Irgendwie wuchs das und wuchs das und wir werden das vielleicht auch noch fortsetzen.
Mal seh’n. 🙂
<RPG>
#Ort: Primäre Krankenstation
#Zeit: MD3.1700
Jetsun hatte natürlich, wie alle Abteilungsleiter der Hephaistos, die Infos über die Übungen bekommen. Und ebenso natürlich hatte sie sofort deutlich gemacht, dass die Haupt-Krankenstation auf der sekundären Sektion „off limits“ für die Übung gestellt wurde. Extra dazu hatten sie daher die sekundäre KS in der primären Sektion vorbereiten lassen. Dort würden vier Leute Bereitschaftsdienst tun, und so für die Übungen mögliches Personal spielen. Und obwohl dies eine Kampfübung war, war das medizinische Personal nicht bewaffnet. Das war es nie, sofern nichts anderes angeordnet war.
Jetsun selbst hatte die Frühschicht auf der primären KS gehabt und war seit fünf Uhr aktiv. Massimo und sie hatten den gestrigen Abend und die Nacht unabhängig voneinander jeder in seinem Quartier verbracht, da sie beide ja früh hoch mussten. Massimo hatte sicher noch fleißig gelernt, aber Jetsun hatte keine Meinung dazu gehabt und den Abend mit Nenii verbracht.
Der Tag war normal. Es gab jede Menge zu tun auf der KS, sowohl für das normale Personal als auch für sie als CM. Drei Operationen, eine Notoperation eines Trümmerbruches des linken Handgelenkes, aber auch viele Routine-Reihenuntersuchungen. Plus natürlich die vielen Verwaltungsaufgaben, die eine Führungsposition mit sich brachte. Das Gute war immerhin, dass alle Verbrauchsgüter nach und nach auf Sollstand oder sogar darüber hinaus aufgefüllt wurden.
Kurz vor Mittag kam dann eine Meldung von Emily, die anfragte, ob sie nach Dienstschluss gemeinsam etwas unternehmen wollten. Jetsun bekam sofort ein schlechtes Gewissen, sie hatte ja schon den letzten Nachmittag vertrödelt. Andererseits hatte sie ja vom FÄD die dringende Empfehlung ausgesprochen bekommen, sich nach Möglichkeit zu entspannen. Also sagte sie zu. Ab 16:00 hatte sie frei.
Die letzte halbe Stunde vor Dienstschluss war sie unruhig. Sie hatte Massimo eine Nachricht zukommen lassen, dass sie diesen Abend mit Emily zusammen verbringen wolle, aber noch keine Antwort erhalten. Sie war kurz davor, in der HazOps anzufragen, ob es Massimo gut gehe, doch dann riss sie sich zusammen. Er konnte weitaus besser auf sich selbst aufpassen als sie es konnte.
Dann hatte sie noch überlegt, ob sie Em fragen könnte, ob sie Nenii vielleicht mit dazu holen dürfe, doch auch davon hatte sie wieder Abstand genommen. Sie wusste ja nicht einmal, was Em vorhatte.
Pünktlich um 16 Uhr hatte Emily die Tür zu ihrem Büro in der KS durchschritten und sie angestrahlt. „Hey Flügelchen! Was wollen wir machen? Hast Du Lust, vielleicht auf K7 zu einem Friseur zu gehen, der auch Federn färbt? Ich habe da gelesen, dass die so richtig tolle Regenbogenfarben machen.
Wobei…“ fügte sie dann hinzu, als sie Jetsuns entgeistertes Gesicht bemerkte „…die Farbe ja gut zu deinen Haaren passt. Wir müssten das dann alles zusammen färben lassen. Das wird dann vielleicht so ein wenig zu viel.“
Em zuckte innerlich mit den Schultern. Jetsun fehlte ganz eindeutig ein wenig der Mut zum Wagnis.
„Ich hätte große Lust, einmal runter auf den Planeten. Sherman’s soll ja richtig schön sein.“ meinte die CM stattdessen. „Vielleicht kann man da sich etwas anschauen. Oder schwimmen gehen. Oder beides. Sicherlich haben die da am Strand oder an einem See auch ein klasse Restaurant.“ Essen, das hatte sogar Jetsun begriffen, war für Em immer ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor.
„Es gibt da unten so alte Ruinen. Oder Gebäude, die heute zu Ruinen gemacht werden. Ich hab gehört, dass die Marines da unten etwas mit Sprengstoff experimentieren wollen. Also da würde ich nicht hingehen wollen. Aber Du hast recht. Einen schönen Planeten besuchen, mit so echter Luft und Himmel und so…“, erklärte Emily nachdenklich. In ihrem eigenen recht kurzen Leben hatte die CING gar nicht so viel Zeit auf echten Planeten verbracht, aber ihre früheren Wirte umso mehr, also war es irgendwie eine Mehrheitsentscheidung der Freunde und ja, so lange Jetsun ihr Essen versprach, war alles gut.
