Fokus
By @…
Moin,
hier ein Copost mit Debora 🙂 Danke Dir, dass Du Dich drauf eingelassen hast. Hat großen Spass gemacht!
Es geht auch um Missionsvorbereitungen. Allerdings etwas andere, als die Übung der Marines.
Ich habe mich dazu auch noch von einer Freundin beraten lassen. Dank auch an sie!
<RPG>
# Ort: USS Hepahaistos, CNS-Büro
# Zeit: MD 5.0930
Ettore betrat das CNS-Büro. Es war ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein. Es hatte sich einiges geändert. Nazira hatte ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und umgestellt oder neu dekoriert.
„Guten Tag, Miss Tapai. Sehr hübsch geworden“, sagte er beim Eintreten und ließ den Blick noch etwas schweifen. Auch sie hatte viele Pflanzen in diesem Raum, jede so platziert, dass sie eine gemütliche, entspannte Atmosphäre förderten. Dazu waren einige Landschaftsbilder gekommen, auf die man bequem aus jedem Winkel des Büros aus sehen konnte. Es waren unterschiedliche Landschaften, die ihm nichts sagten. Vermutlich von ihrem Heimatplaneten? Jedefalls war, soweit er das sagen konnte, für jeden Geschmack etwas dabei. Und er wusste – so mancher Patient konzentrierte seinen Blick zu bestimmten Zeiten in einem schwierigen Gespräch gerne auf etwas anderes, als den Therapeuten.
„Guten Tag, Mr. della Scala. Es freut mich, dass es Ihnen gefällt. Nehmen Sie doch Platz und erklären Sie mir bitte ganz entspannt, worum es geht“, sagte Nazira höflich. „Und nur keine Scheu, es ist sicher ungewohnt für Sie, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen.“ Sie lächelte freundlich.
Ettore erwiderte das Lächeln: „Sicher genauso ungewohnt wie für Sie als Counselor, jemanden zu haben, der die Diagnose schon kennt.“ Er zog die Uniform glatt, bevor er sich setzte.
Nazira lächelte ihn warm an. Darf ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?“, erkundigte sie sich.
„Gerne, eine Spremuta, einen frisch gepressten Orangensaft, bitte.“ Er legte ein Padd bereit, lehnte sich dann entspannt zurück und bedankte sich, als Nazira das gewünschte Getränk vor ihm abstellte.
„Dann erzählen Sie mal von Ihrer ‚Diagnose'“, forderte sie ihn auf und legte ein Padd bereit.
„Versagensangst“, antwortete er schlicht.
Nazira hob die Augenbrauen. „Können Sie mir das bitte näher erläutern?.“
„Ja natürlich“, erklärte Ettore, „Aber erst wollte ich noch erklären, warum ich mich an Sie gewandt habe, wo ich doch schon weiß, was ich habe und letztendlich auch weiß, was ich bei Angstattacken tun muss. Ich brauche Sie vor allem, um meine Gedanken und Gefühle zu sortieren und einordnen zu können, um handlungsfähiger zu werden. Wissen Sie, ich habe so lange mit Supervision gearbeitet. Das fehlt mir auf meinem neuen Posten. Daher brauche ich da Ihre Hilfe.“
// Ich fühle mich geehrt// dachte sie und sagte dann: „Das kann ich nachvollziehen. Aber auch bei einem solchen Ansatz bin ich Ihnen gerne behilflich.“ Sie machte eine kleine, ruhige Geste mit der Hand um ihn aufzufordern, weiter auszuführen.
„Nun, wie Sie wissen bin ich auf den Posten des Zweiten Offiziers beordert worden. Soweit so gut. Ich habe ja bereits Erfahrung als Führungsoffizier eines Schiffes. Aber warum jetzt, zu Kriegszeiten? Ich bin kein ausgebildetete Kommandant für Kampfhandlungen. Es stehen doch sicher genug junge Offiziere bereit, die von einem Kommando träumen und entsprechend ausgebildet sind. Warum ich?“ er strich sich mit den Fingern durch das Haar, als wolle er sie raufen.
