Die Narben des Lebens
By Jetsun.Pema@… (Jetsun Pema)
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#Zeit: MD 3.2315
#Ort: USS Hephaistos, Krankenstation Deck 9
#Ball: Daya
Dass Jetsun überhaupt da war, war eher einer Panne geschuldet. Jetsun hatte heute die Frühschicht auf der primären KS gehabt und war seit fünf Uhr aktiv. Um 1600 hatte sie dann Dienstschluss gehabt und mit Emily und Ana plus der Einhornkatze Amalzia einen wirklich schönen Ausflug unten auf Sherman’s Planet gemacht, wo sie ein Picknick an einem Bergsee gemacht hatten. Und Jetsun hatte dort fliegen können! Ein Traum! Dank der Zeitverschiebung hatte dieser abendliche Ausflug am frühen Nachmittag Ortszeit stattgefunden.
Jetzt war Jetsun spontan wieder für ihre Stellvertreterin, Ensign Nathaly Grace, eingesprungen, weil die spontan einen Anruf von ihrer Familie bekommen hatte, der erfahrungsgemäß länger dauern würde. Unter zwei Stunden kam sie da nie wieder raus, hatte sie lachend erklärt. Da Jetsun zwar müde, dennoch aber sehr aufgedreht war, hatte sie sofort zugestimmt. Nat war sowieso ein Schatz und hatte ihr schon so oft aus der Patsche geholfen, wenn sie mal wieder irgendwas verpeit hatte. Ganz besonders bei der Skandalgeschichte auf Thyene. Das würde Jetsun nie vergessen. All das nicht.
Also saß sie in ihrem Büro und las sich durch alle Unterlagen durch, die sie zur Ixodida Sheridani, der Sheridan-Zecke, finden konnte. Viel war es nicht, auch wenn die Auswirkungen durchaus bekannt waren. Sie wollte grad tief gähnen, als eine junge vulkanische Offizierin in ihr Büro hereinschaute.
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„Doktor Pema? Ich bin Ensign Kidah und für meine Einstandsuntersuchung hier.“, sprach sie die Ärztin an.
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„Oh!“ Jetsun sprang fast von ihrem Stuhl auf und unterdrückte das Gähnen. Irgendwie war sie doch ziemlich fertig. „Wie schön! Kommen Sie doch gern herein.“
Sie streckte sich und schüttelte dabei einmal ihre Flügel aus und ging dann der jungen Frau entgegen. Eigentlich hätte sie ihr gern die Hand gereicht, doch wusste sie, dass Vulkanier hier wie die Kikonen waren: Sie berührten einander üblicherweise nicht. Spontan entbot sie ihr daher den kikonischen Gruß, den sie sich auf Thyene angewöhnt hatte. „Sei gegrüßt! Ich bin Jetsun Pema, die leitende medizinische Offizierin hier an Bord.“
Die Ärztin war für Kidah eine Überraschung. Sie trug eine unübliche Uniformvariante, Röckchen, arm- und schulterfrei und mit bloßem Rücken, doch das war nicht wirklich ungewöhnlich. Kidah hatte anhand der Unterlagen, die sie zur Verfügung gestellt bekommen hatte, ein Foto von Jetsun gesehen, welches eine Asiatin mit langem, schwarzem Haar zeigte, aber deren große, tiefschwarze Flügel konnte sie nicht einordnen. Ihr war schlichtweg keine solche Spezies bekannt. Trotz ihrer immanenten Neugier hielt Kidah sich zurück und erwiderte den Gruß, jedoch in der vulkanischen Form.
Jetsun wies auf einen Stuhl vor ihrem Arbeitstisch. „Nehmen Sie doch gern Platz, Ensign Kidah. Wann sind Sie an Bord gekommen?“
„Ich traf heute, exakt 1326 an Bord ein und meldete mich zum Dienst, Doktor Pema.“ erwiderte die Ensign.