Außerdem hatte sie selbst nach den Enterübungen frei. Es war erstaunlich, wie aufgeregt die gesamte Besatzung bei solchen Übungen immer war, ABER eines war klar: die Idee war unglaublich gut durchdacht und sicher hatte der oder die Erfinderin sich einiges dabei gedacht.
Em griff nach einem PADD und ließ sich ein paar Dinge von dem Planeten anzeigen. „Also“, erklärte sie nach einiger Zeit, „Wir können ein bisschen wandern. Guck mal.“ Emily hielt der CM das PADD vor die Nase, es zeigte eine offizielle Wanderroute, die an drei Restaurants vorbeiführte und an einem klaren Bergsee endete.
„Es scheint sicher, ist weiter weg von den Übungen, auch wenn die da fast durch sein müssten, es gibt was zu essen und ne schöne Landschaft UND es ist nur Laufen, kein Klettern oder so.“
Emily fand ihre Idee gut, Laufen war jetzt nicht so ihres, aber wenn sie gut war, dann fiel ihr auch noch für diese Problem eine Lösung ein und sie war verdammt gut.
Jetsun hatte das PADD studiert und langsam genickt, sie war von der Landschaft und der Aussicht beeindruckt, aber vor allem brauchte sie auch einfach ein wenig Zeit zur Entspannung.
„Gut, das sieht nach einem Plan aus“, erklärte die CM.
Emily nickte ebenfalls, „Dann in 15 Minuten im Transporterraum. Ich kümmere mich um die entsprechenden Genehmigungen und hole Ana ab?“
Jetsun zuckte zusammen, „Warum Ana?“; fragte sie mit leicht entgleister Stimme.
Emily legte die Stirn in Falten, „Warum nicht? Sie ist doch bald ohne ihre Familie auf dem Schiff und soll jetzt schon merken, dass sie Freunde hat, auf die sie sich verlassen kann.“
Jetsun überlegte gerade, ob es nicht besser wäre, Ana an ihre Freunde zu erinnern, indem man dafür auch tatsächlich Freunde genommen hätte und nicht die Person, auf die die TO allergisch reagierte, in vielerlei Hinsicht.
Allerdings war die aufgedrehte CING viel zu schnell verschwunden, als das Jetsun noch etwas hätte sagen können.
Das konnte ja lustig werden!!!
#Ort: Sherman’s Planet
#Zeit: MD3.1730
Schon im Transporterraum hatte Jetsuns Laune etwas gelitten. Sie hatte sich für den Ausflug Zivilkleidung angezogen. Zuerst wollte sie eines ihrer kikonischen Gewänder anziehen, doch die waren fast alle nicht für ihre schönen Schwingen zugeschnitten. Das war jetzt doof. Also hatte sie ihre Kiste aus Arcadia geöffnet und sich eines der Kleider der Magierin genommen. Ein knielanges Kleid aus gelockerter Seide, dunkelblau mit breitem silbernen Saum. Und natürlich Rückenfrei wegen der Flügel.
Ana schaute sie zwar nicht direkt finster an, strahlte aber auch nicht gerade vor Glück, als sie sie erblickte. Und nieste demonstrativ. Zumindest kam es Jetsun so vor.
„Hallo Ana!“ begrüßte Jetsun sie absichtlich fröhlich. „Ich freue mich auch, Dich zu sehen.“
Ehe diese antworten konnte unterbrach Emily, ihre Einhornkatze an der Leine, die zwei. „Kommt, wir wollen los. Da unten ist gerade super Wetter und frische Luft. Perfekt für Allergiker!“
Und sie trat mit der Katze auf eine Transporterplattform und machte deutlich, dass sie notfalls alleine losziehen würde, würden die Anderen sich nicht ein wenig beeilen.
Jetsun folgte ihr und stellte sich links neben Em, Ana rechts von der CING.
Em hatte recht. Es war super Wetter hier unten auf dem Fleckchen von Shermans Planet, wo sie gelandet waren. Klarer Himmel, 24°C warm und nur ein leichter Wind. Mochte sein, dass es weiter oben etwas kühler werden würde, doch davor hatte Jetsun keine Angst mehr. Ja, für sie war Arcadia wirklich ein Segen gewesen. Schon alleine wegen Massimo, den sie sonst nie kennengelernt hätte.