Er grummelte: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir oder dem Captain da jemand einen dummen Streich spielen will. Aber das nur am Rande.“
Nazira bemerkte seine nervöse Geste, kommentierte seinen Zustand jedoch nicht und hakte statt dessen nach: „Was meinten Sie mit ‚dummer Streich‘?“
„Ach!“ Ettore seuzte. „Mit Commodore Ruthven hat es mal einen kleineren Zwischenfall gegeben… wegen meiner Behinderung. Ich weiß, unter welchem psychischen Druck die Commodore damals stand. Ich habe es ihr nicht persönlich genommen, auch wenn es mich damals wortwörtlich umgehauen hat. Alte Geschichten.“ Er winkte ab. „Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie dahinter steckt, dass ich auf dem Posten bin. Entweder unserem Captain zuliebe, aus Wiedergutmachung… ich weiß es nicht. Irgendwie fühlt es sich nach Falschspielen an. Man setzt doch nicht auf ein lahmes Pferd, wenn man das Rennen gewinnen will. Wenn Sie diesen Vergleich erlauben.“
Die Trill guckte den Italiener ungläubig an und dann musste sie einfach Lachen. „Entschuldigen Sie.“ Sie hielt die Hand vor den Mund und hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.
„Aber, Mr. della Scala. Ich glaube, da hat sich bei Ihnen eine Ecke zu viel in die Gedanken geschlichen“, erklärte sie ruhig, aber immer noch amüsiert. „Wenn sie wirklich falsch spielen würde – was ich nicht glaube – würde sie ja das Leben vom Captain, von uns allen und letztendlich auch von sich selber gefährden. Warum sollte sie das tun?“
Ettore runzelte die Stirn. „Hmm….“ Er dache einen Augenblick nach. „Da haben Sie recht. Vermutlich habe ich mich da in Gedanken festgefahren. Das könnten wir also als abgehakt behandeln. Ich werde bei Gelegenheit einfach den Captain drauf ansprechen.“
Er notierte sich ‚Shay, Commodore Ruthven, Versetzung?‘.
„Vor meiner Nachfrage wollten Sie mir erläutern, worin ihre Ängste bestehen“, nahm die Trill den Faden wieder auf.
„Ja. Ich habe einfach Angst davor, dass es an meiner Unfähgikeit scheitert und ich andere, die Crew, den Flottenverband, die Sternenflotte mit ins Verderben ziehe. Ich meine – ich kann wegen meiner Behinderung nicht das übliche Sternenflottenprotokoll befolgen, ein Außenteam anzuleiten. Ich kann noch nicht mal ein Phasergewehr halten.“
Er imitierte das Halten mit einer Hand und ließ sie dann einfach sinken. Zwischendurch hatte seine Stimme etwas empört geklungen, aber zum Schluss war es ein eher deprimierter Ton. „Und doch wurde ich auf den Posten befohlen…Bitte helfen Sie mir, Miss Tapai, darüber Klarheit zu bekommen, wie ich es am besten angehe, dass das nicht passieren wird.“
Ettore blickte noch einmal sicherheitshalber auf sein Padd. „Ich glaube das war alles.“
Die kleine Trill nickte langsam und bedächtig. Ihr zweiter Offizier hatte sich in der Tat einen ganz schönen Batzen an Versagensängsten und Selbstzweifeln zurecht gelegt und sich ziemlich in diese hineingesteigert.
„Ich möchte die reale Gefahr des Krieges nicht verharmlosen“, sagte Nazira und blickte nochmal auf ihre Notizen. „Dennoch scheinen Ihre Gedanken vorallem in einem Konzept gefangen zu sein, das die Ängste schürt.“
„Konzept?“ Ettore blickte auf und Nazira an. Aber es war kein fokussierter Blick, so verschwammen ihre Trillpunkte noch mehr als sonst. Seine Gedanken rasten. „Ah, ich verstehe. Danke. Selbsterfüllende Prophezeihung.“
Er tippte ‚Selbsterfüllende Propheizeihung‘ in sein Padd.
Sie betrachtete ihn eine ganze Weile lang mit zur Seite leicht geneigtem Kopf. „Sie haben den falschen Fokus, Mr. della Scala“, sagte sie dann ruhig.
„Den falschen Fokus?“ fragte er, unbewusst ihre Geste imitierend, was der Trill durchaus auffiel. Er spiegelte sie. Das war gut. Es zeigte Rapport und Akzeptanz seines Gegenübers.