Jetsun lächelte. Sie hatte es aufgegeben, die Leute wegen ihres Namens oder des akademischen Grades zu korrigieren. „Dann gratuliere ich Ihnen. Sie sind seit langem die erste, die am Tag ihrer Ankuft auch die Einstandsuntersuchung angeht.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Meist muss ich drängeln. Naja, häufiger mal. Schlimmer ergeht es da eigentlich nur unserer Counselor.“
Dann setzte auch sie sich und rief die medizinische Akte der Ensign auf ihr Terminal.
„Ah!“ sagte sie. „Sie sind unsere neue leitende Wissenschaftsoffizierin?“
Kidah wusste nicht so recht, was sie auf diese Frage erwidern sollte. Also nickte sie nur.
„Großartig! Ich hätte da gleich eine womöglich interessante Aufgabe für Sie. Ich schätze jedoch, Sie werden nicht so viel Zeit dafür haben. Aber das können wir ein andermal besprechen.
Wie fühlen Sie sich? Haben Sie irgendwelche Beschwerden? Sind Sie körperlich fit?“
„Ich gehe davon aus, gesund zu sein und bin körperlich in bester Form!“ erwiderte sie bestimmt, aber freundlich. Grundsätzlich war das Zeigen von Emotionen für Vulkanier nicht wirklich von Bedeutung, jedoch wusste Kidah, dass die meisten anderen Spezies, vor allem aber Menschen derlei sehr schätzten. Sie hatte auf der USS Hannover ja auch eine freundschaftliche Beziehung mit ihrem Vorgänger, Lieutenant Gregory Schmitt aufrechterhalten. Daher fiel es ihr nicht schwer, freundlich zu sein.
„Sehr schön!“ erwiderte Jetsun und erhob sich wieder. Sie deutete auf die einzelne Diagnoseliege in ihrem Büro. „Bitte legen Sie sich einmal dorthin. Ihre Sachen können Sie anlassen, wenn Sie möchten. Sie müssen auch nicht stillhalten.“
Kidah tat wie geheißen und sah zu, wie Jetsun das korrekte Scannerprogramm aufrief und startete. Während der Scannerkopf in engen Schlangenlinien von Fuß bis Kopf und wieder zurück über ihren Körper hin- und her glitt, beobachtete sie die Doktorin, die auf dem großen Wandscreen, der über der Liege angebracht war, die Ergebnisse studierte. Als Wissenschaftlerin wusste sie sehr genau, dass jedes Lebewesen seine Gliedmaßen auch zur Korrektur des Gleichgewichts nutzte. Viele Spezies hatten deshalb auch immer noch Schwänze, ob voll ausgebildet oder nur noch rudimentär. Humanoide dagegen hatten solcherlei nicht mehr und hielten das Gleichgewicht auch durch ihre Arme. Diese Ärztin dagegen schien dazu auch ihre Flügel mitzubenutzen, was darauf schließen ließ, dass diese zu ihrer Natur gehörten. Dennoch war eine Kombination von Haar, wie es die Lieutenant auf dem Kopf trug, und Federn an den Flügeln in sich absolut unlogisch und biologisch widersinnig.
Ihre wissenschaftliche Neugier machte sich fast schon wie bei einem unterschwelligen Juckreiz bemerkbar. Dennoch wusste sie, dass es unangemessen war, die Ärztin hier und jetzt darauf anzusprechen. Das musste waren. Erst einmal. Vielleicht gab es dazu ja etwas zu lesen. Als Führungsoffizierin sollte sie Zugang zu entsprechenden Informationen haben.
Der Scanner piepte kurz melodisch und der Scannerkopf fuhr aus dem Weg in seine Ausgangsposition zurück. Jetsun sah Kidah zufrieden an. „Fertig!“ sagte sie.