Es war auch absolut leer, also keine anderen Leute, die hier liefen. Wahrscheinlich ließen sich die meisten Besucher lieber gleich oben beim Restaurant hinbeamen. Jetsun war das nur recht. Hier war es schön und die Ärztin in ihr sagte sich, dass etwas Laufen ihnen bestimmt guttat.
Sie sah Em an. „Meinst Du, dass die Katze frei laufen darf, oder ist die sonst weg?“
„Weiß ich nicht.“ meinte Em fröhlich. „Ich glaub eher, dass Amalzia dann einfach hier sitzen bleiben würde.“
„Amalzia?“ fragte Ana etwas irritiert.
„Ja.“ Em tätschelte der Einhornkatze leicht den Hinterkopf. „So heißt sie.“
Ana nickte monoton, hatte die Katze halt einen seltsamen Namen, dann war das eben so.
„Em?“ fragte Jetsun, nachdem sie einige Minuten gelaufen waren.
„Hm?“ fragte diese zurück.
„Was… wirst Du mit Amalzia machen?“
„Wie… machen?“ Emily dachte kurz nach. „Mehr Bewegung auf jeden Fall. Vielleicht baue ich auch so eine coole Holobox für sie, wo sie dann drin rumtoben kann. Das ist auf jeden Fall viel besser als ein großes Hamsterrad für sie. Auch wenn so ein Hamsterrad natürlich Energie produziert statt sie zu verbrauchen. Vielleicht kann man das ja irgendwie kombinieren. Hmm…“
„Nein, ich meine… wegen des Krieges. Wirst Du Amalzia mit auf den Feldzug nehmen?“
Emily blieb stehen und sah Jetsun an. „Wie jetzt?“
Jetsun seufzte tief. „Ich habe Angst! Ich habe eine Scheißangst vor dieser nächsten Mission. Ich hab‘ überlegt, ob ich meine Tiere auch lieber hier lassen sollte auf K7. Ich will nicht, dass die umgebracht werden von den Klingonen. Die haben sich das nicht ausgesucht, diesen Krieg!“
„Wir haben uns das auch nicht ausgesucht!“ meinte Ana heftig.
„Die Klingonen haben uns angegriffen. Und wenn wir es schaffen, diesen Krieg jetzt zu beenden, dann ist mir das sehr recht.“
Jetsun schloss die Augen. Und nickte. „Du hast recht! Und für Dich muss es noch viel, viel schlimmer sein. Ich mache mir nur Sorgen um meine Tierchen, aber Du hast Deine Frau. Und was muss sie nur für Sorgen ausstehen. Es ist… furchtbar.“
Ana sah Jetsun an, sagte aber nichts, sondern schluckte nur. Die Ärztin hatte da nämlich durchaus recht. Ortrichk machte sich durchaus Sorgen, doch bislang hatte Ana es geschafft, diese weitgehend zu zerstreuen. Sie selbst hatte sich einfach auf ihre Aufgaben konzentriert und das Thema Krieg einfach nur analytisch betrachtet.
Emily versuchte das Thema wieder in etwas angenehmere Bahnen zu lenken, „Ich kann sie gar nicht auf der Station lassen. Auch wenn es ein klein wenig Hassliebe ist, hängt die an Pemin und der ist ja mit Sam so verbunden, dass er allein nicht zurechtkommt. Also muss sie halt mit. Aber wir haben Rettungskapseln für die Tiere für den Notfall, ist doof, aber ist nun mal so und vielleicht ist die Mission ja auch vollkommen ungefährlich und wir machen uns nur unnötig Sorgen.“
Em schob nun Ana und Jetsun ein Stück vorwärts, der Weg zum Bergsee wanderte sich ja nun mal nicht von selbst.
„Also, der Ausflug ist zur Ablenkung und zum Kräftesammeln gedacht“, erklärte Emily und freute sich, dass Anas Allergiemittel wohl wirkte, denn es war kein Niesen zu hören.
Außerdem hatte sie doch den Plan, dass beide sich vertragen würden, denn sie fand diesen Streit ganz schrecklich und sie wollte doch mit Beiden befreundet sein und das ging auf gar keinen Fall, wenn Ana und Jetsun Feinde waren. Das hatte sie in den letzten 800 Jahren ein paar mal sehr schmerzlich lernen müssen.
Die drei liefen den schmalen Wanderweg entlang, es gab immer wieder etwas zu sehen, mal liefen sie seitlich an einem Berg empor, dann wieder führte der doch recht anstrengende Weg nach oben durch ein kleines Waldstückchen, dass ein wenig Schatten spendete und die Einhornkatze extrem aufregend fand. Alles in allem lief Amalzia tatsächlich recht fleißig mit, das hätte Emily nicht zu hoffen gewagt, denn Ana hatte im Vorfeld mit ihrer vulkanischen Freundin Berechnungen angestellt, welche diese Verhalten fast ausschloss. Vielleicht musste die mathematische Formel noch mal speziell auf Haustiere abgeändert werden.