Nazira nickte. „Sie konzentrieren sich auf das, was Sie _nicht_ können.“ Kurz pausierte sie. Dann musste sie lächeln. Es passte zu dem Italiener, dass er sich so viele Gedanken um seine Schwächen machte. Dann ermunterte sie ihren Gegenüber: „Wenn Sie so streng und genau mit sich sind: Was sind, nach Ihrer eigenen Selbstkenntnis, Ihre Stärken, worin sind Sie gut?“
Ettore hielt kurz inne, dann lehnte er sich vor und notierte ‚Fokus‘ auf sein Padd.
„Ich war bereits in der Kommandoebene tätig, kenne die Crew, da ich nicht neu auf das Schiff versetzt worden bin, habe Erfahrung in diplomatischen Missionen, bin normalerweise ruhig, agiere eher defensiv und sehe den Einsatz von Waffen nicht als Lösung eines Problems an“, antwortete er spontan. „Leider habe ich auch den Hintergrund, dass die Prometheus-Klasse für taktische Aufklärung und Kampfeinsätze in Dienst gestellt wurde.“ Er seufzte.
„Moment, bitte. Werten Sie das erstmal nicht in dieser Phase. Ihr letzter Punkt sollte also heißen ‚Hintergrundwissen‘. Das ist doch nicht gerade wenig. Es sind schon mal mehr Punkte als auf der Soll-Seite. Da hatten wir“, sie schaute nochmal auf ihr Padd, „Kampferfahrungen als Kommando-Offizier, Kampf, Außenteam. Wobei wir die beiden letzten Punkte wohl dem Hintergrund Einschränkungen durch Ihre Behinderung zuordnen können. Dann sind es ja eigentlich nur zwei Punkte: Kampfkommandant auf der Brücke und Einschränkungen durch Behinderung.“
Ettore machte sich auch eilig einige Notizen. Beim schnellen Tippen rutschte das Padd auf der glatten Oberfläche hin und her. Er gab ein undefiniertes Geräusch von sich, das Nazira überrascht aufblicken ließ.
„Entschuldigen Sie.“ Er seufzte, griff in seine Tasche und holte eine kleine rutschfeste Unterlage raus und legte das Padd darauf. Nun konnte er weiter tippen.
Nazira beobachtete das Ganze interessiert. Es war eher selten, dass ihr Gegenüber sich genau wie sie Notizen zum Gesprächsverlauf machte. Auch hatte sie sich eigentlich nie überlegt, welche Alltagstücken der Italiener anscheinend täglich überwand. Dennoch bewunderte sie seine Routiniertheit mit solchen kleineren Schwierigkeiten. Er schien auf alles stets gut vorbereitet zu sein, das war ihr schon früher aufgefallen. Dennoch wollte sie ihren kleinen Einwand nicht ungesagt lassen.
„Mr. della Scala… ich weiß, sich Notizen zu machen, liegt in unserer Natur, und ich möchte Sie nicht davon abhalten.. aber wäre es nicht vielleicht hilfreicher, Sie würden sich darauf konzentrieren, was unser Gespräch bei Ihnen auslöst? Wie _Sie_ sich dabei fühlen?“ fragte die silberhaarige Trill langsam und bedächtig, ihre großen grünen Augen lagen ruhig und beobachtend auf ihm, und erneut legte sie ihren Kopf ein wenig schief, als sie ihn genau betrachtete. Dem Italiener fiel auf, dass sie dies immer zu tun schien, wenn sie nachdenklich war. Langsam nahm sie einen Schluck von ihrer großen Teetasse, die sie sich zusammen mit seinem Orangensaft geholt hatte. Sie strahlte Ruhe aus, so intensiv, als wolle sie ihn entspannen, beruhigen, von seiner Nervosität herunterholen. „Wenn es hilft, können Sie gerne im Anschluss noch einem Moment hier im Büro bleiben, sich sortieren und dann alles notieren…die wichtigen Erkenntnisse bleiben meist ohnehin haften“, fügte sie sanft und langsam an.
„Nein, ich brauche das jetzt. Es hilft mir wirklich, langsam klarer zu sehen“, murmelte er vor sich hin. Dann machte er noch eine Eingabe in das Padd, guckte noch einmal auf seine Notizen und lehnte sich zurück. Dann sah er die junge Trill direkt an. „Ich fühle, wie die Gedanken in meinem Kopf langsam aufhören zu kreisen und an Ort und Stelle verbleiben. Jetzt kann ich anfangen aufzuräumen.“ Er lächelte.
