1115
Captain Ruthven empfängt seine CM, die ihn über die gegenwärtige Situation und den Hintergrund zu dem Holoprodukt Nenii aufklärt. Vor allem, inwieweit die Anomalie Arkadia/Reedale damit zusammenhängt. Dann bietet sie dem CO eine Option an, die Rechenlast und damit den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Shay ist mit dem Lösungsansatz grundsätzlich einverstanden, beschränkt den ´Freiraum´ des Hologramms aber auf das Holodeck und Jetsuns Quartier bis eine abschließende Lösung dieser Situation gefunden wird.
</SUM>
submitted by Isi Fox, Assets und Mac