„Also Jetsun, wenn wir am See sind, dann musst du aber mal fliegen, das habe ich so richtig noch gar nicht gesehen“, erklärte Emily während sie mit ihrem Rucksack auf dem Rücken über einen umgefallenen Baumstamm hopste.
Außerdem waren sie nun knapp 30 Minuten unterwegs, da war es doch langsam an der Zeit ein wenig herum zu quengeln, und zu fragen, wann sie denn endlich da waren, immerhin würde das Picknick, was sie in den Taschen und Rucksäcken hatten, sich auch nicht von selbst essen.
Jetsun hatte sich inzwischen schon wieder beruhigt. Einerseits tat es ihr leid, dass sie sich vorhin so hatte gehen lassen. Das war möglicherweise verständlich, aber eben nicht gut. Außerdem tat ihr die Missstimmung zwischen ihr und Ana leid. Sie würde sich gern entschuldigen wollen, wusste aber nicht so recht, wie sie das anstellen sollte. Leider bot ihr Ana auch keinen Aufhänger für ein Gespräch.
Lustigerweise war das gar nicht wirklich nötig. Als Betazoidin war Lwaxana ja telepathisch veranlagt und konnte somit Gedanken lesen, auf diese Weise kommunizieren und auch die Gefühle vieler Wesen deuten. Fast schon gegen ihren Willen hatte sie Jetsuns Gefühle aufgenommen. Zuerst die Angst, dann aber auch die Reue, wie auch die Freude über diesen Ausflug, die Möglichkeit, mit ihrer Freundin picknicken zu können und sogar, hier etwas fliegen zu können.
Zugegeben, Ana war eher eigenbrötlerisch, eher pessimistisch eingestellt und nie besonders geduldig mit anderen Lebewesen. Aber sie war kein Misanthrop. Die Tatsache – und das war es – dass diese geflügelte Ärztin sich ernsthaft schämte und so viel Angst vor diesem bevorstehenden Konflikt hatte, andererseits echte Freude an diesem kleinen Ausflug verspürte, ließ sie einiges an ihren Vorbehalten der Bhutanerin gegenüber verlieren. Immerhin konnte Em ja schon seit langem gut mit ihr.
Jetsun schaute derweil zu Emily. „Gern. Glaub mir, ich freue mich auch sehr darauf.“
Sie schaute sich um. Überall am Wegesrand gab es kleine Hinweistafeln, die die gegenwärtige Position und die Entfernung zu den Zielen angaben. „Wir haben aber noch etwas Wegstrecke vor uns.“ meinte sie. „Aber wenn du möchtest, können wir gern eine kleine Rast einlegen. Da vorn, schau, da ist ein schöner Platz.“
Das war es tatsächlich. Vom eigentlichen Wanderweg hing eine kurze Abzweigung ab, die nach höchstens zehn Metern zu einer runden Plattform führte, die einen wundervollen Ausblick auf die unter ihnen liegende Landschaft bot. An zwei Seiten der Plattform waren Bänke angebracht mit Tischen davor. An der Stirnseite der Plattform eine Tafel mit einer Erklärung zu den Landmarken, die man sehen konnte.
Jetsun, die keinen Rucksack trug – vor allem, weil sie einen solchen aufgrund ihrer Flügel nicht so einfach tragen konnte – stellte ihre Umhängetasche auf den Tisch. „Möchte wer etwas trinken?“ fragte sie. Sie hatte extra Isotonisches Wasser mitgenommen.
Emily meldete sich, packte aber gleich auch erst einmal ihre Kekse aus, die sie vorsichtshalber mitgenommen hatte. Das eigentliche Picknickessen musste noch warten, aber sie wollte sich ja nicht nachher wie ein Wolf darüber hermachen. Das wäre unanständig. Daher, um den ersten Hunger zu stillen, waren die Kekse eine vorzügliche Zwischenmahlzeit. Vor allem weil sie vier Packungen hatte, eine ganze Packung für jede Dame und eine kleine Packung Katzenkekse für die Einhornkatze, eines der wenigen Lebewesen, welches ebenso verfressen wie die Trill selbst war.
Amalzia hopste auf die Bank, setzte sich artig hin und schaute dann ausgesprochen erwartungsvoll zu ihrem Frauchen. Jetsun kannte den Blick von Sissi, ein Blick, dem man kaum widerstehen konnte. Sie wollte grad etwas sagen, als Em auch schon eine Dose Leckerlis hervorholte.