Nazira lächelte ebenfalls. „Möchten Sie mir diesen Prozess genauer beschreiben?“, fragte sie einladend.
Ettore nickte. „Nun, es macht mich handlungsfähiger. Der Sturm der Gedanken überrollt mich nicht, sondern ich kann sie aufräumen. Es ist eine besseres Gefühl, selber agieren zu können, statt etwas ausgeliefert zu sein.“
Nazira sah, dass es für ihn Sinn machte, sich Dinge im Gespräch zu notieren. Er schien dennoch alles mitbekommen zu haben, was sie gesagt hatte. Sie nickte langsam zu seiner Erklärung. Das klang gut.
„Den einen Punkt werde ich nicht ändern können.“ Es klang ein wenig traurig. Er griff sich an die linke Schulter und strich mehrfach mit der Handfläche darüber. „Ich werde mich also auf die Überwindung des anderen mit Hilfe meiner Stärken konzentrieren.“
Nazira nickte zufrieden und machte sich selber ein paar Notizen. Sie war froh, dass er eine aktive Formulierung mit ‚konzentrieren‘ gewählt hatte. Nicht einschränkend mit ‚darauf konzentrieren müssen‘. Auch wenn ihm seine Behinderung wohl ab und an einen kleinen Stich gab, wenn er an seine Einschränkungen dachte, schien diese wohl nicht der Hauptgrund für die Ängste des Italieners zu sein. Das war auf jeden Fall eine interessante Erkenntnis.
„Eine Frage: Wie läuft, Ihrer Meinung nach, Ihre Zusammenarbeit mit dem Captain und Commander deCoster?“, erkundigte sie sich wie beiläufig, wieder mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, wie er bemerkte.
„Ich denke, es läuft ganz gut“, begann Ettore vorsichtig. „Wir sind noch nicht so lange in dieser Konstellation ein Team, aber haben, glaube ich, eine gute Vertrauensbasis.“ Er ging in Gedanken noch mal die letzten Übungen durch. Eigentlich hatte auch der mehrtätige Probeflug zum Abschluss der Wartungsarbeiten ohne Shay gut geklappt.
„Ja, Vertrauen ist auf jeden Fall da. Wenn jeder die Routinen kennt. Wir sind alle keien Rookies mehr. Es ist sehr angenehm, mit erfahrenen Personen zusammenzuarbeiten. Und ich habe dem Captain ja lange als Berater zur Seite gestanden und kennen seinen Stil.“ Ettore guckte nun Nazira an. „Ich verstehe noch nicht ganz, wie mir das weiter hilft. Mit Routine, werden wir es ja vermutlich kaum zu tun haben.“
Die kleine Trill lächelte. „Nein, natürlich nicht. Aber Sie haben gerade bestätigt, dass Sie mit dem Captain und der Commander eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit erleben. Das ist mit das Wichtigste auf einem Schiff: eine stabile Führungscrew, die der Besatzung Vertrauen gibt.“ Sie pausierte kurz. „Sie sind zu dritt. Wenn das Schiff getrennt wird, hat es drei Teile, jedes von einem von Ihnen geführt. Wenn Sie drei gut zusammenarbeiten können, dann können es die drei Teile der Hephaistos auch. Und das ist wichtig, finden Sie nicht auch?“ sie legte ihren Kopf erneut ein wenig schief, Ettores Reaktion abwartend.
„Ja. Auf jeden Fall!“, antwortete Ettore. Diesmal machte er sich keine Notizen, weshalb Nazira nachfragte. „Höre ich da ein ‚aber‘?“
„Jein“, antwortete Ettore. Er machte eine Art Grimasse, als er das Jein in die Länge zog. „Ich muss sagen, dass ich eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Commander und dem Captain nie angezweifelt hatte.“
„So? Welcher der drei Schiffsteile wurde für den Ernstfall Ihnen zugeteilt?“, erkundigte sie sich.
„Die Tertiäre Sektion. Hades.“ antwortete er ruhig.