„Sie haben sich absolut korrekt eingeschätzt. Ihre Körperwerte liegen sämtlich in optimalen Bereichen. Auf einen Belastungstest können wir daher verzichten. Das kommt dann bei der nächsten Reihenuntersuchung dran. Ich habe allerdings erkennen können, dass sie vor allem an Armein und Beinen etliche, wenn auch harmlose Cicatrices, also Narben haben. Wie kamen Sie dazu?“
Kidah, die sich wieder aufgerichtet hatte, hob in einer ausgesprochen vulkanischen Manier eine Augenbraue. „Diese Narben sind ganz normale Spuren eines gelebten Lebens, Doktor Pema. Sie rühren von unterschiedlichsten Lebenssituationen her. Ich hatte zum Beispiel als Kind einen Sehlat, mit dem ich gern und ausgiebig gespielt habe.“
Jetsuns Augen wurden groß. Sie hatte davon gelesen, dass junge Vulkanier solche ‚Haustiere‘ hatten, das aber sich nie so wirklich vorgestellt. Jetzt wurde ihr klar, dass diese bärenartigen Tiere nicht nur richtig groß, sondern auch bärenstark waren. Sicherlich war dieser Sehlat handzahm gewesen, aber dennoch… auch Lizzi hatte sie schon das eine oder andere Mal gekratzt. Und Lizzi war im Vergleich eine klitzekleine, etwas pummelige Katze. Ein Sehlat dagegen… nicht.
„Darf ich mir einen ihrer Arme einmal ansehen?“
„Natürlich, Doktor.“ erwiderte die Vulkanierin und entblößte einen Arm.
Jetsun nahm den Arm in die Hand, betrachtete die vielen Narben, die durchweg schon recht alt waren und strich auch einmal mit einer Fingerspitze darüber. Sie sah auf und Kidah an.
„Sie wissen sicher, dass Narben nach der Zerstörung des kollagenen Netzwerks der Haut als ein faserreiches Ersatzgewebe gebildet werden. In Narben ist das Kollagen nicht mehr komplex verflochten, sondern parallel angeordnet. Hautanhangsgebilde wie Talg- oder Schweißdrüsen fehlen da. Auch jetzt könnte ich diese Narben sehr leicht entfernen und die haut wieder komplett regenerieren.“
„Ich… danke Ihnen, Doktor Pema, aber das möchte ich nicht.“ erwiderte Kidah freundlich, aber schlicht.
In Jetsun kribbelte alles, doch sie erinnerte sich an die heftige Auseinandersetzung, die sie einmal mit Ensign Skye Johnson, der ehemaligen CSO zu diesem Thema hatte. Das hatte in einer wüsten Beleidigung geendet, etwas, was Jetsun nicht noch einmal erleben wollte, selbst wenn sie solches nicht von Ensign Kidah erwartete. Also schwieg sie, auch wenn es ihr schwerfiel.
„Gut!“ erwiderte sie knapp. „Dann sind wir fertig.“
Jetsun ging wieder zu ihrem Arbeitstisch, nahm einige Eintragungen in der medizinischen Akte Kidahs vor und sah diese dann an. „Sie sind uneingeschränkt Dienst- und Einsatzfähig, auch für Außenbordeinsätze.“
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Ball an Kidah zurück. Möchtest Du noch etwas fragen zu Jetsun, oder vielleicht wegen des ‚wissenschaftlichen Auftrags‘?
Das wäre die weitere Forschung nach dieser Sheridan-Zecke. -> Message 1452 (https://groups.io/g/USS-Hephaistos/message/1452)
Außerdem gab es ja noch die Idee der interdisziplinären Zusammenarbeit und der gemeinsamen Nutzung der Technik der Krankenstation.
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#Zeit: MD 3.2315
#Ort: USS Hephaistos, Krankenstation Deck 9
#Ball: Daya
Ensign Kidah erfährt ihre medizinische Einstandsuntersuchung. Da keinerlei Auffälligkeiten auftraten, genügte eine einfache Untersuchung. Als Jetsun der CWI anbot, die Haut an ihren Armen und Beinen zu regenerieren, blockte diese ab. Jetsun, die solch eine Diskussion schon einmal erlebt hatte und solch ein Desaster nicht noch einmal erleben wollte, ließ es daraufhin auf sich beruhen.
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submitted by Isi Fox