„Ah!“ meinte Jetsun. „Du hast auch die guten Stickies von Dr. Zevran?“
„Ja. Die sind voll lecker!“ meinte Em und grinste breit.
„Und nein,“ lachte sie, als sie Jetsuns Gesicht sah „Ich futtere die Zia nicht weg. Ich hab meine eigenen!“
Ana hatte sich inzwischen mit ihrem Mini-PADD beschäftigt, das sie dabei hatte.
„Wir haben etwa 32,4% der Strecke zum Ziel geschafft.“
Jetsun und Emily nickten, das klang nach einer guten Strecke und danach, dass es gar nicht mehr so lang dauern würde.
Jetsun lächelte Em freundlich an. „Was bedeutet, dass wir aller Voraussicht nur noch einen Zwischenstopp benötigen.“
Emily nickte, während Ana innerlich die Augen verdrehte, sie waren allesamt gut ausgebildet, sie hätten den restlichen Weg auch gut ohne Pause schaffen können, das wäre viel effektiver gewesen. Vielleicht hätte sie ihre vulkanische Freundin zu dieser Wanderung laden sollen? Dann stünde sie nicht allein da, wenn sie den Damen solche Informationen unterbreiten musste.
So hielt Ana lieber den Mund und griff nach einem der Kekse, ihre Sorte war mit irgendeiner marmeladigen Füllung, da hatte selbst Ana nichts gegen einzuwenden, “interessanter Geschmack.”
Emily kicherte leise, “Klar, die hat Trish für uns gebacken.”
“Oh”, gab Ana fast etwas betrübt zurück. Die Kekse waren gut, aber wenn sie von Hand gemacht waren, dann war die Gefahr geboten, dass sie nie wieder genauso gut schmecken würden.
“Trish backt uns sicher noch mal welche und die sind dann noch viel, viel leckerer.”
Ana hatte bei den Worten der Trill aufgeblickt – ja, die Option, dass die nächsten Kekse noch besser wurden, war auch gegeben, denn durch Übung wurden Menschen besser.
Allerdings schien der Captain sich in den letzten Tagen des Öfteren mit dieser anderen hübschen Technikerin herum zu treiben, es gab auch bereits Gerüche wegen ihres Sohnes, hing Ana sorgenvoll ihren Gedanken nach.
Es war ja in der Galaxis mehr als bekannt, dass Menschen mit Liebeskummer nicht mehr kochen oder backen konnten, sie versalzten alles, offensichtlich lag bei Menschen das emotionale Zentrum im Gehirn nah an dem Zentrum welches sich mit den Mengenangaben bei der Nahrungszubereitung lag.
Alle vier knabberten an ihren Keksen und ließen die Natur auf sich wirken. Der Wind strich sanft durch die Blätter der Bäume und machte dabei dieses typische Geräusch. Das Wetter war nicht zu warm und nicht zu kalt und so setzen die Vier ihren Weg fort, bevor die Einhornkatze dem Geräusch der Vögelchen folgte und sie am Ende die Katze noch aus einem der Bäume holen mussten.
Sie mussten keine Rast mehr machen. Der Weg war zwar tatsächlich noch einmal doppelt so weit wie die bisher zurückgelegte Strecke, doch es schien, dass auch bei Em der Wunsch, zum Ziel, also zu dem Gasthof zu gelangen, stark genug ausgeprägt war, dass eine Rast nur unnötig Zeit kosten würde. Außerdem konnte sie Kekse ja auch im Gehen knabbern.
#Ort: Sherman’s Planet, Gasthaus
#Zeit: MD3.1845
(1545 Ortszeit)
Dafür lag das Gasthaus an einem malerischen See, der sich hier auf einer Hochebene gebildet hatte. Eine hübsche Uferterrasse bot viele Sitzplätze und es waren noch einige der Tische frei, so dass man sich da gemütlich hinsetzen konnte.
Zum Glück stand kein Schild irgendwo, dass Tiere nicht erlaubt waren. Es gab auch zwei-drei Besuchergrüppchen, die einen Hund oder ein anderes Haustier mitgebracht hatten, die nun brav und zivilisiert (Amalzia hätte es angepasst genannt) zu Füßen ihrer Herrchen lagen und dort vor sich hindösten.
Emily übernahm die Führung und steuerte einen schönen Tisch auf der Terrasse an, wo sie sich einen Platz am Geländer sicherte. Amalzia hopste neben sie auf den Stuhl, rollte sich dort mehr oder weniger zufrieden zusammen und signalisierte deutlich, dass sie fürs Erste genug marschiert war. Natürlich hatte sie diese Wegstrecke nicht wirklich angestrengt, denn auf Thyene war sie eine spürbar höhere Gravitation gewohnt. Dafür allerdings auch eine sauerstoffreichere Atmosphäre. Ana und Jetsun nahmen sich die Plätze gegenüber.