Die CNS nickte langsam. „Hades. So viel ich weiß, ist Hades hauptsächlich für den Schutz der zivilen Besatzungsmitglieder verantwortlich, Krankenstation, und so weiter,hauptsächlich eine Unterstützungseinheit, richtig?“
Der 2O nickte langsam. „So ist es.“
„Und für die kommende Mission sind die meisten Zivilisten von Bord gegangen.“ Sie pausierte kurz. „Sie haben dennoch eine Brückenbesatzung in Hades, richtig?“
„Genau. Es sind ja nicht nur Personen, sondern auch Ressourcen in der tertiären Sektion“, sagte er wieder langsam und fügte dann an, „Sie wollen darauf hinaus, dass Hades von allen drei Teilen am besten zu mir und meinen Befähigungen passt, und ich ohnehin nicht alles alleine machen muss, richtig?“
Nazira lächelte bestätigend.
„Ich habe Hades jetzt schon einige Male kommandiert. Der Aufgabe fühle ich mich durchaus gewachsen“, sagte er.
„Dann ist es also doch das Gesamtkommando? Sie haben doch auch öfters das Brückenkommando in der einen oder anderen Schicht, oder wenn Captain Ruthven und Commander DeCoster aus einem anderen Grund, zum Beispiel einer Außenmission, nicht da sind. Was ist anders?“, erkundigte sie sich.
Ettore seufzte tief. „Ich habe schon früher in Vertretung des Captains ein Schiff kommandiert. Es ist ein enormer Unterschied, ob Sie ein Schiff kommandieren oder ein Schiff kommandieren, das in Kriegszeiten ständigt einem Angriff oder Verteidigungsfall ausgesetzt ist. Für derartige Handlungen fehlt mir sowohl die Intuition als auch die Erfahrung. Da helfen auch x Simulationen und Übungen nichts. Deshalb fühle ich mich so fehl am Platz. Commander deCoster hat gerade erst ein Schiff verloren, obwohl sie als Kommandantin sehr erfahren ist. Sie hatte schon ein eigenes Kommando und ist hier ja eigentlich eher zurückgestuft eingesetzt…der Captain selbst kommt aus dem Sicherheitsbereich, er hat einen 7. Sinn für Gefahren…Ich glaube, sie verstehen, worauf ich hinaus will?“
Auf ein bestätigendes Nicken von Nazira fuhr er fort: „Als Team ergänzen sich unsere Fähgikeiten, aber auf mich allein gestellt, habe ich da wenig zu bieten. Das macht mir Angst. Dass der Ernstfall nicht dann eintritt, wenn wir uns ergänzen, sonden wenn es hart auf hart auf die Befähigungen des Einzelnen ankommt.“
Langsam nickte die Counselor, während sie ihn weiter genau, aber unaufdringlich beobachtete. Sie konnte seinen Punkt durchaus nachvollziehen.
„Ich verstehe Sie.“ sagte sie langsam. „Wir haben eben bereits über Ihre unterschiedlichen Stärken gesprochen. Lernen Sie die Brückencrew näher kennen, noch besser als bisher. Deren Stärken. Damit Sie im Fall des Falles besser deligieren können.“ Nazira lächelte Ettore warm an.
„Wir haben schon sehr viele Übungen und Simulationen gemacht“, sagte Ettore. „Ich weiß, dass ich mich auf die Crew verlassen kann. An Ihnen zweifele ich nicht. Nur an mir. Aber vielleicht wird dieser Zweifel in schwierigen Zeiten einfach bleiben.“ Er sah Nazira an.
Erneut nahm die silberhaarige Trill einen Schluck ihres Tees, wie um sich etwas Zeit zum Nachdenken zu erkaufen. Als sie die Tasse wieder abgesetzt hatte, fuhr sie wie unterbewusst langsam mit einem schlanken Finger Kreise auf dem Rand der Tasse. „Zweifel sind nicht falsch, Mr. della Scala, im Gegenteil. Jemand, der niemals Zweifel an seinen Befähigungen hat, hört auf, sich selbst und seine Entscheidungen zu hinterfragen. Er hält sich, zumindest im fraglichen Bereich, für perfekt. Und das kann dann wiederum zu Fehlentscheidungen führen. Und dazu, die Blickwinkel seiner Crew zu ignorieren. Von daher… zweifeln Sie nicht an Ihren Zweifeln.“ Sie lächelte leicht. „Nehmen Sie sie an. Nutzen Sie sie, um sich selbst stets zu hinterfragen. Nur lassen Sie sich nicht von ihnen überwältigen. Sie sind der Herr Ihrer Zweifel, nicht anders herum.“
Ihre Stimme war sanft und langsam. Ettore fiel auf, dass sie immer, wenn sie etwas ihrer Meinung nach wirklich wichtiges sagte, deutlich langsamer und sanfter sprach, anstatt, wie viele andere Personen, dann lauter und eindringlicher zu werden. Und er wusste aus eigener Erfahrung: Zuhören – wirklich zuhören – tat man meist ehr bei leisen Dingen.