Sofort kam eine Kellnerin herbei und reichte ihnen je ein PADD mit dem Tagesangebot.
Emily wählte für sich eine eher bescheidenere Kombination an Kuchen, Tortenstücken und einem Getränk aus, dazu eine bunte Auswahl an Keksen für Amalzia, wobei diese ja auch noch ihre Stickies von Dr. Zevran hatte. Aber es war weise, Reserven einzuplanen.
Jetsun nahm einen Ceylon-Tee und ein Stück gedeckter Erdbeertorte, Ana ein Stück Rhabarber-Baiser Torte und einen Kaffee.
„Kommt sofort!“ meinte die Kellnerin, nickte freundlich und verschwand.
„Oh, ich mag jetzt nicht mehr warten. Ich bin gleich zurück!“ stieß Jetsun aus und legte ihre Tasche auf ihren Sitz. Dann ging sie zu einer kleinen Aussichtsplattform mit einem Fernrohr auf einem Sockel am Geländer, die aber derzeit unbesetzt war. Und dann breitete sie ihre Schwingen aus.
Als Svargiya waren ihre Schwingen üblicherweise dreifach zusammengelegt. Von den Schulterblättern gewissermaßen erst einmal einen Meter nach unten, dann über ein Gelenk wieder hoch bis fast auf Kopfhöhe und dann wieder hinab bis fast zum Boden. Dennoch sahen die Schwingen nicht störend oder zu massiv aus. Doch ausgebreitet wirkten sie immens weit.
Jetsun ging kurz in die Hocke, dann sprang sie hoch und schlug gleichzeitig mit den Flügeln. Das war keine schwere körperliche Arbeit, da sie ja nur ihr Gewicht von knapp über 50 kg heben musste. Drei Schläge pro Sekunde reichten aus und sie war nach etwa zwanzig Sekunden auf gut zehn Meter Höhe.
Ein Vogel hatte seinen Schwerpunkt etwa in der Körpermitte, wo er auch den meisten Auftrieb durch die Flügel hatte. Darüber hinaus haben die ihren Schwanz und ihre Füßchen werden angezogen bzw. fallen kaum ins Gewicht. Eine Svargiya dagegen hatte ihre Flügel weit oberhalb des Massenschwerpunktes ihres menschlichen Körpers, was sie so im Grunde nicht zu einem richtigen Gleitflug befähigte. Um dennoch gleiten zu können, musste das Zentrum des Auftriebs eben weitgehend mit dem Schwerpunkt übereinstimmen. Dazu musste Jetsun ihre Flügel schräg nach hinten in Richtung ihrer Füße anstellen, in etwa so, wie ein Düsenflugzeug mit gepfeilten Tragflächen.
Das alles tat Jetsun instinktiv. Sie hatte weit mehr als 20 Jahre Flugerfahrung in Arcadia, auf die sie ja zugreifen konnte. Und kaum in der Luft, fühlte sie schon, wie sie dieses Gefühl vermisst hatte. Ihr dunkelblaues Kleid aus gelockerter Seide war so derart luftig, dass es sich nicht anders auf der Haut anfühlte, wie der Luftzug des Fahrtwindes.
Mit kräftigen Schlägen schraubte Jetsun sich höher in die Luft bis sie etwa fünfzig Meter über dem Gasthof war, dann kippte sie über die rechte Schwinge ab und ging in einen leichten Sturzflug, den sie etwa 15 Meter über der Terrasse abfing. Es war eine Lust, eine schiere Freude!
Jetsun wurde etwas übermütig. Mit dem Schwung aus dem Sturzflug stieg sie wieder so weit auf, bis dieser aufgebraucht war, dann kippte sie über die linke Schwinge ab und machte erneut einen Sturzflug, der sie dieses mal durch eine Meterhohe Fontäne führte, die inmitten eines Teiches vor der Terrasse hoch in die Luft spritzte. Das war Fun! Jetsun war zwar ein wenig nass geworden, doch dafür hatte sie wirklich Spaß gehabt. Sie drehte noch eine Kurve über der Terrasse, dann schlug sie mit den Flügeln und landete punktgenau wieder auf der Aussichtsplattform, von der aus sie gestartet war. Kurz schlug sie noch einmal mit den Flügeln, schüttelte so die letzten Tropfen daraus, dann ging sie zurück zu ihrem Tisch.
„Das war so toll!“ strahlte sie begeistert. „Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich das vermisst habe!“
„Ja, dass Du Spaß gehabt hast, sieht man.“ meinte Emily.
„Du bist aber ein klein wenig nass geworden. Ist aber nicht schlimm. Hauptsache, es war schön!“
„Ach ja. Nein, das ist toll, glaub mir. Und Fliegen, das ist wie beim Baden. Das ist ohne Kleidung noch viel schöner!“
Jetsun war geistig noch immer halb in der Luft, als hinter ihr eine grollende Stimme erklang: „Sagen Sie, fanden Sie das witzig?“
Ana hatte geschwiegen und sich lieber mit dem Kuchen befasst, nicht dass dieser durch die Temperatur noch verdarb oder ähnliches, außerdem hatte sie sich so von Jetsun ablenken können. Auf dem PADD hatte Ana nachgelesen, ob es auf diesem Planeten Krankheiten gab, die nur Vögel befielen, offensichtlich war dem nicht so, was gut war, denn sonst hätten sie bei der Rückkehr Jetsun vom Tierarzt vielleicht noch gegen Vogelgrippe impfen lassen müssen. Das wäre wieder anstrengend gewesen und etwas auf das Ana hätte verzichten können. Mit dem Kaffee spülte die Betazoidin diese Sorge herunter.
Emily war noch fasziniert von den Flügeln und dem Fliegen und Ana wartete geradezu darauf, dass Emily darum bat, mit herum geflogen zu werden.
Wenn diese Frage nun auf den Tisch kam, dann würde sie höchstpersönlich mit der Einhornkatze zurück laufen, komme was wolle.
Die Aussicht auf Nacktbaden war auch nicht sonderlich verlockend für die etwas verklemmte Ana.
Nun aber hatte ein älterer Mann das Wort an ihre Begleitung gerichtet und dieser beschwerte sich über den Windzug, über die Wassertröpfchen und darüber, dass Jetsun sicher einige einheimische Vögelchen verschreckt hatte.
Recht hatte der Typ… ABER… wenn hier jemand mit Jetsun schimpfte, dann war sie das, immerhin kannte sie die Eigenarten der Ärztin besser und hatte damit mehr Recht zu meckern. Ana meckerte eigentlich auch wirklich mal ganz gern und ja, irgendwie passte es ihr nicht, dass nun Fremde mit Jestun schimpften.
Kurz räusperte sich die Betazoidin, “Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn sie sich um ihren Kram kümmern würden.”
Em und auch die Geflügelte blickten zu Ana, welche weiter ihren Kuchen vernichtete, als sei nicht das geringste gewesen.
Der ältere Mann, der sich ja nun in der Not sah, vor seinen drei Begleiterinnen – alle drei ebenso hochbetagt wie er selber – als Autorität bestehen zu müssen, räusperte sich noch einmal, um seinen Worten so mehr Gewicht zu verleihen. „Und wer sind Sie bitteschön?“
Ana seufzte theatralisch. „Ich bin diejenige, die sich nicht so schnell aufregt, weil sie so das Leben sehr viel besser genießen kann. Außerdem lebt man so länger!“ erwiderte sie. Den Spruch hatte sie mal aufgeschnappt und schon lange darauf gewartet, ihn mal anbringen zu können.
„Was?“ war das einzige, was der Mann dazu brachte.
„Unverfrorenheit!“, „Frechheit!“, „Diese Jugend von heute..!“ kamen weitere hochqualifizierte Äußerungen seitens seiner drei Begleiterinnen.
Jetsun erhob sich und nickte dem Mann zu. „Hören Sie, guter Mann, es tut mir leid…“ begann sie, doch Ana unterbrach sie deutlich: „Nein, tut es nicht!“
„Oh!?“ machte Jetsun und sah nun verwirrt zu der Technikerin.
„Es wird Ihnen leid tun!“ schimpfte der Mann, der sich nun langsam in Rage brachte.
„Glauben Sie ja nicht, wen Sie vor sich haben!“
„Mein Hut. Er ist ruiniert!“ jammerte eine der Frauen.
„Genau! Es wurde kein Regen angekündigt. Wir haben extra den Wetterbericht verfolgt. Heute ist nur schönes Wetter geplant. Und da kommt dieses gefiederte Weibsstück und spritzt uns alle nass!“
„Das wird teuer!“
„Es wird noch deutlich teurer, wenn Sie sich nicht ganz schnell beruhigen!“ meinte Ana, die sich nun langsam selber zu ärgern begann. Konnte man denn nicht einmal in Ruhe ein Stückchen Kuchen essen?
„Sie… Sie… Sie… Frau, sie angebliche..!“ schimpfte der Mann. „Was wagen Sie es, mich zu bedrohen?!“
„Ich bedrohe Sie doch nicht!“ meinte Ana und hob ihren Tricorder.