Ettore verstand, was sie meinte. Es waren Sachverhalte, die ihm natürlich ebenso bekannt waren, wie ihr. Dennoch schienen sie aus dem Munde der jungen Trill noch einmal eine andere Wirkung zu entfalten. Vielleicht war es etwas, das einem gesagt werden musste, um es sich selber vorsagen zu können.
Nazira blickte nochmal auf ihre Notizen. „Ich denke soweit konnten wir die wichtigen Punkte klären.“ Sie sah den Italiener an, der bestätigend nickte. „Das sehe ich auch so.“
„Ich gehe davon aus, dass Sie selber wissen, was Sie bei Angstattacken machen müssen, um dem Gegenzuwirken?“, fragte sie lächelnd und nur halbernst.
„Aber natürlich.“ Ettore musste ebenfalls lachen. Er wirkte auf sie etwas frischer, als noch zu Beginn ihres Gesprächs.
„Ich bedanke mich bei Ihnen, Miss Tapai, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir mit Ihrer fachlichen Kompetenz in meinen Gedanken etwas auf die Sprünge zu helfen.“ Er war aufgestanden und hatte Nazira die Hand gereicht.
Nazira nahm seine Hand ohne Zögern und schüttelte sie kurz. „Das habe ich gerne gemacht, Mr. della Scala. Meine Tür steht Ihnen immer offen.“ Sie lächelte ihn warm an.
Nachdem er sich verabschiedet hatte und die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, nahme die kleine Trill ihre noch immer halbvolle Tasse und setzte sich mit einem langem Ausatmen auf die Couch, dem Gespräch nachspürend. Es war interessant gewesen, und ganz anders als sonst. Trotzdem fühlte sie sich etwas ausgelaugt, und diese drückenden Kopfschmerzen setzten wieder einmal ein, das übliche Warnsignal für sie, dass sie dringend eine Auszeit brauchte. Auch, wenn die Hephaistos nun recht lange im Dock gelegen hatte, für viele der Crew war es keine Zeit zum Ausspannen gewesen, im Gegenteil. Sie selbst war da auch keine Ausnahme. Seit sie aus der Anomalie heraus waren, hatte sie immer einen vollen Terminkalender gehabt.
Ihr Blick wanderte zu der Tür, die früher in das Miniosum geführt hatte, und hinter der sich nun das Arboretum verbarg. Bei dem sie versprochen hatte, sich mit darum zu kümmern, solange Melody von Bord war. Seufzend stand sie wieder auf, stellte die Tasse zurück in den Replikator und warf einen Blick auf ihren Terminkalender. Sie hatte eine Stunde bis zu ihrem nächsten Termin – Zeit genug. Mit einem kleinen Lächeln ging sie zu besagter Tür, und trat dann ins Arboretum. Sie nahm einen tiefen Atemzug, den Duft der feuchten, pflanzen- und erdegesättigten Luft in sich hineinsaugend. Ja, auch sie wusste, was sie gegen ihre eigenen Stresssymptome tun konnte und sollte. Sie nahm die Gartenhandschuhe, die neben der Tür bereit lagen, und ging weiter in den großen hellen Raum hinein, bis sich die Tür hinter ihr wieder schloss.
</RPG>
<SUM>
# Ort: USS Hepahaistos, CNS-Büro
# Zeit: MD 5.0930
Nazira und Ettore führen ein Gespräch über Ängste, Zweifel und wie man beides überwindet.
</SUM>
submitted by
Debora
&
Kim
aka
Lt. Nazira Tapai, CNS, USS Hephaistos
&
LtCmdr. Ettore Ludovico della Scala, 2O, USS Hephaistos
SD 300512.9