„Ich sehe nur, dass Sie einen Herzschrittmacher vom Typ CardioPilot XXV haben. Und welcher grad an der Obergrenze seiner zugelassenen Leistungsfähigkeit angelangt ist.“
„Oh, Karl!“ rief eine der Frauen mit plötzlich deutlich nervöserer Stimme.
„Hast Du etwa heute früh wieder vergessen, Dein Sedariston zu nehmen?“
„Was?“ ereiferte sich Karl, drehte sich zu der Frau um.
„Gundfried, ich hab doch… ganz bestimmt hab ich… oh!“
„Warten Sie!“ rief nun Jetsun. „Sedariston? Welche Stärke nehmen Sie?“
„Was geht Sie das an, Frau?!“ meckerte Karl, doch die Frau, Gundfried, erwiderte: „Eintausendfünfhundert zu fünfundsiebzig. N3“ Sie war vielleicht etwas schusselig, doch sowas konnte sie sich ausgezeichnet merken. „Warum?“
„Ich bin Ärztin!“ erwiderte Jetsun.
„Sie? Ich hab noch nie von einer Ärztin gehört, die hier halbnackt durch die Luft fliegt. Wo sind Sie denn niedergelassen?“ meckerte Karl weiter, wenn auch deutlich halbherziger.
„Ich bin nirgendwo niedergelassen. Ich bin die leitende medizinische Offizierin der USS Hephaistos, einem Sternenschiff der Flotte. Lieutenant Jetsun Pema!“
Ana schlug sich im Geiste mit der Hand vors Gesicht. Jetzt posaunte Jetsun auch noch ihre halbe Lebensgeschichte in der Öffentlichkeit heraus. Mit der konnte man wirklich nirgendwo hingehen!
Emily musste leise kichern, als sie sich weiter mit dem Kuchen befasste, man musste ja Prioritäten setzen. Aber niedergelassen war schon ein niedliches Wortspiel, nach der Flugshow, die Jetsun hingelegt hatte.
„Ach, Sie sind die Chefärztin dort an Bord?“ meldete sich eine andere der Frauen zu Wort.
„Das ist ja toll. Die Nichte meiner Enkelin Semiramis ist ebenfalls Ärztin an Bord eines Sternenschiffes. Sie sagt immer, dass man…“
„Hildegard, bitte, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür!“ unterbrach Gundfried ihre Freundin.
„Irgendwie ist ja wohl nie die Zeit dafür!“ brummelte Hildegard, ein wenig beleidigt.
Jetsun war im Doktor-Modus. „Hören Sie, wenn Sie ihr Sedariston vergessen haben, kann ich Ihnen etwas geben. Midazolam. Es ist ganz ohne Nebenwirkungen und gut verträglich ohne Wechselwirkungen mit anderen Mitteln. Aber es hält nicht besonders lange an. Nach vier Stunden lässt die Wirkung schon wieder nach.“
„Würden Sie das bitte tun?“ bat Gundfried sie. „Das wäre ganz reizend.“
„Was? Gundfried, aber… Dein Hut!“ Karl war inzwischen völlig verwirrt.
„Ach, der Hut… Der ist ja nun schon ein paar Jährchen alt und außerdem finde ich, dass ich damit viel älter wirke als ich mit meinen hundertzwölf eigentlich bin.“
Nach dieser kurzen Pause, in der es galt Leben zu retten, oder Kuchen vor dem schlecht werden zu vernichten, setzen die drei Damen und die Einhornkatze ihren Weg fort und erreichten endlich den Bergsee.
Der Anblick war atemberaubend und Emily lief ein paar Schritte schneller, denn sie musste doch noch das Picknick aufbauen und danach wollte sie auf jeden Fall eine Runde schlafen, bis sie verdaut hatte und endlich schwimmen konnte. Ana hingegen versuchte ihr Handtuch so zu platzieren, dass sie nicht direkt in dem ekligen Sand saß.
<mbtbc>
</RPG>
<SUM>
#Ort: Primäre Krankenstation
#Zeit: MD3.1700
Jetsun und Emily verabreden sich, zusammen auf Shermans Planet eine kleine Wanderung mit Picknick zu machen. Dass Em dabei noch Ana und Amalzia mitnimmt, hatte Jetsun nicht geahnt.
#Ort: Sherman’s Planet
#Zeit: MD3.1730
(1430 Ortszeit)
#Ort: Sherman’s Planet, Gasthaus
#Zeit: MD3.1845
(1545 Ortszeit)
</SUM>
submitted by Sunny & Isi Fox